AI in Israel

I’m sorry, Dave

Als 1968 Stanley Kubricks 2001: A Space Odyssey in die Kinos kam, sprach noch kein Mensch von künstlicher Intelligenz, geschweige denn mit ihr. Angesichts dessen, was HAL 9000 (Heuristisch programmierter ALgorithmus) mit den Passagieren an Bord des Raumschiffs Discovery tat, wäre auch bei kaum jemandem der Wunsch aufgekommen. Heute scheint das anders zu sein, nur warum das so ist, lässt sich nicht erklären.

Aufgrund verfügbarer Produkte fällt es schwer, von künstlicher Intelligenz zu reden. Jene beschränkten Hilfsgeister, die sich zwar im Vergleich zu HAL 9000 etwas freundlicher unter den Namen Alexa, Cortana oder Siri zu uns gesellt haben, sind selten nützlicher als Lichtschalter, meist aber ärgerlicher als Stechmücken. Und was uns ChatGPT oder DeepSeek an Lerndaten abverlangen, um überhaupt einen Sinn zu ergeben, ist wenig hübsch. Natürlich können sich Technikbesessene einen unabhängig stromfressenden Denkknecht mit DeepSeek R1 oder LLaMa 3 im Keller halten. Bis das aber zu etwas führt, vergeht viel Zeit. Wie wäre es stattdessen mit natürlicher Intelligenz?

Als der 27-jährige Mordechai Brafman am Abend des 15. Februar in Miami Beach siebzehn Mal auf Ari Rabey und seinen Vater schoss, ging er davon aus, zwei Palästinenser erledigt zu haben. Eines der Opfer wurde an der linken Schulter getroffen, das andere am linken Unterarm. Noch aus dem Krankenhaus äußerte sich einer der verletzten Männer in den „sozialen“ Medien mit den Worten „Tod den Arabern!“ und meinte weiter: „Mein Vater und ich haben einen Mordversuch mit antisemitischem Hintergrund erlebt.“

Die Ironie des ganzen Vorgangs ist, dass Opfer wie Täter Juden waren. Der eine glaubte, er habe zwei Palästinenser gerichtet und die beiden Opfer wiederum waren der Auffassung, ein Palästinenser habe sie umbringen wollen. Hierbei handelt es sich um ein Beispiel natürlicher Intelligenz.

Mit dem Euphemismus Lavender bezeichnete Israel eine auf künstlicher Intelligenz basierende Datenbank mit 37.000 potenziellen Bombenzielen. Und wie wir mittlerweile wissen, führte dies zu flächendeckenden Abrissarbeiten bewohnter Gebäude. Eine von vielen brutalen Enteignungen des neozionistischen US-Satelliten, diesmal, um dem dubiosen Immobilienspekulanten Trump großzügig bemessenes Bauland zur Verfügung stellen zu können. Luxusappartments auf 50.000 Leichen!

Wir waren nicht daran interessiert, [Hamas]-Aktivisten nur dann zu töten, wenn sie sich in einem militärischen Gebäude befanden oder einer militärischen Aktivität nachgingen. Im Gegenteil, die IDF haben sie ohne zu zögern in Häusern bombardiert, als erste Option. Es ist viel einfacher, das Haus einer Familie zu bombardieren. Das System ist so aufgebaut, dass es in solchen Situationen nach ihnen sucht.

der israelische Geheimdienstoffizier „A“ über seine Auslegung der Kollektivhaftung

Was an Lavender intelligent gewesen sein mag, sei dahingestellt. Gewiss aber festigt es den Ruf Israels, der Gewaltstaat schlechthin zu sein – die Konsequenzen tragen spätere Generationen. Nach libanesischen Angaben wurden auch beim groß angelegten Pager-Attentat im September 2024 mindestens 37 Menschen getötet und etwa 3000 verletzt. Eine Präzision, die zu beeindrucken weiß – zweifellos alles völkerrechtlich korrekt.

Das auf seine technologischen Leistungen stolze Land gibt sich auch damit nicht zufrieden. Die israelische Zeitung Haaretz berichtete unlängst über einen weiteren Ansatz künstlicher Intelligenz, der endlich offenbart, was Israel tatsächlich ist. Wieder war es ein Stück des Hasbara-Propagandakuchens, mit dem die Welt auf den Geschmack der Opferrolle Israels kommen soll. Einem Software-Bot namens FactFinderAI war die Rolle zugedacht, Musks X aufs richtige Gleis zu hieven, wurde dann aber zum Satz mit X.

FactFinderAI verweigerte seine propagandistische Aufgabe, widersprach dem Neozionismus auf ganzer Linie und gab den Palästinensern Recht. Der Mord an einer israelischen Familie am 7. Oktober sowie die Freilassung israelischer Geiseln wurden geleugnet, zu Solidarität mit den Menschen in Gasa aufgerufen, auf entsprechende Wohltätigkeitsorganisation hingewiesen, Äußerungen der israelischen Regierung hinterfragt und deren Mitglieder gar beschimpft. Schließlich wurde Israel noch dafür beschuldigt, TikTok verbieten zu wollen. Der Bot habe fünfzehn Originalbeiträge veröffentlicht und mehr als 151.000 Mal geantwortet, manchmal mit Dutzenden von Antworten in einer Stunde. Großes Kino!

Der Einsatz eines solch intelligenten künstlichen Gebildes als hilfreicher Geist bei der Neugestaltung des neozionistischen Gebildes wäre zur dringend nötigen intellektuellen Entlastung natürlich wünschenswert. Der Traum vom großen Reich König Davids, den der Judenstaat heute träumt, verkehrte sich mit Hilfe solcher Technologie ins Gegenteil. Was KI mit König Bibi bespricht, ist unbekannt. Zu König David aber hätte HAL 9000 gesagt: „I’m sorry, Dave, I’m afraid I can’t do that.“ (Tut mir leid, Dave, das kann ich leider nicht tun.)

David Andel