Die Qualität „demokratisch legitimierter“ Regierungen ist das Gegenteil einer Epistokratie (Philosophenherrschaft), da sie regelmäßig zuverlässig durch Dummheit und Beeinflussbarkeit von Politikern wie Wählern entsteht. Die schwerwiegende Folge im vorliegenden bundesdeutschen Fall ist eine kompetenz- und ziellose Politik, führend nur im Bereich aussichtsloser Absichten und herausragend vor allem in der Folgsamkeit gegenüber einem sterbenden religiösen Imperium.
Im Frühjahr 2022 glaubte sich mancher deutsche Bürger in einem Alptraum. Der Geist Gerhard Löwenthals hatte sämtliche Medien unter seine Kontrolle gebracht und ein wiederauferstandener Alfred Rosenberg forderte die Aufteilung Russlands zur Raumgewinnung im Osten: „Die Aufmerksamkeit Deutschlands hat sich vielmehr, was die Ostfrage anbetrifft, nah einer anderen Richtung hinzuwenden, d. h. die starken separatistischen Bewegungen in der Ukraine und im Kaukasus in Betracht zu ziehen.“. Manche Auslandsmedien und Waren wurden verboten oder verpönt, Freundschaften endeten und Feindschaften wurden gesucht. Lawinen völkerrechtswidriger Sanktionen wurden beschlossen, Pazifisten als staatszersetzend diskreditiert und die Rückkehr der Wehrpflicht gefordert. Das alles war aber kein Traum, sondern die Vorbereitung eines Krieges gegen Russland.
Der zum Oberwaffenpfaffen mutierte Ex-Präsident der BRD und Ex-Kirchenfunktionär der DDR Joachim Gauck meinte im Dezember 2022: „Wir leben nicht nur mit Menschen zusammen, deren Meinung wir teilen. Wir müssen ertragen, wenn Menschen dumm bleiben wollen. Aber wir müssen nicht ertragen, wenn sie ganz grundsätzlich unsere Verfassung angreifen.“. Und in der Tat müssen Menschen auch Politiker ertragen, wenn diese dumm bleiben möchten, nicht jedoch dann, wenn die Zukunft Europas auf dem Spiel steht. Und es ist ein solcher Fall, den Herr Gauck und seine Bande dumm bleibender Politiker erfolgreich geschaffen haben.
Wenn in Preussen-Deutschland ein Mitverantwortlichkeits-Gesetz existierte, wie es in allen wirklich parlamentarisch regierten Ländern existiert und wie es dem preussischen Volke nebst vielen anderen schönen Dingen seit nunmehr 64 Jahren versprochen ist, so müsste der Reichskanzler und preussische Ministerpräsident Dr. Bethmann Hollweg unter Anklage gestellt und verurteilt werden. Als mildernder Umstand könnte ihm wohl angerechnet werden, dass er nicht die treibende, sondern die getriebene Kraft zum Kriege gewesen ist, getrieben von oben und von unten. Aber ein Minister, der sich zum Werkzeug der Kriegshetzer hergibt, der die Unverantwortlichen mit seiner Verantwortlichkeit deckt, der die schmähliche Aufgabe übernimmt, den längst vorbereiteten Angriffskrieg vor seinem Volke und aller Welt als Verteidigungskrieg hinzustellen, der durch diese Lüge das fürchterlichste Urteil entfesselt, welches je über unseren Erdball hereingebrochen ist, und seinem Vaterlande, ob es siegt oder unterliegt, auf Generationen hinaus unheilbare Wunden schlägt, — der die Blüte der Nation zu vielen Hunderttausenden dem Tode oder der Verstümmelung überliefert, die mühsame Arbeit eines halben Jahrhunderts mit einem Schlage vernichtet, die Kulturbande der zivilisierten Nationen jäh zerreisst und blühende Teile Europas in Trümmerfelder verwandelt, — er wird die Strafe tragen müssen, die solcher Missetat zukommt.
der Pazifist Richard Grelling über Deutschland in „J’accuse! Von einem Deutschen.“, 1915
Die bundesdeutsche Parteienlandschaft erinnert an die Mexikos, wo die sozialdemokratische PRI über 70 Jahre an der Macht war und sich parasitär in den Schlüsselpositionen der Gesellschaft verankerte, sämtliche Staatspräsidenten, Gouverneure, die meisten Senatoren wie die Mehrheit der Abgeordneten in den Parlamenten auf allen Ebenen des Landes stellte. In der deutschen Bundesrepublik übernimmt die CDU die Rolle der PRI, da sie seit 1949 beträchtliche 52 Jahre lang den Posten des Bundeskanzlers für sich zu verbuchen wusste, wovon Kohl und Merkel zusammen bereits 32 Jahre ausmachen. Die von Herbert Wehner auf Linie getrimmte Scheinopposition SPD, die von Joseph Fischer modellierte russophobe Neocon-Sekte der Grünen, ein Mehrheitsbeschaffungsalibi namens FDP und der x-te Aufguss ewig Gestriger namens AfD stellen den kläglichen Rest des tristen Parteienestablishments in Deutschland dar. Ihnen allen ist Folgsamkeit gegenüber dem Kriegsbündnis NATO und dessen Hauptsponsoren USA gemein, sodass dem Wähler nun eine Handvoll transatlantischer Einheitsparteien zur Verfügung stehen. Der Trend geht in Richtung Kleinparteien mit Blockflötencharme und bestenfalls nuancierten Unterscheidungsmerkmalen, die nur selten außerhalb des Wahlkampfs zum Ausdruck kommen.
Gustav Heinemann war zunächst Mitglied der CDU, wechselte dann über die von ihm gegründete GVP zur SPD und wurde 1969 Bundespräsident. 1969 wechselte Jürgen Möllemann von der CDU zur FDP, 1970 Erich Mende von der FDP zur CDU. Der Abgeordnete Oskar Metzger war von 1974 bis 1987 Mitglied der SPD, bis 2007 Mitglied der Grünen und wechselte 2008 zur CDU, verlor jedoch sein Mandat. Otto Schily trat 1989 nahtlos von den Grünen zur SPD über, ebenso wie Ingrid Matthäus-Maier, Andreas von Schoeler und Günter Verheugen dies 1982 von der FDP her taten. Oscar Lafontaine verließ 2005 die SPD und wechselte dann als einer der Partei- und Fraktionschefs zur Partei Die Linke. 2017 trat die niedersächsische Grünen-Abgeordneten Elke Tweste zur CDU über, was zu Neuwahlen führte.
Wenn ihr Verstand in euren Hirnen hättet!
Publikumsbeschimpfung des bellizistischen Wüterichs Olaf Scholz am 2. Juni 2023
Parteien ändern sich ebenso, sodass die ehemals pazifistisch-ökologischen Grünen nun weder mehr das eine noch das andere sind, sondern vor allem kompromisslose Gefolgsleute geostrategischer Ziele der USA und ihres europäischen militärischen Fortsatzes, der NATO. Längst hätte diese Partei ihren Namen ändern müssen, was natürlich das Aufwachen einer Wählerschaft mit elektrisch betriebenem SUV, stets aktuellem Smartphone und Bali-Urlaub aus ihrem ignoranten Schlaf bedeutet hätte, die mit der Stimmabgabe ihr schlechtes Gewissen beruhigt. Hieße die Umwelt- und Friedenspartei vergangener Tage KfK (Kriegsverweigerer für Kriegseinsätze) oder KoMa (Konvertierte Maoisten), wären die Aussichten auf Stimmen eher begrenzt. Nein, die Grünen sind über vierzig Jahre nach ihrer Gründung keine Ausnahmeveranstaltung mehr und gesellen sich damit zu den anderen Demokratiesimulanten unserer Zeit. Das irgendwie basisdemokratische, irgendwie ökologische, irgendwie friedliche und irgendwie politische Flickwerk, das vor 40 Jahren noch als Auffanglager für viele Andersdenkende von extrem rechts bis extrem links diente, die aufgrund ihres Nonkonformismus nirgendwo anders politisches Gehör gefunden hätten, ist klassisches „Soft Power“-Opfer der USA. Die Grünen haben weder Pazifismus noch Ökologie jemals verstanden, was schon an ihrem oft zur Schau gestellten Nachwuchs deutlich wird.
Nichts verursacht so viel Kohlenstoff wie ein Mensch der ersten Welt. Und doch haben Sie einen geschaffen. Und warum? Warum haben Sie das getan? Er wird in seinem Leben 515 Tonnen CO2 produzieren. Das entspricht 40 Lastwagen. Ihn zu haben ist gleichbedeutend mit fast 6.500 Flügen nach Paris. Sie hätten 90 Mal im Jahr hin- und zurückfliegen können, fast jede Woche Ihres Lebens, und hätten trotzdem nicht die gleichen Auswirkungen auf den Planeten gehabt wie seine Geburt. Ganz zu schweigen von den Pestiziden, den Waschmitteln, den riesigen Mengen an Plastik und den Kernbrennstoffen, die verwendet wurden, um ihn warm zu halten. Seine Geburt war ein egoistischer Akt. Sie war brutal. Sie haben andere zum Leiden verurteilt. Wenn Ihnen die Umwelt wirklich wichtig wäre … würden Sie ihm jetzt die Kehle durchschneiden.
Zitat aus der TV-Serie „Utopia“, Folge 6 der zweiten Saison vom 12. August 2014, Eröffnungssequenz
Die giftgrünen Reformer des ökologischen Pazifismus halten nichts von Lernprozessen, sind ganz im Gegenteil noch gestriger als ewig Gestrige und verkaufen das alles als missverstandenen Fortschritt, sehen sich im Recht aufgrund ihrer Unbeliebtheit. Keine 6,5 Millionen Erststimmen der gut 61 Millionen Wahlberechtigten von über 84 Millionen Deutschen insgesamt stehen in keinem Verhältnis zum Größenwahn dieser Kleinpartei.

Die Machtfrage
Haben Politiker Macht, sind sie mächtig? Das wird gerne behauptet, Belege gibt es dafür kaum. Zwar können Politiker zerstörerische Prozesse wie Kriege, Vernichtung gleich welcher Errungenschaften unter dem Deckmäntelchen der Reform oder staatliche Überschuldung zugunsten unzähliger Interessenverbände anzetteln, der Umkehrfall sieht aber anders aus. Die Verringerung der Schere zwischen Arm und Reich durch steuerliche Umverteilung oder Stimulation, das Aufhalten der Zerstörung unseres Planeten durch Sanktion bekannter Umweltsünder oder auch nur der Versuch der Beendigung eines kriegerischen Konfliktes überfordert sie. Von einer Bagatelle wie der Abschaffung der überflüssigen Sommerzeit mal ganz zu schweigen. Nein, Macht haben Politiker nicht.
Es sei denn, Macht wäre rein negativ besetzt, was Politiker zu den Henkern der Gesellschaft werden ließe. Unsere politischen Henker würden Erfüllungsgehilfen dubioser Interessen und profitierten vor allem finanziell. Ein buntes Karussell mit Posten und Aufträgen wartet tatsächlich auf jene, die zerstören und Platz für Schlechteres schaffen. Politische Machttrunkenheit kann aber auch dem Prinzip folgend „Nach oben buckeln und nach unten treten“ eine zelebrierte Ferne zur eigenen Bevölkerung sein. Gerne sehen sich intellektuell benachteiligte Politiker als über den Dingen stehend und erachten die Bevölkerung als zu dumm, um komplexe Zusammenhänge verstehen zu können.
In Brüssel fallen die heulenden Sirenen politischer Karawanen in den Bereich der Lärmbelästigung. Die Scheinmächtigen haben Angst, trauen sich ohne Bewachung keine fünf Meter mehr in die Öffentlichkeit. Aus Mitarbeiterkreisen bekannt ist vom belgischen Nepoten Charles Michel, dass er nicht erst seit den dortigen Attentaten ein Angsthase ist, während die Nepotin der EU-Kommission von der Leyen ein eigens für sie geschaffenes Luxusappartement im EU-Verwaltungsgebäude Berlaymont bewohnt, das sie sich für 72.000 Euro hat herrichten lassen (zuzüglich 2.685 Euro Wohnzulage im Monat). Auch verzichtete die in Brüssel geborene von der Leyen nicht auf den ihr (warum auch immer) zustehenden „Eingewöhnungszuschuss“ in Höhe von zwei Monatseinkommen. Die flämische Umweltministerin der rechtsextremen N-VA Zuhal Demir verbrachte im vergangenen Jahr 308.840 Kilometer innerhalb ihres Dienstwagens und hält damit die Spitzenposition des Landes. Die grüne deutsche Außenministerin Baerbock schaffte es nur in zwei von 69 Fällen auf die Bundeswehr-Flugbereitschaft zu verzichten, nachdem sie Anfang letzten Jahres durch einen Sprecher mitteilen ließ, den CO2-Ausstoß bei Auslandsreisen möglichst gering halten zu wollen.
Geoff: „Das kann ich nicht tun. Das ist politischer Selbstmord. Meine Karriere wäre beendet.“
Milner: „Was glauben Sie, woher Ihre Karriere kommt? Von Talent und Können? Sie haben Ihre Karriere, weil wir sie ermöglicht haben. Sie haben nur ein Talent, Geoff, und das ist zu tun, was man Ihnen sagt.
Zitat aus „Utopia“, Folge 2 der zweiten Saison vom 15. Juli 2014, ab 35:42
Wirecard war eine Geldwaschanlage mit zu großem Ego und zu kleinem Kundenkreis. Deutschland ist eine Nation mit zu großem Machtanspruch und zu kleinem Wirkkreis. Nach zwei – vor Jahrzehnten und nicht etwa Jahrhunderten – erfolglos angezettelten Weltkriegen mit einer Gesamtzahl von Todesopfern um die hundert Millionen Menschen ist das erstaunlich. Dennoch scheint man sich einzureden, dass nach Bismarck und Hitler noch Großes vollbracht werden könnte. Allerdings basiert der gute wie schlechte Ruf Deutschlands in der Welt vor allem auf Taten des 20. Jahrhunderts und erlosch in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend. So finden sich selbst in Ländern wie Ägypten, die ehemals zu den größten Bewunderern Deutschlands in Arabien zählten, kaum noch deutsche Spuren. Und während es in der 2002 eröffneten „Bibliotheca Alexandria“ zwar eine Abteilung für Frankophone gibt, sind die vereinzelten deutschen Werke eher dem Bereich der Freizeitliteratur und Wörterbücher zuzuordnen. Das sollte niemanden überraschen, denn eine Welt, in der 1923 ein Diplomat wie Fritz Grobba aktiv war kann nicht mehr einer Welt des Jahres 2023 entsprechen, in der eine Karikatur namens Baerbock herumirrt wie eine Fliege ohne Kopf. Daran ändern auch 15,7 Millionen Euro für „Kosten der dienstlichen Kontaktpflege und repräsentativen Verpflichtungen der Beschäftigten an den Auslandsvertretungen“ nichts.
Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinander!
Annalena Baerbock am 24. Januar 2023 bei der Parlamentarischen Versammlung des Europarats in Straßburg
Denkt man an die kulturelle und politische Vielfalt der kleinen BeNeLux-Staaten, dann ist Deutschland vergleichsweise mittelmäßig und abhängig von einer Industrie, die abhängig von billiger Energie ist. Zu viel Zeit ist vergangen, zu wenig wurde abseits der Goethe-Institute unternommen, um wirklich noch irgendwen irgendwo zu beeindrucken. Und selbst der Ruf des einstigen Exportweltmeisters wird gerade ruiniert, denn die Pflege US-amerikanischer Fantasien scheint wichtiger als die Pflege der eigenen Produktivität oder des zarten Pflänzchens deutsch-russischer Beziehungen.
Was der Unterschied zwischen damals und heute ist, lässt sich am britischen Beispiel ablesen. Thatcher kann als eines der Leitbilder der heutigen Wertegemeinschaft gesehen werden, was viel mit Wollen und wenig mit Können zu tun hat. Die Vorstellung fällt nicht schwer, dass Politdarsteller unserer Zeit überzeugter Bestandteil ihrer eigenen Propaganda sind, da deren sichtliche Unfähigkeit so lautstark von einer Konformpresse gelobt wird, dass der Eindruck einer zweiten Wirklichkeit entsteht, die die Bevölkerung währenddessen längst nicht mehr ernst nimmt. Hier findet der Exhibitionismus eines Systems statt, das sich tagein, tagaus selbst befriedigt.
Vom Steine- zum Bombenwerfer
Steine hat er auf die Ordnungsmacht geworfen, den ersten Karl-Marx-Buchladen in Frankfurt eröffnet, aus Überzeugung ein Wahlverweigerer war er, zum fünften Mal verheiratet ist er usw. usf. Vor Jahrzehnten schon hat er mit den Grünen das gemacht, was Eisenhower einst mit den USA tat – um Woody Allen frei zu zitieren. Als allererster grüner Wertewendehals engagierte er sich mit Begeisterung für den allerersten Krieg Europas nach dem Zweiten Weltkrieg und verglich ausgerechnet den während der deutschen Besatzung Jugoslawiens aufgewachsenen Juristen und Präsidenten der Bundesrepublik Jugoslawien Slobodan Milošević mit dem Leinwandschänder und Weltvernichter Adolf Hitler, was ihn zum größten historischen Ignoranten aller Zeiten macht. Die innige Freundschaft Fischers zur großmütterlichen Madeleine Albright besiegelte dann den Weg, den die Grünen als Ganzes später einschlugen: vom pazifistisch-ökologischen Paulus zum transatlantischen Saulus.
Was passierte mit Fischer, dass er vom PLO-Unterstützer und RK-Mitglied (Revolutionärer Kampf) zum transatlantischen Katalysator der Grünen wurde? Fischer war Außenseiter einer damals noch konservativ-rechtsextremen deutschen Gesellschaft. Der ungarndeutsche Sohn eines Metzgers brach die Schule vor Beendigung der zehnten Klasse wie auch eine darauffolgende Fotografenlehre ab und hielt die APO (außerparlamentarischen Opposition) aus dem studentischen Umfeld für stimulierender. Jene Studentenbewegung ging in die Gründung der Grünen über und ermöglichte dem einstigen Schulversager eine politische Karriere. So sympathisch sich das anhören mag, so problematisch wurde sein Zugehörigkeitsdrang. Man müsse „zugreifen, wenn Führungspositionen“ angeboten werden und „lebensgeschichtliche Perspektiven möglich erscheinen“ heißt es in einer Sponti-Postille. Fischer gehörte nie den „Fundis“ oder ökologischen Fundamentalisten an, sondern war von Anfang an „Realo“. Es war seine Absicht, dass diese Realpolitik ihm später weitere politische Positionen ermöglichen sollte, was für gesellschaftliche Reformkräfte wie Trampert oder Ebermann nicht der Fall war.
Arno Luik spricht in diesem Zusammenhang von einer „Umerziehung der Bevölkerung“ und zitiert Lambsdorff, der von Fischer meinte „Der Mann ist so wendig, dass er schon um die nächste Ecke rum ist, bevor Sie mit ihm anfangen zu streiten.“. Fischers Grüne wollten die Öffentlichkeit auf einen bedingungslosen NATO-Kurs zwingen. Ökologie und Pazifismus waren nurmehr Etiketten. Der 74-jährige Fischer ging nach dem Ende seiner politischen Karriere im Jahre 2005 unter anderem Tätigkeiten bei der Albright Stonebridge Group (von Madeleine Albright), dem European Council on Foreign Relations (finanziert von George Soros), Meridiam, Tilray, der Princeton University (Woodrow Wilson School), dem Jüdischen Weltkongress sowie bei der Rewe Group, Siemens, BMW, der Deutschen Börse, dem Nabucco Pipeline-Projekt (RWE/OMV) und seinem eigenen Unternehmen Joschka Fischer & Company nach. Auch er springt natürlich jederzeit aufs dubiose Rednerkarussell auf. Dubios deshalb, weil in besagten Vorträgen einerseits nichts von Interesse zu vernehmen ist, diese andererseits aber fürstlich entlohnt werden.
Fischer legt großen Wert darauf als Elder Statesman in die Geschichte einzugehen, da er zwar nichts zu sagen weiß, der Konformpresse mit der Leichenbittermiene Kissingers aber jederzeit als NATO-Orakel zur Verfügung steht. Mit seinem Karriereverlauf fällt Fischer in das Schema des typischen Ich-Vertreters, der das Volk ähnlich vertritt wie der Volksgerichtshof die Gerechtigkeit. Er weiß, dass er sich ab einem gewissen Niveau des Phrasendreschens, pardon, des Einsatzes rhetorischer Mittel, mehr oder weniger alles erlauben kann. Die USA äußern regelmäßig Wünsche, ihre Erfüllungsgehilfen agieren als Einflussagenten und rechtfertigen die dazu notwendigen, für die betroffenen Bevölkerungen oftmals hohen Einsätze und die folgsamen Ich-Vertreter erhalten hierfür Posten in der so genannten freien Wirtschaft respektive Süßlupinen in Form fürstlich entlohnter Vortragsreihen oder akademischer Ehren. Zurück bleibt der Mief indirekter oder zeitverzögerter Korruption und getarnter Wahlbetrug. Was Fischer einst über Mitglieder der Presse sagte („Journalisten sind nichts anderes als Fünf-Mark-Nutten“), dürfte die Beobachtung eines Insiders mit einträglicheren Tarifen sein.

Die Stunde der Komödianten
Tataaa, tataaa, tataaa – wolle mer se roilasse? Ein Videoclip macht es deutlich: Baerbock und Habeck sind Scherzkekse des Entsetzens. Was war da gerade zu sehen? Zwei Klassensprecher, zwei Pfadfinder, zwei Zirkusclowns, ein verschollenes Werk von Mae West und W. C. Fields? Der olivgrüne Waffenschwank NATO-geläuterter Wehrdienstsverweigerer ist reich an unfreiwilligem Humor. So sich die Außenministerin einer bundesdeutschen 14,8%-Partei als Interessenvertreterin der Ukraine sieht und in deren Namen bevorzugt als Kriegsministerin arbeitet, erfüllt sie ihre Aufgabe vorbildlich. Allerdings bekleidet den Posten bereits der korrupte Oleksij Resnikow, der sich genau wie Baerbock einen feuchten Kehricht um die Interessen Deutschlands schert.
Würde das russische Gas nicht in dem Maße, wie es noch immer durch die Ukraine fließt, nach Osteuropa kommen, gilt, was europäisch verabredet wurde: Bevor die Leute dort frieren, müssten wir unsere Industrie drosseln oder gar abschalten.
der deutsche Wirtschaftsminister über seine Verpflichtungen fremden Ländern gegenüber
Ihre Fans sehen beide als hochintelligente Schönheiten: das aufgedunsene Doppelkinn mit wirrem Hintersinn im Wirtschaftsministerium und ein überfordertes, für 136.500 Euro jährlich gepflastertes, Faktotum der NATO im Außenministerium sind die beiden nachhaltigsten Kriegstreiber der aktuellen Bundesregierung. Die Post muss gestreikt haben, als Bundesauslachministerin Baerbock ihren Fernlerngang Diplomatie belegt hat. In ihrem Amt ist sie eine Fehlbesetzung und die Ambitionen der obersten Entrussifizierungssachverständigen auf den Kanzlerposten kommen nach 32 Jahren Kohl und Merkel nicht überraschend.
Du bist so herrlich dumm!
der wirre Klaus Kinski 1985 zur damals zwanzigjährigen Désirée Nosbusch
Die neue deutsche „Kohlette“ hinterlässt in der Welt einen bleibenden Eindruck und ihr Einfluss außerhalb der transatlantischen Blase ist kaum vorhanden. Wo sie sich äußert, da wächst kein diplomatisches Gras mehr und was Henry Kissinger über den begnadeten israelischen Diplomaten Abba Eban bemerkte („Ich habe nie jemanden getroffen, der sich mit ihm in der Beherrschung der englischen Sprache hätte messen können. Sätze quollen in honigsüßen Wortfügungen aus ihm heraus, kompliziert genug die Intelligenz des Zuhörers zu testen und ihn gleichzeitig versteinern zu lassen ob der Virtuosität des Rhetors.“), das wird für die Klingonendiplomatie Baerbocks niemals gelten. Auf sie passt eher das, was man über das Mundwerk Kellyanne Conways sagte: „Sie geht in den Automatikbetrieb und hört das, was sie sagt, zur gleichen Zeit wie alle anderen auch.“

Französisch als traditionelle Sprache der Diplomatie wäre vielleicht dazu geeignet, ihre Manifestationen der Engstirnigkeit zu entschärfen, darf jedoch beim aktuellen diplomatischen Leerkörper nicht vorausgesetzt werden. Wo argumentative Defizite bestehen, muss Schulenglisch als primitiver Knüppel des politischen Simpels ausreichen. Das sollte niemanden enttäuschen, da bereits die muttersprachliche Wortakrobatik Habecks in Sachen Insolvenz erahnen lässt, dass keine linguistische Umverpackung solchen Schmonzes erträglicher machen könnte: zwei Selbstvertreter als Volksvertreter.
Was für ein Unfall, dass diese Frau Außenministerin geworden ist. Unter normalen Bedingungen hätte die im Auswärtigen Amt noch nicht einmal ein Praktikum gekriegt. Dass jemand mit dieser moralischen Inbrunst einer Klassensprecherin einer Weltmacht, einer Kulturnation versucht zu erklären, was westliche Werte sind, sie als systemische Rivalen definiert und quasi ein Eskalationsszenario an die Wand malt, eine wertegeleitete Außenpolitik, die in Wirklichkeit eine konfrontationsgeleitete Außenpolitik ist, statt einfach mal kleine Brötchen zu backen und sich zu sagen: «Solange wir in Deutschland wirtschaftlich erfolgreich sind, nehmen uns die Chinesen mit allem drum und dran ernst.»
der Publizist Richard David Precht über Annalena Baerbock
Das „Mutt and Jeff“-Gespann Baerbock-Habeck wird aufgrund seiner nachhaltigen Negativbilanz bleibende Spuren hinterlassen. Der auch als „Erklärbär“ bezeichnete Habeck bemüht sich zwar um mehr gesellschaftliche Konformität, scheitert jedoch am eigenen Anspruch. Viele seiner Äußerungen enthalten Spuren kluger Worte, ergeben zusammengesetzt aber keinen Sinn. Mit Habeck erscheint jede Diskussion wie die Echternacher Springprozession, da er gewillt ist, gleichzeitig verständlich zu bleiben, Recht zu haben und beliebt zu sein. Gegenüber den USA ist er devot, die Wirtschaft handhabt er als Elefant im Porzellanladen und dem Wähler gegenüber bemüht er sich, Sachverhalte zu kommunizieren, die er selbst nicht versteht. Da ihm kein Anzug richtig passen, keine Tat richtig gelingen und kein Satz richtig glücken will, ergibt sich das Bild eines Mannes voller Absichten bei geringen Fähigkeiten.

Ob Europa irgendwann einmal wieder in der Lage sein wird, über diese düstere Phase des ausufernden Bellizismus transatlantischer Prägung samt verkorkster Rechtfertigungen zu lachen, sei dahingestellt. Was uns zumindest bleibt, das ist die Bestätigung eines gescheiterten Bildungssystems und die Omnivalenz des Peters-Prinzips, denn es wäre erstaunlich, dass die gesammelten Bemerkungen der beiden grünen Spitzenpolitiker ein anderes Fazit zuließen. Es ist vertane Zeit, irgendetwas davon verstehen zu wollen, eine Strategie hinter all dem zu sehen oder eine Verbesserung der bisherigen Taten zu erwarten. Diese Regierung verursacht tiefe Gräben in der Gesellschaft und hohe Schäden in der Wirtschaft. Ein aufgrund des NATO-Expansionskrieges entstandenes Versorgungsloch billiger russischer Energie soll durch ein eiligst beschlossenes Gesetz mit zahlreichen Zwangsmaßnahmen und abwegigen Ausnahmeregelungen kompensiert werden und führt nun nach Alpträumen und Hassreaktionen in der Bevölkerung zu einem Höhenflug der AfD. Selbst der Einbau einer Geothermie-Wärmepumpe in der Parteizentrale der Grünen in Berlin scheitert seit bislang drei Jahren.
Helmut Kohl geht zum Arzt und sagt: „Können sie mir hier oben auf die Stirn ein Muttermal machen? So eins, wie der Gorbatschow hat!“ „Ja natürlich, aber warum denn Herr Kohl!“ „Ganz im Vertrauen. Als ich das letzte Mal bei ihm war, da sagte er: «Helmut du bist feines Kerl aber …» dann zeigte er mit dem Finger an die Stirn: «… hier oben fehlt etwas.»“
Kohl-Witz
Schaut man sich einzelne Politikerkarrieren an, so kann den Laufbahnen allzuoft entnommen werden, dass die dahinterstehenden Personen ohne politisches Amt wohltuend unbekannt geblieben wären, sie jedoch den Eintritt in eine Partei als Sprungbrett in eine finanziell gesicherte Zukunft für sich selbst nutzen konnten und damit der Öffentlichkeit zur Last fallen. Eine politische Karriere geht gern einher mit einem hohen Maß an Selbstüberschätzung. Die bedingungslose Hingabe der Trampolinspringerin Annalena Charlotte Alma Baerbock zu den Vereinigten Staaten von Amerika dürfte einerseits das Ergebnis davon sein, dass Papa Jörg als Direktor der Personalwirtschaft (Human Resources) im US-Konzern Westinghouse Air Brake Company in Deutschland (WABCO Germany) diente und sie andererseits 1995 ein Jahr in der Lake Highland Preparatory School als Austauschschülerin in Florida verbrachte. Ihre Abneigung zu Russland lässt sich aus der oberschlesischen Abstammung ihrer Großeltern herleiten. Baerbocks Familie mütterlicherseits wohnte in Kędzierzyn-Koźle (Kandrzin-Cosel), an dem ab 1940 Anlagen zur Kohleverflüssigung der Oberschlesischen Hydrierwerke AG und des Hydrierwerks Heydebreck der IG Farben entstanden, zu denen die Arbeitslager und das KZ Blechhammer gehörten. Das KZ Blechhammer wurde im Januar 1945 durch die SS von Häftlingen geräumt und zum Teil in Brand gesteckt, bevor die Rote Armee dort eintraf. Die Anlagen zur Kohleverflüssigung wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von der Sowjetunion demontiert. Es dürfte den dort angesiedelten gut situierten Deutschen kaum gefallen haben, was die kommunistischen Besatzer mit ihrem einstigen Terroridyll taten. Oma wird dann an die amerikanisierte Annalena weitergegeben haben, wie schlimm der Russe ist.
Wenn ich den Menschen in der Ukraine das Versprechen gebe: „Wir stehen zu euch, so lange ihr uns braucht“, dann will ich dies tun. Egal, was meine deutschen Wähler denken, ich möchte das für die Menschen in der Ukraine tun. Und deshalb ist es für mich wichtig, immer sehr offen und klar zu sein. Und das bedeutet, dass ich bei jeder Maßnahme, die ich ergreife, klar sein muss, dass sie so lange gilt, wie die Ukraine mich braucht.
die deutsche Außenministerin über ihre Verpflichtungen einem fremden Land gegenüber
Wer in der Lage ist, sich der Opa- oder Oma-Rolle zu entziehen, kann in Baerbock eine große intellektuelle Leere erkennen, von der auch ihr geschönter Lebenslauf nicht abzulenken vermag. Ihre bevorzugte Tätigkeit ist es, Länder zu beschimpfen, die nicht der NATO angehören. Ihre besondere Fähigkeit ist es, lautstark Unfug zu verbreiten. Jede ihrer Bemerkungen kostet die Grünen in Wählerumfragen mittlerweile einen halben Prozentpunkt, den ihr Kollege Habeck dann gekonnt aufrundet. In Hollywood würde sie damit zum „Box Office Killer“ (Kassengift) und versänke in der Bedeutungslosigkeit. Im natokratischen Berlin hat sie auch außerhalb der Karnevalssaison Narrenfreiheit. Ob ihre Partei von ihr profitiert, erscheint zum gegenwärtigen Zeitpunkt fraglich. Sie dürfte bei einem Parteiwechsel zur CDU jedoch große Chancen als Poltergeist an der Seite des Frühgreises Philipp Amthor haben.

Die in der frei erfundenen Rolle als Präsidentin aller Europäer auftretende 64-jährige EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen (CDU), im Volksmund ihrer Kriegsbesessenheit wegen „Flintenuschi“ oder aufgrund ihres Kontrollwahns auch „Zensursula“ gennant, ist eines von sieben Kindern des ehemaligen niedersächsischen CDU-Ministerpräsidenten Ernst Albrecht, Bruder des 2021 verstorbenen Dirigenten und fünffachen Vaters George Alexander Albrecht. Die religiöse Clan-Mutter hat wie ihr Bruder Hans-Holger Albrecht sieben Kinder. Die Großmutter Albrechts mütterlicherseits war die US-Amerikanerin Mary Ladson Robertson (1883–1960), Nachfahrin des Politikers James Ladson sowie des Plantagenbesitzers und Geschäftsmannes James H. Ladson, der um 1850 etwa 200 Sklaven besaß. 1976 war Albrecht in seiner Monographie „Der Staat. Idee und Wirklichkeit“ der Auffassung, dass im idealen Staat Folter zur Abwehr einer terroristischen Aktion „sittlich geboten“ sein könne. Hier ist man mit ewig gestrigem Gedankengut gepaart mit starrem Blick aufs Geld konfrontiert. Die Dissertation der Ärztin von der Leyen ist zu 43,5% ein Plagiat, es habe aber „kein durch Täuschungsabsicht geleitetes Fehlverhalten“ gegeben. So urteilte die Kommission der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), deren Vorsitzende eine alte Bekannte von der Leyens ist.
Wenn die Türken hier mal die Macht übernehmen, kann’s an Albrecht nicht gelegen haben
Bildunterschrift eines Fotos der Familie Albrecht im Arbeitskreis Christlicher Publizisten (ACP)
„Berlin. Windstärke Fünf. Das Haar sitzt.“ – die biedere von der Leyen stammt aus einem familiären Umfeld, das sich als konservative Dynastie versteht. Längst hat sie den Kontakt zur Würde ihres oder irgendeines Amtes verloren, was nicht zuletzt bei ihrer Aversion gegen Wölfe sichtbar wird. Da es ein Wolf war, der ein Pony auf dem Anwesen ihrer Großfamilie riss, meinte von der Leyen in einem Schreiben an Europaabgeordnete von CDU und CSU über den Schutzstatus des Wolfes: „Ich habe die Dienststellen der Kommission angewiesen, eine eingehende Analyse der Daten durchzuführen.“ Schon in ihrem Amt als Bundesverteidigungsministerin hinterließ von der Leyen einen erschreckend inkompetenten Eindruck und vergab Beraterverträge im Wert hunderter Millionen Euro teilweise ohne öffentliche Ausschreibung unter anderem an ein Unternehmen, an welchem ihr ältester Sohn beteiligt war. Ende Januar reichte das regierungskonforme US-Blatt „New York Times“ (NYT) eine Klage (T-36/23) gegen die EU-Kommission ein, in der es um den Austausch von Kurzmitteilungen von der Leyens mit Albert Bourla vom US-Pharmakonzern Pfizer geht.
Frau von der Leyen, die persönlich per SMS einen Milliarden-Vertrag mit Pfizer aushandelte, hat im Verteidigungsministerium offenbar gelernt, Nachrichten zu löschen. Die EU-Staatsanwaltschaft ermittelt, Frau von der Leyen verweigert die Herausgabe der SMS.
Martin Sonneborn am 13.12.22
Anfang April 2023 wurde von der Leyen ein weiteres Mal verklagt, diesmal von einem Belgier. Auch der EU-Lobbyist Frédéric Baldan hätte gerne gewusst, was genau in den mysteriösen SMS der EU-Kommissionspräsidentin stand und um welche Summe genau sie damit den europäischen Steuerzahler erleichtert hat. Wie schon zuvor handhabt von der Leyen Steuergelder als persönlichen Reptilienfonds, in diesem Fall ging es um einen „Jackpot von 36 Milliarden US-Dollar“ für 1,8 Milliarden Dosen Impfstoff, wie der rumänische Journalist Adrian Onciu schreibt (automatisch übersetzte deutsche Version), der von der Leyen als „Ursula von der Liar“ (Lügner) bezeichnet. Die Schlüsselfigur in dem Deal ist laut Onciu Ursulas Gatte Heiko von der Leyen, seines Zeichens Vorstand der Firma Orgenesis.
Die gewandelte Presse der gewandelten Werte
Die Bande des Schreckens, bestehend aus Blutsäufern, Schlachtfeldfreiern, Kriegskrachlern, Panzerleckern, Waffengrantlern und … Nein, dieser seuchenartig wiederkehrenden Mode eines geifernden Pissoirjournalismus folgt der Verfasser dieser Zeilen nicht, weiß aber, dass es sich um eine Methode handelt, die bei kleinen Simpeln großen Anklang findet. Die neue konservative Sprachvielfalt ist dürftig: was mit „schwurbeln“ gemeint sein soll, weiß keiner so genau. Hier wurde mit mäßigem Erfolg ein Wort für etwas gesucht, das den Hass bürgerlicher Schmierfinken auf regierungskritische Meinungen zum Ausdruck bringen soll. Mit „Lumpenpazifisten“ wiederum hat jemand seine mangelhaften Deutschkenntnisse offenbart, denn das „Lumpenproletariat“ ergibt aufgrund seiner prekären finanziellen Lage noch einen Sinn, dass Waffengegner jedoch Lumpen tragen sollen nicht. Es steht damit ein Ersatzdeutsch zur Verfügung, das im Sinne des Rufes Deutschlands vergangener Kriegstage bei frankophonen Nachbarn ist, die Deutsche pauschal als „Les Ersatz“ bezeichneten. Was nach solch verbalem Kontrollverlust oder rhetorischer Unfähigkeit folgt, ist in Bahnhofskneipen die Schlägerei. In einem Presseorgan aber hat dies nichts zu suchen, es sei denn, es suhlt sich in der Tradition des Völkischen Beobachters.
Von „sozialen Medien“ durchs Internet gejagte oder daraus hervorgegangene publizistische Parvenus gefallen sich in der Rolle der regierungstreuen PR-Schleuder, sind stolz auf ihre ausgezeichneten Kontakte zu denjenigen, von denen sie in einem funktionierenden System kritischen Abstand halten sollten. Es sei denn, sie erfinden gleich die Inhalte, die ihre Auftraggeber zur Wahrung ihres Weltbilds oder ihrer Wohlfühlgeschichte benötigen. Das Rechtsaußen-Prädikat der „Lügenpresse“ reicht als Lehre nicht aus, es müssen schon propagandistische Starkwinde der Größenordnung irakischer Massenvernichtungswaffen wehen, damit die Wirklichkeit wird, wie die Wirklichkeit zu sein hat.
Wenn Journalisten zu gehorsamen Kriegstreibern werden, hat Journalismus seine Rolle als Kontrollorgan verfehlt und wird zum Erfüllungsgehilfen von Regierungspositionen, die nach zwei verursachten Weltkriegen mit ganzer Kraft kritisiert werden sollten. Nicht nur dies ist eine weggebrochene Säule unserer Restdemokratien, sondern auch das Verhalten unserer Regierung oder deren Institutionen. „Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich heraus fand, dass es welche gibt, die nicht hingehen müssen.“, meinte einst Erich Maria Remarque und erklärt in einem Satz, weshalb die größten Kriegsbefürworter selten erfahrene Soldaten sind. Und obgleich „Im Westen nichts Neues“ gerade auf die Leinwände unserer Kinos zurückgefunden hat, folgen keine Erkenntnisse darauf. Wenn Kriegsdienstverweigerer, Ausgemusterte und andere Verschonte nach den Waffen kreischen, stinkt dies beim Gedanken an André Malraux, George Orwell, Gustav Regler, Joan Sales oder Simone Téry, die in die Schlacht gegen das Franco-Regime zogen. Hier unterstützt ein feiges Deutschland einen Staat, dessen Führung sich dazu entschlossen hat, gewaltbereite Neonazis bis an die Zähne zu bewaffnen, um den USA zu einem geostrategischen Profit zu verhelfen.
Wir scheinen als Spezies darauf festgelegt zu sein, uns aus politischen Gründen gegenseitig umzubringen, wobei es fast immer um Geld geht. Und es sind nie die Menschen mit Geld, die am Ende getötet werden.
der Vietnamkriegsveteran W.D. Ehrhart über Kriegsziele
Dieses jämmerliche Kabinett bedient sich halbstarker Manöver und wird dabei von einem ebenso biederen wie konservativ-gehorsamen öffentlich-rechtlichen Rundfunksystem und partei- wie wirtschaftsnahen Privatmedien ermuntert, in welchem unter anderem die Opferrolle Russlands und die Täterrolle Israels grundsätzlich tabu sind. Sechs Millionen ermordete Juden und über 20 Millionen ermordete Sowjets führen zu widersprüchlichen Sichtweisen und Reaktionen, die den Interessen der USA unterworfen sind. Die unabhängige und regierungskritische Presse wurde erfolgreich eingespringert, weshalb es nicht verwundert, wenn andere (nachdenkseiten.de, overton-magazin.de, telepolis.de usw. usf.) dafür in die Presche springen, wozu auch die deutschsprachigen Varianten von Russia Today und SNA/Sputnik gehören müssen, die ein notwendiges Gegengewicht im bedrohten Pluralismus der Natokratie darstellen. Die Konformpresse des Axel Cäsar (er ließ sich 1938 von seiner jüdischen Frau Martha Else Meyer scheiden) unterstützte schon die Jubelperser und legte so mit den Grundstein für die RAF. Wer willig den Apartheidsstaat Israel und die imperialistischen USA anhimmelt, der darf von seiner zunehmenden Irrelevanz nicht überrascht sein und wird irgendwann ganz von der Bildfläche verschwinden – die Leitmedien von gestern werden die Blubo-Blogger von morgen sein, bereits bestehende Kooperationen wie das Duo Bellingcat/Spiegel lassen Schlimmes befürchten.
Wir sind damit zurück in den Fünfzigern, in der Blockdenken und Unterordnen als Daseinsberechtigung vorherrschten. Allerdings einer „politisch korrekten“ Karikatur der verfressen-besoffen-biederen Fünfziger, in der es durchaus noch Rebellen gab, wohingegen heute Bellizistenwölfe im grünen Schafspelz als verlogene Zeitenwendehälse auftreten, ganz wie einst Helmut „Birne“ Kohls Wende der blühenden Landschaften, die abgesehen von der Plünderung der ehemaligen DDR durch eine kapitalistisch-wilde Treuhand-Meute kaum etwas vorzuweisen hatte, es sei denn, das Krankenhaus-Notopfer und der Solidaritätszuschlag würden als Errungenschaften missverstanden. Die Regierung Scholz und die Konformpresse geben sich abermals solchen Illusionen hin, versprechen blühende Landschaften und eine Wirtschaftswunder-Neuauflage. Es dürfte noch nicht einmal mehr überraschen, käme eine Notopfer-Neuauflage oder Renaissance des Solidaritätszuschlags zur Rettung der Natokratie oder der ukrainischen und taiwanischen Brüder und Schwester dabei heraus.
Hofberichterstattung
Natürlich darf bei einseitiger Berichterstattung auch nur einseitig Empörung aufkommen, da alles andere dem US-Verblödungsvokabular „Whataboutism“ oder „Bothsideism“ entspräche. Ukraine, Ukraine, Ukraine über alles tagein, tagaus nun schon seit fast zehn Jahren. Seit dem von den USA stimulierten Maidan-Putsch gegen die demokratisch legitimierte ukrainische Regierung im Jahre 2014, ist das durch Tschernobyl berühmt gewordene, kulturell oder touristisch ansonsten aber unbedeutende Land, propagandistische Speerspitze der fundamentalistisch-kapitalistischen oder „neokonservativen“ USA. Alles wurde seither getan, um jede noch so korrupte wie unberechenbare ukrainische Regierung für NATO-Zwecke auf Hochglanz zu polieren, was nicht nur an der Glaubwürdigkeit der Beteiligten selbst, sondern auch an Donald Trump scheiterte. Die Unterbrechung einiger bellizistischer Fantasien durch die Trump-Administration führte dazu, dass vieles erst einmal für vier Jahre liegen blieb. Die Spatzen pfiffen es von den Dächern, dass dies mit einer „Killary“-Clinton-Administration nicht passiert wäre.
Die Biden-Administration brachte Linderung. Der von antisemitischen Verschwörungstheorien „schwurbelnde“ Putin-Troll ist nun das Feindbild. Die Schönheit und Vielfalt der Sprache versagt dabei ebenso wie die Fähigkeit zur Ausgewogenheit – die „vierte Macht“ im Staate ist impotent, demokratisierendes Viagra nicht in Sicht. Eine regierungskritische Presse gibt es schon lange nicht mehr, NATO-Kritik ist nicht salonfähig und Kritik an den USA gibt es nur bei NATO-inkompatiblen Administrationen. Besonders devote Berichterstatter verwesen als Regierungssprecher der Bundesregierung. Im Land, in dem Relotiusblüten blühen, beweihräuchert man hausgemachte Schreibsklaven mit hausgemachten Journalistenpreisen und sich selbst mit hausgemachter Konformität. Nach zahllosen Putin- und Trump-Psychogrammen bleibt nicht mehr viel übrig als überall Feinde herbei zu schreiben und sich so eine transatlantisch-paranoide Hölle zu formen, die nur Joseph Raymond McCarthy noch hätte übertreffen können. Selbst ernannte „Faktenchecker“ bügeln schließlich die letzten nonkonformistischen Zornesfalten transatlantisch glatt, damit die USA stolz auf ihr Ziehkind Deutschland sein können.
Den Rufmord eines ganzen Landes hat die Schmähberichterstattung von ARD & ZDF, Bild, FAZ, Spiegel, SZ, Welt, Zeit usw. usf. auf dem Kerbholz. Derlei Töne spuckt die Konformpresse der Wertegemeinschaft ansonsten nie, wenn sie devot und kleinlaut über den Dreck am Stecken der deutschen Politik oder die Leichen im transatlantischen Sumpf „berichtet“. Nein, hier traut man sich nicht, denn nur als Meute hetzt es sich gefahrlos. Wenn der deutsche Bundeskanzler am 16. August 2022 zum 80. Geburtstag von Friede Springer meint „Vielen Dank für alles, was Sie für unser Land, für seine freie Presse getan haben und weiterhin tun!“, so hat er die deutsche Geschichte wie üblich vergessen oder ist ganz einfach nicht im Bilde.
Es gibt keine Ukrainer, sie sind Russen!
der Diplomat Constantin de Grünwald (1881-1976) am 15. März 1939 im Beitrag „Le problème ukrainien“ der „Revue de Paris”, S.289—313.
Wer wollte, der konnte schon immer die Verlautbarungen der NATO, der Europäischen Kommission – nun sogar mit Ukraine-Seite auf „Bild“-Niveau (Zitat: „Damit Russland für seine Kriegsverbrechen bestraft und zur Kasse gebeten wird“) –, des Auswärtigen Amtes der Ukraine und Deutschlands samt Annalena-Ergüssen direkt aufrufen. Wer will, der kann sich so seinen individuellen Konformpresseersatz im eigenen Layout zusammenstellen, ganz ohne Abonnement oder Werbung. Alternativ bietet sich der Antritt zum Vintage-Coiffeur nach Wahl an, um mit verlängerten Geheimratsecken und buntem Resthaar im radikal „entschwurbelten“ Blog Aufgewärmtes feilzubieten. Mit der immer wieder aufgeführten Ukraine-Posse haben PR-Papageien ihren Weg in die Öffentlichkeit geebnet, und eine deutsche Verlautbarungspresse kann ihre zwielichtige Existenz zwischen Überflüssigkeit und Unsichtbarkeit bestätigen. Es ist das selbstgeschaufelte Grab, aus dem heraus ihr auch das Internet nicht mehr helfen können wird.
Es gibt kein palästinensisches Volk!
Golda Meir am 15. Juni 1969 in der Sunday Times
Die verbliebene Kompetenz der Altmedien ist die Hofberichterstattung, die immer dann beeindruckend zutage tritt, wenn irgendeine Baronesse, Edle, Erzherzogin, Freiin, Fürstin, Gräfin, Großherzogin, Herzogin, Junkfrau, Kaiserin, Königin, Kurfürstin, Land-, Pfalz- oder Markgräfin respektive deren männliches Pendant etwas von sich gibt, jemanden ehelicht, verendet oder sich irgendwie daneben benimmt. Da spielt auch überhaupt keine Rolle mehr, ob diese Armada an Degenerierten jemals gewählt wurde, ihren Reichtum an Geld, Gold und Grundbesitz selbst verdient hat oder welch zweifelhafte Dinge sie so treibt. 2.691 Beiträge über das britische Langohr und 3.727 über die britische Mutti im leider ebenfalls zum transatlantischen Käseblatt verkommenen „The Guardian“ übertreffen selbst die 6.304 Beiträge in Sachen Wladimir Putin.
Nur die Bestattung einer britischen Urgroßmutter konnte den medialen Kriegswahn für einige Tage unterbrechen. Die zur Schau getragene Vulgarität Britanniens übertraf die Beisetzung aller Sowjetherrscher. Eine niemals von irgendwem gewählte theatrale Existenz ließ sich als Leichnam mit Brimborium durchs ganze Land karren, als in der fernen Ukraine grausam Menschen starben. Es sollte keine glorreiche Stunde westlicher Demokratie sein und wurde mit der Intoleranz und Autorität einer erfahrenen Diktatur durchgezogen. Was wäre es doch schön, herrschten in Russland noch die Zaren!
So etwas wie Palästinenser gibt es nicht, weil es so etwas wie ein palästinensisches Volk nicht gibt!
der Finanzminister Israels Bezalel Smotritsch am 19. März 2023 in Paris
Seit 75 Jahren wird das palästinensische Volk vor allem von Deutschland, Israel und den USA beleidigt, belogen, bestohlen und betrogen und all seine Reaktionen auf diese Serie von Verbrechen, diesen Genozid und diese Apartheidspolitik als unbegründeter Angriff gedeutet. Nicht ein korrupter Satellitenstaat der USA wie die Ukraine bedarf des Schutzes, sondern das Volk der Palästinenser, denen der wertegeleitete Westen noch nicht einmal den Status eines Staates zugesteht. Dort kommen tagtäglich die Werte des Westens zum Ausdruck und erinnern nicht zuletzt an die blamable Rolle der Wertegemeinschaft im Apartheidsstaat Südafrika. Nichts dazu ist von den schnellempörten US-Marionetten Baerbock und von der Leyen zu vernehmen, da auch Israel ein US-Satellit ist und damit in allen Belangen freie Hand hat. In den Augen des goldenen Westens rangieren Araber und Russen zwischen Kollateralschaden und Untermensch. Palästina findet in der PR-Kampagne der Natokratie nicht statt, ganz so, als existierte dort kein Leben. Das Lieblingsreiseziel der Europarlamentarier befindet sich auf gestohlenem Land, ein Diebstahl, der seither systematisch legitimiert wurde. Natokraten und Ukronazis verteidigen währenddessen unsere Freiheit und Stepan Bandera ist in Wirklichkeit Mutter Teresa – schöne neue Welt.
Es gibt keine palästinensische Geschichte. Es gibt keine palästinensische Sprache!
der Finanzminister Israels Bezalel Smotritsch am 19. März 2023 in Paris
Die neu erwachte deutsche Kriegsbesoffenheit und damit verbundene Aggressivität ist zutiefst beunruhigend. Das Niveau politischer und medialer Liebkosung von Massenvernichtungswaffen hat pornografischen Charakter. Hier sprechen keine denkenden Existenzen mehr, hier wird nur noch draufgeschlagen. Und wenn sich dann noch etwas rührt, wird erneut draufgeschlagen. Wer all das nicht hören will und widerspricht, wird mundtot gemacht. Was bleibt, sind kriegsgeile Schreihälse, die bereit sind, Russland zu ruinieren und bis zum letzten Ukrainer durchzuhalten. Wir erleben ein Umschwenken in Richtung israelischer Militärdemokratie, mit all ihren „überlebensnotwendigen“ Rechtsbeugungen. Spätestens seit dem Populisten Netanjahu und der damit einhergehenden Gegnerbeseitigung lautet der israelische Weg: Kritik am Staate Israel ist Antisemitismus. Die Europäer haben sich angepasst und ihr eigenes Dogma definiert: Kritik an der NATO ist russische Propaganda. Welchen Wert aber kann eine Demokratie haben, wenn sämtliche im Parlament vertretenen Parteien ein Kriegsbündnis verherrlichen? Eine in großen Koalitionen abgenutzte Sozialdemokratie trifft in dieser Regentschaft auf kastrierte Ökologen und liberale Betonkapitalisten, denen eines gemein ist: die Hörigkeit gegenüber den USA auf ihrem Weg zur Diktatur.
Was ist so verwunderlich daran, daß Russland die NATO und ihre Raketen nicht an seiner Grenze haben will? Und falls dies für die NATO so unausweichlich ist, wieso stehen dann keine chinesischen oder russischen Raketen an den Grenzen der USA? Russland wurde schon nach der so genannten Wende zugesagt, dass keine NATO-Raketen an seiner Grenze stationiert würden.
der letzte aufrechte Grüne Christian Ströbele am 23.12.21
Der natokratische Ansatz der europäischen Außenpolitiken ist gefährlich einseitig. So kann einerseits nicht gewährleistet und erwartet werden, dass ein Nachfolger des amtierenden russischen Präsidenten über eine erhöhte USA-Kompatibilität verfügt und andererseits, ob die zunehmend fundamentalistischen USA sich nicht zu einer Gefahr für den europäischen Vasallen entwickeln werden. Nur eines ist augenblicklich gewiss: mit einer inkompetenten Bundesregierung wie der jetzigen wäre Deutschland auf keine vorstellbare Bedrohung vorbereitet.
Die deutsche Konformpresselandschaft ist von staatlichen Einflüssen durchsetzt, sodass von ihr keine Bemühung um ausgewogene Berichterstattung erwartet werden darf. Umso mehr überraschen die fragwürdigen Maßnahmen von Bundesregierung und europäischer Kommission, die staatsnahen russischen Medien Russia Today und Sputnik von der Öffentlichkeit fernhalten zu wollen. Wenn Regierungen glauben, dass Zensur im Internet zum gewünschten Erfolg führt, dann zeugt das nicht nur angesichts des Streisand-Effektes von Realitätsferne und lässt Rückschlüsse auf ein hohes Maß von Naivität in Berlin und Brüssel zu. Ein Beispiel für das, was uns unzweifelhaft noch aus deutschen Hochschulen und anderen transatlantischen Kaderschmieden bevorstehen dürfte, war am 13. April 2022 im „Herz-Jesu-Fernsehen“ ZDF zu bewundern. Wie tief der alltägliche Fremdenhass Deutschlands sitzt, wurde deutlich, als sich eine bis dato in irgendwelchen Kellern des Europaviertels in Brüssel vor sich hin vegetierende Existenz namens Gaub über Russen auf schwachsinnige Weise äußerte:
Sie dürfen nicht vergessen, dass, auch wenn Russen europäisch aussehen, dass es keine Europäer sind – jetzt im kulturellen Sinne. ’Nen anderen Bezug zu Gewalt haben, ’nen anderen Bezug zu Tod haben, emh … […] Naja, für [stottert, nuschelt] es gibt da nicht diesen liberalen, postmodernen Zugang zum Leben. Das Leben als ein Projekt, das jeder für sich individuell gestaltet. Sondern emh …, das Leben kann halt einfach auch mit dem … mit dem Tod recht früh enden. Ich meine, Russland hat zum Beispiel auch ’ne recht niedrige Lebenserwartung, ich glaub’ siebzig für Männer, ehm, das ist halt einfach, da geht man einfach anders damit um, dass halt, dass da halt Menschen sterben, ne?
die Natokratin Florence Gaub am 13.4.22 im ZDF
Nachfolgend beispielhaft an die Ukraine angepasst:
„Sie dürfen nicht vergessen, dass, auch wenn Ukrainer europäisch aussehen, dass es keine Europäer sind – jetzt im kulturellen Sinne. ’Nen anderen Bezug zu Gewalt haben, ’nen anderen Bezug zu Tod haben, emh … […] Naja, für [stottert, nuschelt] es gibt da nicht diesen liberalen, postmodernen Zugang zum Leben. Das Leben als ein Projekt, das jeder für sich individuell gestaltet. Sondern emh …, das Leben kann halt einfach auch mit dem … mit dem Tod recht früh enden. Ich meine, die Ukraine hat zum Beispiel auch ’ne recht niedrige Lebenserwartung, ich glaub’ siebzig für Männer, ehm, das ist halt einfach, da geht man einfach anders damit um, dass halt, dass da halt Menschen sterben, ne?“
Oder wie wäre es mit solcherlei Gewäsch bezogen auf Juden? Würde dies vielleicht Gaub & Co. zu dem Bewusstsein verhelfen, dass hier Grenzen überschritten werden, die zu überschreiten Deutschland sich nicht erlauben darf? Laut Weltbank liegt die durchschnittliche Lebenserwartung der ukrainischen Männer (66,39 Jahre, Platz 125) niedriger als die der russischen Männer (66,49, Platz 123) und auch die USA (74,50 Jahre, Platz 54) befinden sich weit abgeschlagen hinter kriegsgebeutelten Ländern wie dem Libanon (77,22 Jahre, Platz 38) oder wirtschaftlich drangsalierten Staaten wie Kuba (76,94 Jahre, Platz 39). Was die „Wissenschaftlerin“ Gaub daraus schließen mag, möchte nach dem vom Mainzer Lerchenberg verbreiteten rassistischen Unfug wohl kaum mehr jemand wissen.
Interessant wäre es auch in Bezug auf das von Frau Gaub festgestellte russische „Untermenschentum“ (und anders sollte dies beim unbedarften Fernsehzuschauer nicht ankommen) einmal festzuhalten, wieviele Menschen der Führer der Wertegemeinschaft von seiner eigenen Bevölkerung beseitigt. So wurden in den USA im Jahre 2021 elf verurteilte Personen durch Giftinjektion staatlich sanktioniert ermordet sowie 25 Todesurteile ausgesprochen, 2.382 Personen befanden sich im „Todestrakt“ – eine Statistik, in der Russland noch nicht einmal vorkommt, da die Russische Föderation seit 1996 ein Hinrichtungsmoratorium einhält. Um mit Frau Gaub zu sprechen: „Da geht man einfach anders damit um, dass halt, dass da halt Menschen sterben, ne?“

Der „brutale russische Angriffskrieg“
Dieser gebetsmühlenartig vorgetragene Pleonasmus ist wie vieles andere in unserer bellizistischen Blütezeit billig. Was die Alternative zu „brutal“ in einem Krieg sein mag, sei dahingestellt. Bislang sind unter Menschen weder sanfte noch friedliche Kriege bekannt. Die Schlachten der Menschheit sind ausnahmslos brutal und konsequent tödlich, weswegen auch Kurt Tucholsky und mit ihm später deutsche Gerichte zu der unausweichlichen Erkenntnis kamen, dass Soldaten Mörder sind. Und weshalb alle anderen Schlachten dieser Welt keine brutalen Angriffskriege sein sollen, bleibt ein Rätsel.
Es gab eine Entscheidung, die die Amerikaner treffen mussten. Und das war am 2. September 1945, als Ho Chi Minh auf dem Platz in Hanoi stand und die Demokratische Republik Vietnam ausrief. Ho Chi Minh war ein großer Bewunderer der amerikanischen Geschichte und von Thomas Jefferson. Und die US-Regierung traf die falsche Entscheidung.
der Poet und Vietnam-Veteran W.D. Ehrhart über eine von vielen verpassten Chancen
Die russische Militäroperation in der Ukraine folgt nicht dem Muster der USA im Irak oder dem Vietnam, sondern ist direktes Resultat einer unverblümt vorexerzierten NATO-Konfrontationspolitik an den Grenzen Russlands. Russland hatte es wiederholt angekündigt, dass es eine Expansion der NATO in die Ukraine nicht dulden werde. Vorangegangen waren Jahrzehnte von NATO-Militärmanövern um Russland herum und ein halbes Dutzend Osterweiterungen der NATO. Die englischsprachige Version von Wikipedia erteilt darüber Auskunft: während des Kalten Krieges fanden deutlich weniger NATO-Manöver statt als danach. Waren es seit dem Zweiten Weltkrieg bis zum Fall des Eisernen Vorhangs die Manöver „Mainbrace“ (Zweck: Verteidigung von Dänemark und Norwegen im September 1952), „Grand Slam“ (Marinemanöver im Mittelmeer, 1952), „Longstep“ (Großmanöver der Marine im Mittelmeer, 1952), „Italic Weld“ (Luft-, See- und Bodenmanöver in Norditalien, 1953), „Grand Repulse“ (1953), „Weldfast“ (1953), „Counter Punch“ (1957), das bis dato größte Manöver „Strikeback“ (1957), „Deep Water“ (1957), „Reforger“ (jährliches Großmanöver auf hauptsächlich deutschem Boden (1969 bis 1993), „Wedding“ (Marinemanöver von 1970 bis 1986) und „Able Archer“ (jährliches NATO-Manöver, das 1983 beinahe einen Atomkrieg auslöste), so wurde es nach dem Kalten Krieg ab 1990 deutlich heftiger: „Northern Viking“ (jährliches Manöver in Island, bis 2006 alle zwei Jahre), „Joint Warrior“ (seit 2022 zweimal jährlich in Großbritannien), „Frisian Flag“ (seit 1992 jährliches großes Luftmanöver in den Niederlanden), „Unified Vision“ (Manöver in Norwegen, zweimal im Jahr), „BALTOPS“ (jährlich in Deutschland und der Ostsee), „Baltic Challenge“ (1997 und 1998), „Battle Griffin“ (1999 in acht NATO-Mitgliedsstaaten ausgetragen), „Cold Response“ (2006, 2009 und 2016 in Norwegen), „Cooperative 09“ in Georgien, „Loyal Arrow 09“ (2009 in Schweden – damals kein NATO-Mitgliedsstaat), „Cold Response“ (2010, 2012, 2014 und 2022 in Norwegen), „Atlantic Resolve“ (2014, 2015, 2017, 2018, 2019, 2020 und 2021 unter anderem in Estland, Litauen, Lettland und Polen sowie ab 2017 in der Ukraine), „Dragoon Ride“ (2015), „Spring Storm“ in Estland, „Anaconda“ (2016 unter Beteiligung 24 NATO- und Nicht-NATO-Staaten), „Bomber Task Force“ (strategische Bombermission, 2018), „Trident Juncture“ (2018 in Norwegen), „Iron Spear“ (2019, 2020 und 2022 in Lettland), „DEFENDER-Europa 20“ (multinationale Übung unter amerikanischer Führung mit NATO-Beteiligung sowie 20.000 Soldaten, die direkt aus den USA nach Europa entsandt wurden), „Dynamic Mongoose 20“ (2020 in Island), „Griffin Force I 2021“ (2021 in Polen, Litauen, Estland und Lettland), „Defender-Europe 21“ (2021 unter anderem in Albanien, Estland, Bulgarien, Rumänien, dem Kosovo), „Locked Shields 21“ (2021 in Estland), „Capable Deployer 2021“ (2021 in Rumänien), „Ramstein Ambition 21“ (2021 in Deutschland), „Spring Storm“ (2021 in Estland), „Breeze 21“ (2021 in Bulgarien), „Iron Wolf II 21“ (2021 in Litauen), „Neptune Strike 22“ (2022 im Mittelmeer), „Steadfast Noon“ (2022 über Belgien, der Nordsee und der britischen Insel), „Air Defender“ (2023 über Deutschland) sowie „Griffin Storm“ (2023 in Litauen).
Wenn ich ein sowjetischer Marschall wäre oder ein Oberst, würde ich die Ausdehnung der NATO-Grenzen, erst von der Elbe bis an die Oder und dann über die Weichsel hinaus bis an die polnische Ostgrenze, für eine Provokation und eine Bedrohung des Heiligen Russlands halten, und dagegen würde ich mich wehren. Und wenn ich mich heute nicht wehren kann, werde ich mir vornehmen, diese morgen zu Fall zu bringen.
Altbundeskanzler Helmut Schmidt im August 1993
Am 4. September 2020 drangen US-amerikanische B-52 zum ersten Mal in der Geschichte in den ukrainischen Luftraum ein, wo sie einen langen Flug entlang der Grenzen der Halbinsel Krim absolvierten und am 25. September des gleichen Jahres flogen zwei US-Bomber einen Scheinangriff auf Kaliningrad, eine russische Halbexklave an der Ostsee zwischen Polen und Litauen, in die Russland 2018 nuklearfähige Raketen verlegt hatte. Die Flugroute erlaubte es den Bombern, Kaliningrad praktisch zu umkreisen. Der simulierte Überfall auf die Region war ein Testfall für die Neutralisierung russischer Raketensysteme. Auch ungeübten Beobachtern dürfte auffallen, dass sich die Manöver vor allem in den letzten Jahren auf russische Anrainerstaaten konzentrieren, was in Deutschland bereits zur Erstellung eines Offenen Briefes führte, in welchem die militärische Provokation des „Defender“-Manövers abgelehnt wurde:
Offener Brief
aus Berlin an die russländische Bevölkerung
Das an der Westgrenze Ihres Landes begonnene und wegen der Corona-Krise vorübergehend ausgesetzte Großmanöver „Defender 2020“ von NATO-Staaten, mit Beteiligung Deutschlands und unter Führung der USA, ist Anlass für uns, diesen Brief an Sie zu richten.
Wir sehen in dieser gigantischen Kriegsübung eine verantwortungslose Provokation, die die Beziehung zwischen unseren Staaten belastet und die ohnehin vorhandenen Spannungen erhöht.
75 Jahre nach der Befreiung Europas vom Faschismus und der siegreichen Beendigung des Krieges maßgeblich durch die Rote Armee stehen wieder deutsche Soldaten an der russischen Grenze. Gleichzeitig werden östlich der Manöverlinie bei den Gedenkveranstaltungen und Siegesfeiern die Erinnerungen an die Nazi-Verbrechen im Bewusstsein der Menschen ganz besonders gegenwärtig sein.
Wir sind uns der großen Opfer bewusst, die Ihr Volk, die die Völker der Sowjetunion im Kampf gegen den deutschen Faschismus gebracht haben. Wir vergessen nicht: Dem vom faschistischen Deutschland begonnenen Raub- und Vernichtungskrieg von unvorstellbarer Grausamkeit fielen 27 Millionen Bürgerinnen und Bürger der Sowjetunion zum Opfer.
Es ist uns darum wichtig, Sie wissen zu lassen, dass wir Krieg ablehnen. Wir verurteilen militärische Provokationen, wie dieses Manöver an der Westgrenze Ihres Landes. Außerdem widersetzen wir uns allen neuerlichen Versuchen, die Geschichte des 2. Weltkrieges zu fälschen. Wir sehen darin den Versuch, die aggressive Politik gegen die russische Föderation zu rechtfertigen.
In unserer Stadt, aber auch überall im Land, besonders entlang der Transportwege, die dem Manöver zur Verfügung gestellt wurden, bilden sich Gruppen und Initiativen, die sich untereinander vernetzen. Sie arbeiten daran, gegen das Manöver Widerstand zu leisten und informieren unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger über die konfrontative Politik der NATO-Staaten.
Wir sehen in Russland unseren Nachbarn. Wir wollen mit Ihnen in Frieden leben. Dafür setzen wir uns ein.
Offener Brief and die russländische Bevölkerung
Aber die USA und ihre Verbündeten „spielen“ natürlich nur Krieg, um sich in Form zu halten. Der immer öfter und immer extremer bis aufs Blut gereizte Nachbar wird gebeten, sich darüber nicht zu ärgern, da die NATO rein friedliche Zwecke verfolgt. Die banale Wirklichkeit sieht anders aus. Die NATO-Prahlerei mit Waffen soll dazu dienen, Russland zu verdeutlichen, dass es im Gegensatz zu den USA keine geostrategischen Interessen zu verfolgen hat. Die USA dürfen mit oder ohne Einverständnis der Vereinten Nationen überall auf dieser Welt machen, was sie wollen, wozu regelmäßig derart gelogen wird, dass sich auch im Pentagon die Stahlbetonträger biegen dürften. Aktuell wird diese Strategie des weltgrößten Imperialisten unter anderem in Syrien praktiziert. Die USA führen einen brutalen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Syrien und halten sich dort ohne Mandat der Vereinten Nationen auf – rein zufällig dort, wo sich die einzigen wesentlichen Ölvorkommen des Landes befinden. Abgerechnet wird darüber nicht, eine internationale Kampagne gegen dieses Vorgehen gibt es ebensowenig.
Russland hingegen wurde von der syrischen Regierung um Hilfe ersucht. Der Einsatz der russischen Armee hat das Land seither systematisch befriedet, die zahlreichen Minen von Da’isch/ISIL/ISIS/IS entschärft und den täglichen Terror der zahlreichen militärischen Gruppierungen reduziert. Die USA betreiben systematisch das Gegenteil, versuchen das Land zu unterteilen, unterstützen einzelne und hochgefährliche Kampfverbände und beuten die Ressourcen eines ohnehin schon armen und von Erdbeben gebeutelten Landes aus. Auch hier will der US-Imperialismus Herr im Hause sein und macht damit wie schon im Irak nur noch alles schlimmer. Im Irak starben Hunderttausende in einem Krieg, in dem es um erfundene Massenvernichtungswaffen ging. Die Vereinten Nationen wurden belogen und die USA stießen sich als einzige Nutznießer eines über Jahrzehnte währenden Dramas am Ölreichtum des Landes gesund.
Es ist Unfug, dass es sich bei der Auseinandersetzung in der Ukraine um einen Lustkrieg Russlands oder das imperialistische Hobby eines blutrünstigen Diktators handelt. Wäre dies ein Krieg der USA gingen damit Flächenbombardements, Ressourcendiebstähle und eine jahrelange Besatzung einher, samt endloser Rechtfertigung mit Freiheitsglocken, Brutkästen und Grimms Märchenkanonen. Es kann davon ausgegangen werden, dass niemals exzessive Manöver um die USA herum stattfinden, weder von China noch von Russland ausgehend – ein militärisches Armageddon wäre unausweichlich.
Wir erinnern uns an das Theater der Kubakrise, als die Sowjetunion mit den USA nur ein Mal das tun wollte, was die USA wie ein Wiederholungstäter mit Russland tun. Was 1962 der Weltöffentlichkeit verschwiegen wurde, ist heute bekannt. Da die UdSSR auf die Stationierung ihrer Atomwaffen in Kuba verzichtete, zog Kennedy „im Gegenzug“ seine Atomwaffen aus der Türkei zurück (siehe „Der verheimlichte Kuba-Deal“ von Peter Kornbluh in der Januar-Ausgabe der deutschsprachigen Ausgabe von „Le Monde Diplomatique“ oder „Missiles, mensonges et diplomatie“ in der entsprechenden französischen Ausgabe. Die deutsche Audioversion des Beitrages kann gratis bezogen werden). Heute kann von derlei Entente cordiale unter den beiden größten Atommächten keine Rede mehr sein. Die USA wünschen, die NATO erfüllt, der britische Pudel und der europäische Flohzirkus folgen und von allen anderen Staaten wird Zustimmung oder zumindest Wegschauen erwartet. In der Ukraine hat dieses herablassende Machtspiel jedoch nicht funktioniert und nach Jahren der Warnung wurde der Bogen überspannt. Aus dem endlosen Provokationsschauspiel der USA wurde schließlich ein echter Krieg.
Nicht weniger verlogen ist das, was aus der einstigen Doktrin nuklearer Abschreckung wurde. Eine wenig überzeugende Bedrohungslogik, die die Menschheit über Jahrzehnte hinweg den letzten Nerv kostete, sei es aufgrund einer immer absurderen Aufrüstung, immer neuen, überflüssigen und umweltvernichtenden Atomwaffentests oder aber dem steten Kampf der Atommächte um die Vorherrschaft auf diesem oder jenen Vernichtungswaffensektor. In den vergangenen Monaten fand erstmalig in der Geschichte der Nachkriegszeit (für Revanchisten sei angemerkt: gemeint ist damit die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg) eine Entwertung des Atomwaffenarsenals insgesamt statt, da sich die USA und ihre Gefolgschaft dazu entschlossen hatten, dass Atomwaffen nicht mehr unbedingt abschreckend wären. Russland werde von seinem Arsenal an nuklearen Waffen schon keinen Gebrauch machen, nimmt man neuerdings von der Seite jener wahr, die nur gar zu gern mit immer neuen Waffenlieferungen Öl ins russisch-ukrainische Feuer gießen. Zeitgenossen der geschichtlichen Epoche höchster nuklearer Konfrontation werden sich fortan fragen, wozu Atomwaffen dann überhaupt dienlich sein sollen und weshalb man diese nicht gleich abschafft, so sie noch nicht einmal mehr abschrecken? Die Natokratie hat darauf wenig überraschend überhaupt keine Antwort, da sie weiterhin nur aus Hirngespinsten besteht. Auch kann sie bislang nicht beantworten, weshalb die Ukraine grundsätzlich Waffenlieferungen der NATO-Mitgliedsstaaten erhält, da weder ein Bündnisfall vorliegt noch die Ukraine EU-Mitglied ist. Aus Nächstenliebe?
Die neue Waffenkirche
Nachdem Deutschland mal am Hindukusch und die Freiheit der ganzen Welt mal in der Ukraine oder dem Irak „verteidigt“ wird, darf sich der geneigte Leser die Frage stellen, ob die ehemals vorgetragenen Grenzen „von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt“ noch gelten oder bereits das Vierte Reich mit völlig neuartigen, immer weiter weg führenden und vor allem fortwährend flexiblen Grenzen folgen soll? Deutschland 2.0 scheint sich hier der gleichen Großmannssucht wie Israel hinzugeben, das ebenso gern über alle Araber hinweg expandieren würde. Waffengewalt kann und wird niemals eine Lösung sein, sonst würden wir alle unsere Steuererklärung mit Schusswaffen untermauern, den Butterpreis mit einem langen Schwert aushandeln und Nachbarschaftsstreits mit Kanonen beilegen. Jeder, der sich dem bedingungslosen Einsatz von Waffen unterwirft, hat ein Problem. In der vom Zivilisationsfraß befallenen Wertegemeinschaft ist bereits zu hören: „Wenn Kiew verliert, stürzt die Welt in Anarchie“. Sind solche Phrasen erst einmal druckreif, dann ist Anarchie einem Staate des Maulheldentums vorzuziehen, so wie wir diesen zwischen 1933 und 1945 beobachten durften.
Es geht nicht mehr um den Austausch von Argumenten, es geht lediglich darum, die imperialistische Position der USA und ihrer europäischen Unterabteilung NATO mit allen Mitteln zu manifestieren. Die so entstandene und nicht mehr in Frage zu stellende Doktrin hat religiösen Charakter. Wer keinen Widerspruch mehr duldet, der hat nicht nur den demokratischen Boden verlassen, um dessen Verteidigung es angeblich geht. Er schafft zudem eine Glaubensform, in welcher nur noch die Sichtweise eines Landes durchgesetzt wird, untermauert von allerlei Predigern, religiösem Schrifttum, Heilsgesängen und Märchen, die von den Kirchen des Kapitalismus und ihren Missionaren in die Welt hinausgetragen werden. Eine solche Doktrin der Waffenkirche würde auch vor der Waffensegnung und dem Gebet zur Hoffnung auf maximale Zerstörung des Feindes nicht mehr zurückschrecken.
Man stelle sich zwei Nachbarn in einem seit vielen Jahren schwelenden Streit vor. Der eine liebt Hunde über alles, der andere Blasinstrumente. Die Rolle desjenigen, der „Aufrüstung“ durch zusätzliche Hunde oder weitere Blasinstrumente als einzig probates Mittel sieht, steht im wahren Leben den Militärs zu und ist von geringer Intelligenz geprägt. Militärs sind große Kinder mit noch größeren Spielzeugen. Ihre Daseinsberechtigung außerhalb des Spielplatzes ist fragwürdig und wird dadurch gerechtfertigt, dass die Nachbarskinder irgendwas haben oder haben könnten und wer weiß was alles damit tun würden, wovon sie unter allen Umständen abgehalten werden müssen, da sonst unfassbare Dinge geschähen.
Das wäre aber nur die eine Seite. Die andere Seite ist der von Dwight Eisenhower geprägte Begriff des „militärisch-industriellen Komplexes“. Dieser scheint zum Selbstläufer zu werden, sobald es zu einer Verquickung von militärischen, politischen und wirtschaftlichen Interessen kommt. Die einen dienen als Rechtfertigung der anderen – ohne fortwährende fiktive Gefahren keine Einnahmen, keine Budgets, kein Personalausbau, keine gesicherten hierarchischen Strukturen, keine Karriereoptionen. In etlichen Staaten gelten Militärs als ideale Politiker. Keineswegs nur in so genannten Militärdiktaturen, sondern in Israel und den USA. Unsere heutigen Zivilisationen noch als fortschrittlich zu beschreiben wäre eine maßlose Übertreibung.
Nimmersatt NATO
Militärbündnisse sind verfressene Existenzen, die der steten Fütterung bedürfen. Ein Atomwaffenarsenal zur Zerstörung unseres Planeten reicht nicht, es müssen derart viele Waffen sein, dass unser Planet gleich mehrfach zerstört werden kann. Im Jahr 2022 halten die USA 1.644 strategische nukleare Gefechtsköpfe und 100 nichtstrategische nukleare Gefechtsköpfe bereit, wohingegen Russland über 1.588 strategische nukleare Gefechtsköpfe in Bereitschaft verfügt. Seit Hiroshima und Nagasaki ist die Effizienz dieser Waffen beträchtlich gestiegen und schon die am 1. November 1952 detonierte Versuchsbombe des Typs „Ivy Mike“ (10.400 Kilotonnen Sprengkraft) entsprach dem 578-867fachen dessen, was Hiroshima dem Erdboden gleichmachte. Würde es zu einem Einsatz heutiger Massenvernichtungswaffen kommen, wären die Konsequenzen verheerend. Die Vielfalt der mittlerweile verfügbaren Nuklearwaffen ist beträchtlich und schon ein einziger aktueller thermonuklearer Gefechtskopf des Typs W88 verfügt über eine Sprengkraft von 475 Kilotonnen. Die Hiroshima-Bombe „Little Boy“ hatte schätzungsweise eine Sprengraft zwischen 12 und 18 und die Nagasaki-Bombe „Fat Man“ schätzungsweise eine Sprengkraft zwischen 18 und 23 Kilotonnen. Mit dem Ende der Sowjetunion und der folgenden Auflösung des Warschauer Paktes hat die NATO als Relikt des Kalten Krieges ihre Daseinsberechtigung verloren. Dennoch besteht sie schon in Ermangelung eines Kontrollorgans fort und sieht weiterhin Gründe für ihren Ausbau. Dieser Kontrollverlust über den militärisch-industriellen Komplex führt zum bewussten Aufheizen jedes Konfliktherdes und dient als Rechtfertigung weiterer Aufrüstung.

In einer am 16 Mai 2023 in der New York Times veröffentlichten ganzseitigen Anzeige des Eisenhower Media Network kommen die einzelnen Etappen, die zum Ukraine-Krieg führten, zum wiederholten Male aufs Tapet. 1990 versicherten die USA Russland, dass sich die NATO nicht in Richtung seiner Grenze ausdehnen wird: „… es würde keine Erweiterung der … NATO um einen Zoll nach Osten geben“, äußerte sich dazu US-Außenminister James Baker. 1996 gründen US-Waffenhersteller das Komitee zur Erweiterung der NATO und geben über 51 Millionen Dollar für Lobbyarbeit im Kongress aus. 1997 unterzeichnen 50 außenpolitische Experten, darunter ehemalige Senatoren, pensionierte Militärs und Diplomaten, einen offenen Brief, in dem sie die NATO-Erweiterung als „einen politischen Fehler historischen Ausmaßes“ bezeichnen. 1999 nimmt die NATO Ungarn, Polen und die Tschechische Republik auf. Die USA und die NATO bombardieren Serbien, einen Verbündeten Russlands. 2001 ziehen sich die USA einseitig aus dem Vertrag über den Schutz vor ballistischen Flugkörpern zurück. 2004 treten sieben weitere osteuropäische Staaten der NATO bei. Die NATO-Truppen stehen nun direkt an der russischen Grenze. 2004 verabschiedet das russische Parlament eine Resolution, in der die NATO-Erweiterung verurteilt wird. Der Präsident der Russischen Föderation Wladimir Putin erklärt daraufhin, dass Russland seine Verteidigungs- und Sicherheitspolitik entsprechend gestalten werde. 2008 kündigen die Staats- und Regierungschefs der NATO Pläne an, die Ukraine und Georgien, die ebenfalls an Russland grenzen, in die NATO aufzunehmen. 2009 kündigen die USA Pläne zur Aufstellung von Raketensystemen in Polen und Rumänien an. 2014 flieht der rechtmäßig gewählte ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch vor der Gewalt nach Moskau. Russland betrachtet die Amtsenthebung als einen Staatsstreich der USA und der NATO-Staaten. 2016 beginnen die USA mit der Aufstockung der Truppen in Europa. 2019 ziehen sich die USA einseitig aus dem Vertrag über nukleare Mittelstreckensysteme zurück. 2020 ziehen sich die USA einseitig aus dem Vertrag über den Offenen Himmel zurück. 2021 unterbreitet Russland Verhandlungsvorschläge und entsendet gleichzeitig weitere Streitkräfte an die Grenze zur Ukraine. Vertreter der USA und der NATO lehnen die russischen Vorschläge sofort ab. Am 24. Februar 2022 marschiert Russland in die Ukraine ein und löst damit den Russisch-Ukrainischen Krieg aus.

Sechs NATO-Osterweiterungen (1999, 2004, 2009, 2017 sowie 2020) und 24 NATO-Manöver an der russischen Grenze sprechen die deutliche Sprache fortwährender Provokation. Der nächste Schritt kann der Versuch eines Regierungsumsturzes, ein Einmarsch oder ein Erstschlag sein, Beispiele dafür aus der Vergangenheit der USA gibt es genug. Die NATO-konforme Berichterstattung der Wertegemeinschaft bleibt russlandfeindlich und folgt den Vorgaben der USA. Der Gründungsgedanke der Öffentlich-Rechtlichen wurde verraten, staatsferne oder auch nur staatlich unabhängige Berichterstattung findet nicht statt, während das politisch-mediale Personalkarussell blüht wie nie zuvor. Die militärisch-industrielle Expansion scheint uferlos und geht einher mit großer propagandistischer Aggressivität. Deutschland war bislang mit zwei Weltkriegen daran beteiligt, den Ruf der Menschheit als primitiv zu manifestieren. Diesmal folgt Deutschland den USA, man sitzt nicht mehr zwischen den Stühlen, man dient als Stuhl, als Fußabtreter, als Pudel oder dessen Floh. Eine versklavte Bundesrepublik hat nichts mehr zu sagen, fantasiert vom „Doppelwumms“, da der argumentative Spielraum klein und genehmigungspflichtig ist. Ein rechtsextremer Shamo namens Melnyk, der die deutsche Regierung vorführt wie ein Bauer seinen Zuchtochsen ist wohl die Dosis Unterwerfung, die Deutschland fehlte. Der neue deutsche Bückling möchte dazugehören, aus den „Five Eyes“ müssen „Six Eyes“ werden, ein permanenter Sitz im UN-Sicherheitsrat ist lange überfällig. Ob noch Platz für ein schwarzes Kreuz in den Stars & Stripes ist? Die Ukraine samt rechtsextremem Bodensatz wird verfeuert. Nach Albanien, Bulgarien, Estland, Kroatien, Lettland, Litauen, Montenegro, Nordmazedonien, Polen, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn & Co. eine weitere US-Kolonie inmitten Europas, weil die USA nichts mehr reizt, als Russland zu reizen.
Antagonismus als Daseinsberechtigung
Als im Januar 2017 Donald Trump die NATO als obsolet bezeichnete, war die Empörung groß und ein noch blasserer Jens Stoltenberg als sonst erinnerte reflexartig an die Ereignisse des 11. Septembers 2001. Der Weckruf hatte Erfolg und die NATO Existenzängste, die dringend beseitigt werden mussten. Doch auch 2018 verspürte der fürs europäische Establishment so unerträgliche US-amerikanische Präsident immer noch die Lust, aus der NATO auszutreten oder ihr zumindest eins auszuwischen. Am 7. November 2019 bezeichnete der stets flexible französische Präsident Emmanuel Macron die NATO gar als „hirntot“ und verlangte eine Erhöhung der „militärischen Souveränität“ Europas, auch weil Barrack Obama, der Vorgänger Trumps, bereits das Interesse an Europa verloren hatte. Die Bemühungen des abermals blasseren Stoltenberg um Einheit innerhalb der Natokratie wirkten müde, wohingegen von der Leyen sich überstürzt bemühte, das Verhältnis zwischen EU und NATO als „komplementär“ und nicht „konkurrierend“ darzustellen. Keiner verstand mehr, was das Ganze sollte und wem es letztlich dienlich sein würde.
Das Aufheulen der postsowjetischen Sirenen war aber nicht schrill genug, um die letzten transatlantischen Krieger aus der Reserve zu locken und die Bevölkerungen Europas vor vollendete Tatsachen zu stellen. Die NATO sah sich mit einem Ultimatum konfrontiert, musste handeln, andernfalls drohte das Ende des militärisch-industriell-feuchten Traums. Was aber mit dem intuitiv agierenden Donald Trump kaum möglich gewesen wäre, mit dem Wahlverlust „Killary“ Clintons vereitelt wurde und unter Bernie Sanders kaum vorstellbar erschien, sollte sich schließlich mit dem alten weißen Mann Joseph Biden ändern: die Wiederbelebung des Kalten Krieges als Überlebensgarantie der NATO. Ohne die dauerhaft aufrechterhaltene Feindschaft zu Russland könnte die Natokratie nicht existieren. Der transatlantische Eifer musste erhöht werden, ein Tisch mit nur einem europäischen und einem US-amerikanischen Bein steht schlecht. Arabien und Asien ergäben eine feine vierbeinige Plattform, von der die USA zu speisen gedenken. Heute gehört uns Europa, morgen die ganze Welt!
Auge um Auge – und die ganze Welt wird blind sein.“
Mahatma Gandhi zugesprochenes Zitat
Nie wieder Krieg? Nur noch Krieg, wenn es sein muss? Ab und zu mal ein kleiner Krieg? Keineswegs! Ohne Krieg ist bei der NATO nichts los, weshalb sie auch eine eigene Trollarmee namens NAFO vorzuweisen hat, die sich schon großartiger Erfolge rühmt. Pazifisten dürfte angesichts eines Fanclubs, der Geld für Waffen sammelt, schlecht werden. Wie in allen anderen Bereichen nationalistisch-religiöser Politik wird hier die Geisteshaltung vergangener Zeiten zelebriert, die Zeitenwende rückwärts ist das Gegenteil von progressiv und vorgestern das Vorbild für übermorgen. Die Moral wird dem Stumpfsinn bellizistischer Prinzipienreiter angeglichen. Was kommt noch alles auf uns zu? Werden wir wieder mit Morden der Größenordnung Dag Hammarskjöld, Olof Palme oder Jassir Arafat zu rechnen haben oder wird sich die Meute eines Tages wieder beruhigen können? Wenn Menschen sich unter breiter medialer Unterstützung derart hasserfüllt zusammentun, dann sollten Ereignisse wie die Anschläge in Norwegen von 2011 Anlass genug sein, verbal schnellstmöglich wieder abzurüsten. Damals berief sich Anders Breivik bei seinen Taten unter anderem auf den bekennenden Transatlantiker Henryk Broder, der dafür kein Verständnis hatte. Ob all die Gassenpinscher, die ihre US-amerikanischen Herrchen wie den Mond am Abendhimmel schwanzwedelnd anhimmeln und mit übergrößer Freude den Weltuntergang herbeikläffen wollen, wieder den Weg zurück in ihre Hütte finden, sollte der russische Bär den von der NATO sehnlich gewünschten Krieg gewinnen, mag mittlerweile bezweifelt werden.
Für mich war es das Symptom einer desorientierten, fast dysfunktionalen Weltordnung, die weiterhin auf den Konzepten der Machtbalance und der Einflusssphären der Nachkriegszeit beruhte.
Nabil Fahmy über die derzeitige Lage
Russland soll aufgrund seiner geografischen Privilegien politisch wie wirtschaftlich von der EU isoliert werden, um vor allem logistische und nicht etwa politische Errungenschaften wie die Nord-Stream-Pipelines und schnelle Rohstoffverfügbarkeit bei kurzen Lieferstrecken zu konterkarieren. Auftraggeber sind die geografisch isolierten USA mit ihrer gefährlichen Dollarwirtschaft, die von Deutschland aber durchaus zu Recht eine bedingungslose Unterwerfung aufgrund vorzeitig beendeter Entnazifizierung und unterlassener Deindustrialisierung nach Morgenthau erwarten, zu welcher Russland als das größere Kriegsopfer jedoch noch wesentlich mehr berechtigt wäre. Die Einseitigkeit der völkerrechtswidrigen EU-Sanktionen ist diktatorischen Ausmaßes, da Russland pauschal bestraft, pauschal „ruiniert“ werden soll. Bestünde wirklich die Absicht, die russische Bevölkerung von der Wertegemeinschaft zu überzeugen und zu mehr Regierungskritik zu bewegen, dann dürften besagte Sanktionen kaum Einreisebeschränkungen für russische Zivilisten und Kriegsdienstverweigerer enthalten, müssten die nichtmilitärischen Beziehungen bedingungslos weitergeführt werden. Stattdessen jedoch ist der Anspruch jener Strafmaßnahmen ein totalitärer, volksverhetzender Ansatz der Sippenhaft. Zwischen Russland und dem Rest Europas soll ein künstlicher Keil getrieben werden, um die Ferne der USA verschwinden zu lassen.
Auf der Sicherheitskonferenz in Singapur beziffert der EU-Außenbeauftragte Sepp Borrell erstmals, was bisher nur schwer zu beziffern war. 60 Milliarden EURO sind in EU-Unterstützungsleistungen für die Ukraine geflossen, während die Abfederung der von Krieg & Sanktionspolitik erzeugten Binneneffekte die EU 700 Milliarden gekostet hat. Borrell erwähnt nicht, was Waldi Dombrovski, Kommissar für Wirtschaft und Kapitaldienstleistungen, bei seiner letzten Pressekonferenz in Brüssel inhaltlich vorweggenommen hatte: Dass nämlich die zeitgleiche Wiedereinführung strenger Fiskalregeln die EU-Staaten zu einer Austeritätspolitik verpflichtet, die unweigerlich zu entsprechenden Kürzungen bei Infrastruktur- und Sozialausgaben führen wird.
Martin Sonneborn am 4. Juni 2023
Wirtschaftlich ist diese Strategie bislang eine Fehlleistung und die angeblich seit vielen Jahren vorbereiteten Maßnahmen gegen Russland schaden vor allem Europa selbst. Es ist davon auszugehen, dass insbesondere John Bull und den deutschen Michel über die kommenden Jahre schmerzvolle Maßnahmen erwarten, um diesen Waffengang zu finanzieren. Spätestens dann dürfte auch bei Sofastrategen der Groschen fallen und der Irrsinn einer lang anhaltenden Kriegswirtschaft deutlich werden. Die deutsche Regierung ist laut Heiner Flassbeck vollkommen unfähig, entscheidende Weichen zu stellen, weil sie „ideologisch auf die Logik der schwäbischen Hausfrau festgelegt ist“. Kritik an der bisher dümmsten aller deutschen Bundesregierungen wird wenig überraschend plump als russische Propaganda abgetan, Regierungslob ist dann aber bitte sehr was? US-Propaganda, NATO-Propaganda, biblische Wahrheit? Eine Sichtweise, die schnell versagt, ebenso wie die Regierungs-PR der Konformpresse, die damit wohl ihren letzten Seufzer im Journalismus-Mäntelchen tat.
Gute und böse Oligarchen
Es soll neuerdings gute und böse Oligarchen geben, so wie man uns auch schon weismachen wollte, es gäbe nicht nur böse, sondern auch gute Nazis. Vom Oligarchen-Kumpel Selenski wollen wir wissen, dass er als Jude nur gut sein kann. Böse Juden, die sich dazu noch von bösen Nazis umgeben, die kann und darf es gar nicht geben – eine insbesondere vom staatstragenden Deutschland verbreitete Sicht der Dinge. Selbstverständlich gilt dies nicht für russische Juden, die von Natur aus gefährlich sind. Wer hier noch eine Logik erkennt, hat die Gehirnwäsche der Wertegemeinschaft erfolgreich absolviert. Fakt ist, dass wir uns in einer rassistischen Hochphase mit Diversitätsalibi befinden, in der mit Herkunft, Orientierung und politischen Absichten jongliert wird, als wären es abgenutzte Tischtennisbälle. Toleranz kraft Desinteresse oder Ignoranz hat aber mit gelebter kultureller Vielfalt nichts zu tun. Auch bedeutet es nichts, dass alle Menschen sein können, wie sie mögen, solange sie sich nur dem Weltbild der Wertegemeinschaft unterwerfen. Was hier in der Toleranzverkleidung oftmals aggressiv auftritt, ist nichts anderes als eine weitere Unterordnungsstrategie und keine Freiheit. Nur wer sich einfügt kann machen, was er will – sagt der sich aufbäumende Kapitalismus kurz vor seinem Untergang. Wer von Juden grundsätzlich erwartet, dass sie ohne Wenn und Aber Israel unterstützen oder von Homosexuellen, dass sie dem Wertewesten ohne Widerwort folgen, der hat Diversität falsch verstanden. Es mag überraschen, doch gibt es weder grundsätzlich gute Juden noch grundsätzlich böse Russen. Gleiches gilt für Araber, Europäer, Afrikaner und alle anderen Menschen auch! Zudem ist befremdlich, dass stets nur die Rede von russischen oder zumindest von zentraleuropäischen Oligarchen die Rede ist, obgleich es zu Milliardären gewordene Günstlinge aller Art auch und vor allem in den USA gibt, so wie dies der nun im Sterben liegende 39. Präsident der USA Jimmy Carter bereits festgestellt hat:
Die USA sind eine Oligarchie mit unbegrenzter politischer Bestechung.
Jimmy Carter über den Zustand seines Heimatlandes.
Das Grundkonzept der USA als Einwanderungsland billiger und williger Arbeitskräfte hat etliche Nebenwirkungen, die es bis heute zum Spielball vor allem religiöser Interessen machen. Die größte jüdische Gemeinde der Welt außerhalb Israels und eine große Zahl fundamentalistischer Christen, die es sich oftmals aus den befremdlichsten Anlässen heraus zum Hobby gemacht haben, Israel finanziell wie ideell zu unterstützen, beeinflussen eine US-Außenpolitik fortwährender Konfrontation mit der arabischen Welt. Es ist letztlich auch dem am 11. Januar 2011 verstorbenen „König von Las Vegas“ und seiner kostenlosen Zeitung „Israel HaYom“, im Volksmund „Bibi-Zeitung“ genannt, zu verdanken, dass ein antidemokratischer Opportunist wie Benjamin Natanyahu sich an der Macht halten kann. Und das soll die einzige Demokratie des Nahen Ostens sein? Sind es solche Werte, die die USA als Demokratieexport versteht? Es ist fragwürdig, wie ein derartiges staatliches Konzept als Projektion für die ganze Welt Gültigkeit zeigen können soll, zumal es schon auf dem Boden der USA kaum funktioniert.
Elon Musk: gesetzloser Oligarch, unsicherer Kolonisator, grausamer Hamsterer, Weltraum-Tussi, mittelmäßiges Menschenkind, Privilegierter unter Druck, kleinlicher Rassist, Größenwahnsinniger, wertloser Milliardär, Pleitebaby, oberster Parasit, launischer Pickel, Apartheid-Profiteur, Diktatoren-Arschkriecher
Auf das Twitter-Hauptquartier am 18.11.22 projizierte Musk-Beleidigungen
Wer noch daran glaubt, dass Bill Gates, Elon Musk, Donald Trump u. v. a. m. zur Kategorie „Selfmademan“ gehören, ist Opfer einer PR-Maschine, die im Falle US-amerikanischer Oligarchen über beträchtliche Mittel verfügt. Zur Entzauberung solcher Delusionen hat sich der US-Journalist Nathan J. Robinson deren zwar schwer erträgliche aber aufschlussreiche Autobiografien zu Gemüte geführt und kam zu erschreckenden Ergebnissen, was ihn einige Monate später dazu verleitete, auf Bill Gates nochmals gesondert einzugehen. Es sind aber Organisationen wie die „Bill & Melinda Gates Foundation“ (BMGF), die sich zunehmend in die strapazierten Finanzen der Konformpresse einmischen und damit deren Sicht der Dinge unweigerlich beeinflussen. Die Stiftung fördert nicht nur US-amerikanische Medien wie CNN, NBC, NPR, PBS oder The Atlantic, sondern auch den katarischen Nachrichtensender Al-Jazeera, die britische BBC sowie die dortigen Zeitungen The Daily Telegraph, The Financial Times, The Guardian, in Deutschland Der Spiegel, in Frankreich Le Monde und in Spanien El País.

Gleiche Chancen für alle bieten die USA nie, darüber liegen genügend Statistiken und Studien vor. Wer dort aus armen Verhältnissen stammt, der bleibt zunehmend arm und wessen Elternhaus wohlhabend ist, der setzt ebenjene Tradition zunehmend fort. Das Leitmotiv des vom Tellerwäscher zum Millionär aufsteigenden kleinen Mannes ist ein Trugbild, welches dazu dienen soll, falsche Chancen vorzuspiegeln und das Heer an willigen wie ausgebeuteten Arbeitern nicht zu gefährden. Was zählt, das ist alleine der Glaube an die Möglichkeit unendlichen Reichtums. Was nicht zählt, das ist das Wissen darum, dass dies niemals der Fall sein dürfte. Kleine Leute himmeln aber gern Besitzer großer Geldmengen an. Und so verbreitet sich jedes Geschwafel Elon Musks oder Bill Gates in Windeseile, darf sich der Geldadel ungehemmt in unsere Medien einkaufen und werden unsere so genannten Monarchien wider alle Vernunft gehegt und gepflegt. Böse ist das alles nur, wenn es aus Russland kommt.
Goldige Vorstellungen verrosteter Demokratien
Weder das „gelobte Land“ Israel noch „Gottes eigenes Land“ USA sind glaubwürdige Demokratien. Sie halten aber die Illusion einzigartiger Demokratien aufrecht, da ihnen dies als Rechtfertigung aller denkbaren Untaten dienlich ist. Wer im Namen der Demokratie Kriege führt, im Namen der Demokratie die Rechte der Bevölkerung einschränkt oder im Namen der Demokratie sein Imperium ausbaut, der kann dies nur rechtschaffen tun. Jene oftmals kapitalistisch-nationalistisch pervertierten Armeen mit angeschlossener Bevölkerung aber als Demokratien zu bezeichnen, ist angesichts der nüchternen Tatsachen auf sämtlichen Ebenen kaum mehr glaubwürdig, was mittlerweile auch Kontrahenten gern feststellen. Wie Matt Groening es zynisch in Futurama zum Ausdruck brachte, treten in den USA zwei Präsidentschaftskandidaten-Klone namens Jack Johnson und John Jackson gegeneinander an und sagen mehr oder weniger dasselbe in anderer Satzstellung. Die beiden Parteien der USA kann man aus europäischer Sicht getrost als rechtsextrem und rechtskonservativ bezeichnen, sie unterscheiden sich oftmals kaum und politische Alternativen werden durch ein antiquiertes Wahlsystem verunmöglicht. Aber auch wenn das Parteienduopol der USA dann und wann nicht in das übliche Schema passende Präsidentschaftskandidaten ermöglicht, bleibt die konservativ-ökonomische Grundlinie immer gleich. Und obgleich Biden zunächst als Kumpel von Bernie Sanders auftrat und sich als „gemäßigter“ Präsidentschaftskandidat verkaufte, ist er de facto nichts weiter als der übliche imperialistische Bodensatz der USA von vorgestern. Es ist leider genau dieser Bodensatz, dem die homologe EU mit derart großer Begeisterung folgt.
Es ist an der Zeit, dass jemand den Mut aufbringt, aufsteht und sagt: Ich bin gegen all die Dinge, die jeder hasst!
der fiktive Politiker Jack Johnson
Nun, ich achte meinen Gegner und denke, er ist ein guter Mann. Aber ehrlich gesagt stimme ich mit all dem überein, was er gerade gesagt hat!
der fiktive Politiker John Jackson
Die durchmilitarisierten Gesellschaften derartiger Staaten, zu denen sich insbesondere Deutschland nun gerne hinzugesellen würde, verkünden ihre aggressive Botschaft wie selbstverständlich auch in Film und Fernsehen, was wir als Europäer nicht zuletzt dank immer neuer Streaming-Angebote und der Hollywood-Dominanz unserer Kinos in vollen Zügen genießen dürfen. Selten gibt es noch eine US-Fernsehserie oder einen US-Blockbuster ohne militärische Präsenz. Sei es irgendein Kriegsveteran mit persönlichen Problemen oder ein paramilitärisches S.W.A.T.-Team (Special Weapons and Tactics) zur Problemlösung – der Feind ist immer überall und das Militär an allem beteiligt – ob in der Zukunft oder in der Vergangenheit, ob im Kampf gegen Zombies oder Außerirdische. Gerne beteiligt sich auch das echte Militär an solchen Zelebrationen seiner selbst und trifft zumindest in den USA am Kinoeingang mit wertvollen Karriere-Tipps auf ein frisch indoktriniertes dankbares Publikum, das zwar trotz zweier Nebenjobs seine Miete oder Hypothek nicht mehr bezahlen kann, dafür aber immer noch als Kanonenfutter verwendungsfähig ist. Unsere frisch gebackenen Bellizisten hätten uns auch gerne in einer solch verzweifelten Lage, denn noch ist billiges wie williges Menschenmaterial in Europa seltener als etwa in der Ukraine, wo die NATO den Krieg solange verlängern möchte, bis alle Ukrainer tot oder geflohen sind.

In der zelebrierten Illusion der Natokratie soll es nur noch die unscharfen moralischen Extreme Gut und Böse geben. Die USA sind hierbei grundsätzlich gut und ihre Vergangenheit unantastbar. Es gibt keinen Grund, die Position der USA aufgrund ihrer rassistischen oder fundamentalistisch-religiös motivierten Geschichte in Frage zu stellen, denn das wäre ebenso schäbig, wie von den über 20 Millionen sowjetischen Opfern Nazideutschlands zu sprechen. Im Falle von Israel entschuldigt die systematische Ermordung der jüdischen Bevölkerung durch den deutschen Nazi-Terror zwar alles, im Falle von Russland jedoch rein gar nichts. So entsteht die merkwürdige Situation einer Doppelmoral, in welcher die engsten Verbündeten sich alles und ehemalige Alliierte sich nichts erlauben können.
Ein Mandat würde eine Mehrheit, eine überwältigende Mehrheit, ja einen Erdrutschsieg bedeuten. Eine Mehrheit, die so stark ist, dass sie den Inhaber des Mandats dazu berechtigt, das Leben aller um 180 Grad zu verändern. Wir gingen also hinunter in die Gemeinde, in die Seventh Street, und erzählten einigen Brüdern, dass es ein Mandat für Reagan gegeben hatte. Und sie sagten: «Ach ja? Wie war das Endergebnis?» Ich sagte, na ja, 26% der registrierten Wähler haben für Reagan gestimmt, und sie sagten, sie wären noch beeindruckter gewesen, wenn es 26% der amerikanischen Bevölkerung gewesen wären. Und dann sagten wir, na ja, Skippy (Jimmy Carter, Anm. d. Verf.) kam mit 21% der registrierten Wähler an zweiter Stelle. Und alle anderen Leute, die zur gleichen Zeit kandidierten, kamen zusammen auf etwa zwei Prozent. Das Erste, was den Brüdern auffiel, war, dass 51% der registrierten Wähler niemanden gewählt hatten. Für sie bedeutete das, dass niemand Präsident werden sollte. 74% der registrierten Wähler hatten nicht für Reagan gestimmt, was ein Mandat in die andere Richtung bedeutete. Und nach einigen Monaten des Umgangs mit Reagan und seiner Regierung sind sie zu mir zurückgekommen und haben gesagt: ja, es stimmt, ein Niemand ist der Präsident.
Gil Scott-Heron in „Black Wax“, 1983
Der aus den USA stammende „Whataboutismus“ ist eine der hervorstechendsten Dummheiten aus der Fast-Food-Kantine des Neusprechs. Nur ein Thema hat zu gelten, Vergleiche und Relativierungen sind verboten, würde die einseitige Propaganda sonst doch an der historischen Wirklichkeit scheitern. So darf sich Israel zwar stets auf den Judenhass von Jahrhunderten berufen, allen anderen aber sind Rechtfertigungen oder Vergleiche untersagt, egal wie hoch die Opferzahlen und wie himmelschreiend die Ungerechtigkeit auch sein mögen. Dies führt zur Abnutzung einer biblischen Wortbombe namens „Antisemitismus“, deren Wortverwandte „Antijafetismus“ oder „Antihamitismus“ kein Mensch zu kennen scheint. Es gibt zahlreiche gute Gründe, alle drei Begriffe komplett aus unserem Sprachgebrauch zu entfernen. Derlei religiös-rassistische Diskussionsvernichtungswaffen haben in einer aufgeklärten Menschheit nichts zu suchen, auch wenn diese Botschaft im Apartheidsstaat Israel noch nicht angekommen zu sein scheint.
Es spricht einiges dafür, das Bild Israels als alleiniger Demokratie des Nahen Ostens, das Israel vor der Weltgemeinschaft selbstbewusst für sich beansprucht, gerade jetzt kritisch zu hinterfragen. Als ich während der Wahl selbst vor Ort war, nahm ich an einer Tour einer israelischen Menschenrechtsorganisation durch die Westbank teil. Annähernd 650.000 israelische Siedler können dort – anders als etwa Israelis, die in Deutschland oder in den USA leben, also ohne dafür überhaupt nach Israel reisen zu müssen – in jenen Siedlungen wählen, wo sie registriert sind. Ihre palästinensischen Nachbarn hingegen waren von der Wahl ausgeschlossen. Man stelle sich vergleichsweise vor, russische Zivilisten ohne militärischen Auftrag würden zu Hunderttausenden in die zuletzt in diesem Jahr von Russland besetzten Teile der Ukraine ziehen, dort Häuser errichten, wo einst ukrainische Häuser standen und von dort aus an russischen Wahlen teilnehmen. Die politische Doppelmoral in der Bewertung jener Kontexte seitens westlicher Staaten (und zahlreicher Beobachtender) klafft inzwischen immer eklatanter auseinander. In vielen israelischen Siedlungen liegt der Zuspruch für Ben-Gvir und Smotrich bei über 80 Prozent.
Hanno Hauenstein in der Berliner Zeitung über die neue israelische Regierung
Es ist zwar begrüßenswert, wenn Horden von Touristen alljährlich nach Israel oder in die USA aufbrechen, um sich ein eigenes Bild von Land und Leuten zu machen. Es ist jedoch bedauerlich, wenn dies mit einer Brille der Ignoranz geschieht. Wem es als Urlauber reicht, sämtliche Reiseziele als Cocktail aus Disneyland, Shopping und Sonnenbrand wahrzunehmen, der hätte sich auch im Griechenland von Papadopoulos, im Portugal Salazars, im Spanien Francos, im Chile Pinochets oder dem Brasilien von Garrastazu-Médici wohlgefühlt (und mag dies auch getan haben). Israel wie die USA verstehen sich gekonnt auf die Einflussnahme der öffentlichen Meinung und verkaufen ihre moralbankrotten Länder als vorbildliche Staaten, in denen sich zum Schnorcheln oder Surfen angetretene Stumpfsinnige allemal wohlfühlen.
Wenn Politiker ihrer eigenen Propaganda erliegen, dann ist das erschreckend. Ob sie es bewusst oder aus der üblichen Berechnung heraus tun, sei dahingestellt, der Effekt auf die Bevölkerung bleibt aber nicht aus und führt unmittelbar zum Erfolg rechtsextremer Parteien. Ein Politikertypus ohne Argumente, dafür aber mit geheimer Agenda und schmissigen Slogans ist das, worauf sich der Wähler zunehmend einstellen muss. Chamäleons wie der französische Staatspräsident Emmanuel Macron scheinen nurmehr virtuelle Konstrukte zu sein, die den zahlreichen äußeren wirtschaftlichen wie politischen Einflüssen willig begegnen. Zwar wurde Marine Le Pen verhindert, das Land infolgedessen jedoch in einen Zustand totaler Lähmung versetzt. Frankreich tanzt weiter am Rand des Vulkans, während Gelbwesten nach Jahrzehnten destruktiver Globalisierung den Kampf gegen neoliberale Hoffnungslosigkeit antreten, die einseitige Energiepolitik in einer Sackgasse endet und Philosophen kindlicher Naivität den gesellschaftlichen Diskurs in Beschlag nehmen. Macron regiert diese toxische Suppe mit Gleichgültigkeit und Wortklauberei. Wer nach jahrzehntelanger aggressiver NATO-Expansion meint, dass Russland zur Vernunft gebracht werden müsste, verliert seine Glaubwürdigkeit als Gesprächspartner auf dem politischen Parkett. Wer sich an die Gespräche Nixons mit seinem Faktotum Kissinger erinnert, der weiß, wie eng der Horizont mancher Regierungschefs sein kann.
Die Mauer muss weg!
Als Ronald Reagan am 12. Juni 1987 publikumswirksam danach verlangte, die Berliner Mauer müsse abgerissen werden, da konnte er sich vermutlich kaum vorstellen, dass der Mauerbau eines Tages wieder ein leidenschaftliches Hobby Europas werden würde. So hat Finnland den Bau eines 200 Kilometer langen und drei Meter hohen Zauns an der Grenze zu Russland begonnen und auch Norwegen, Litauen und Lettland planen die Errichtung einer soliden Grenze zu Russland. 2016 baute Frankreich eine ein Kilometer lange und vier Meter hohe Anti-Flüchtlingsmauer in Calais und auch der 289 Kilometer lange und bis zu sechs Meter hohe so genannte Südgrenzzaun Ungarns aus „NATO-Draht“ dient zur Abwehr von Flüchtlingen, die eine der Konsequenzen der vorwiegend von den USA geführten Kriege sind. Den gleichen Zweck verfolgt die 2014 begonnene und mittlerweile 235 km lange Absperrung Bulgariens zur Türkei.
In Israel wurde bereits vor zwanzig Jahren eine Mauer errichtet, um Palästinenser einzusperren. Die bislang 700 Kilometer lange und dreimal so hohe Mauer wie jene in Berlin wird immer noch weitergebaut. Bis heute hat kein US-Präsident verlangt, diese einzureißen. Auch die USA wollten nicht untätig sein und planten den Bau einer soliden Mauer zur Grenze Mexikos hin, die natürlich ebenfalls jene von Berlin übertreffen sollte. Zwar hat eine Haushaltssperre die Fortsetzung des Mauerbaus zunächst verhindert, die bisherigen Bestandteile der Mauer wurden jedoch vom aktuellen US-Präsident Joseph Biden beibehalten.
Die Zahl der Mauern nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt steigt. In Europa ist dies jedoch bedenklich, weil zunächst der zu Recht als unmenschlich bezeichnete eiserne Vorhang samt „antifaschistischem Schutzwall“ abgerissen wurde, um nur kurze Zeit später weiter östlich wieder aufgebaut zu werden. Heute werden all diese Mauern als bittere Notwendigkeiten bezeichnet, obgleich sie ganz genauso unmenschlich wie zuvor sind. Die neuen transatlantischen Schutzwälle stellen zudem eine weitere Abgrenzung Russlands dar. Es wäre überraschend, würde die Einmauerung Russlands durch die Wertegemeinschaft in den kommenden Jahren nicht noch verschärft, wodurch die Jahrzehnte des Kalten Krieges besonders heuchlerisch erscheinen. Wenn der bellizistische Wüterich Scholz nun meint, es ginge um die Beibehaltung von Grenzen, dann hätte man den eisernen Vorhang einfach geschlossen lassen können.
USA in ständiger Panik
Die vorgeblichen Angriffe staatlicher russischer Hacker auf Netzwerke, Medien, die Energieinfrastruktur oder Wahlautomaten wurden bislang nicht glaubwürdig belegt, dienen aber immer wieder zur Rechtfertigung einer Dauerkonfrontation. Vorgelegte Dokumente voller geschwärzter Stellen enthalten nichts von Belang und stärken den Eindruck, dass die USA vor allem eines suchen: Vorwände. Uns wird zwar eingetrichtert, dass böse Trolle aus Sankt Petersburg alle Lebensbereiche des unbescholtenen Westbürgers beeinflussen sollen, angesichts der Snowden-Aufdeckungen sind es aber vor allem die USA. Feinde der EU werden bevorzugt in China und Russland ausgemacht, nicht jedoch in den USA. Die von den alliierten Besatzern erteilten Presselizenzen in Deutschland wirken bis zum heutigen Tage nach und lassen USA-kritische Standpunkte nicht zu. So wurden zwar zahllose Berichte zum Thema „Russiagate“ veröffentlicht, deren Hintergrund spielte jedoch keine Rolle mehr. Natürlich fehlt nicht nur in diesem Zusammenhang ein kritisches Hinterfragen der Farbrevolution in den Anrainerstaaten Russlands, die die USA gerne als Graswurzelbewegung verkaufen.

Die Massenpsychose US-amerikanischer Botschaftsangehöriger in Kuba, die sich einbildeten, einer akustischen Geheimwaffe ausgesetzt gewesen zu sein, verlief ebenso beleglos im Sande wie die angeblichen Spionageballons aus China. Homöopathische Ernüchterungen wie im Falle der skurrilen Luftballons finden zwar statt, wirkliche Aufklärung erfolgt aber oftmals erst mit Jahren Verspätung. Die Klamotte der reihenweise erkrankten US-Botschaftsangehörigen in Kuba begleitete uns über viele Jahre hinweg, spekuliert wurde vor allem in Richtung Russland, konkrete Beweise dazu blieben aber aus. Heute ist davon auszugehen, dass es sich um einen weiteren Fall von Hysterie handelte. Dies führte wenig überraschend kaum zu Selbstkritik in der Konformpresse, ganz im Gegenteil sogar.
Auch im Falle der angeblich manipulierten US-Wahl von 2016 stellte sich heraus, dass die von der Wahlverliererin Clinton verursachte Panik größtenteils unbegründet war. Die Annahme wäre zudem realitätsfern, gäbe es keine entsprechenden Einsätze der USA samt Gefolgschaft gegen vermeintliche Feinde wie Mitläufer. Worüber hinweggetäuscht werden soll, ist die Tatsache, dass die Unterwanderung der Welt durch die USA bei weitem größer ist, was nicht nur die von Whistleblowern beigebrachten Fakten belegen. Dass dies dann aber noch nicht einmal zu einem Sturm im Wasserglas führt, sollte jedem vor Augen führen, als wie selbstverständlich die Beeinflussung europäischer Politik und anderer Schlüsselbereiche hingenommen wird. Transatlantische Netzwerke und Zusammenkünfte existieren vor allem zum Karrierevorteil der Beteiligten. Nur die Bevölkerung hat davon überhaupt nichts und wird mit phantasievollen Bedrohungen und moralisierenden Rechtfertigungen zur Aggression oder Teilnahme daran abgespeist. Wer als europäischer Bürger glaubt, das derzeit in Europa gastierende Ukraine-Theater hätte etwas mit Menschenrechten, Moralvorstellungen und Völkerrecht zu tun, der darf sich getrost die Mütze des Deutschen Michels aufsetzen.
Zehn Jahre nach den Snowden-Enthüllungen hört der interessierte deutsche Bürger überhaupt nichts mehr von der NSA-Affäre der USA oder deren dänischen Helfershelfern, sodass Deutschland voll im transatlantischen Club willkommen geheißen werden kann. Die USA sind eine bis eine an die Zähne bewaffnete Insel, weitab von allem, was sie interessiert. Zwar verfügt diese Insel über Außenposten in der ganzen Welt, doch ist sie letztlich durch Ozeane von allem getrennt, worauf sie Einfluss nehmen will. Sie sichert sich daher ihre Ressourcen vor allem durch Kriege und Propaganda oder die Hilfe von Vasallenstaaten und finanziert dies durch eine Gelddruckmaschine namens US-Dollar. Ihre ungerechtfertigten Besitzansprüche finden sich überall auf der Welt, weshalb es auch in ihrem Interesse liegt, die Welt militärisch unter Kontrolle zu halten. Es liegt nicht im Interesse der USA, dass eine eurasische Achse entstehen könnte, denn das wäre der Gegenpol, der die wirtschaftlichen wie geopolitischen Interessen des Sternenbanners zunichte machen könnte.

Die USA sind ein paranoides Land, dessen Allmachtsphantasien spektakuläre Dimensionen annehmen, was unter anderem durch den Whistleblower Edward Snowden bekannt wurde, der seit 2013 im russischen Exil verweilt und am 22. September 2022 die russische Staatsbürgerschaft erhielt. Es ist davon auszugehen, dass er beim Verlassen Russlands sofort von den Erfüllungsgehilfen der USA verhaftet würde und einem ähnlichen Schicksal wie Julian Assange entgegensähe, der nach jahrelangem Katz-und-Maus-Spiel in der ecuadorianischen Botschaft in London mit seiner Auslieferung in die USA konfrontiert ist. Die von Snowden aufgedeckte globale Überwachungs- und Spionageaffäre der USA führte nicht zu einer Ächtung der USA und drastischen internationalen Sanktionen, sondern verlief im Westen weitgehend im Sand. Frau Merkel fand den NSA-Skandal zwar befremdlich, hielt es aber ebenso. Stattdessen wird von den einschlägigen Medien die Mär des im Internet omnipräsenten russischen Hackers oder Desinformation betreibenden russischen Trolls gepflegt, wohingegen die nüchternen Fakten der US-Massenüberwachung lediglich zu Klagen von privaten Vereinen führten.
Besonders deutlich wurde das hohe Propaganda-Niveau in Sachen „Magnitsky Act“, einem Gesetz der USA, das infolge der vorgeblichen russischen Inhaftierung, Folter und Ermordung eines vermeintlichen Anwalts und Whistleblowers namens Sergei Magnitski (oder Magnitsky in Englisch) erlassen wurde. Nur war Magnitski weder Anwalt noch Whistleblower, sondern Steuerberater des US-Hedgefonds-Managers Bill Browder, der seine beträchtlichen Gewinne am russischen Staat vorbei abschöpfen wollte und es dann nicht schätzte, dass man ihm ins Handwerk pfuschte. Dennoch reichte diese Schmierenkomödie eines Geldgierigen aus, um einen Gutteil der Wertegemeinschaft zu Sanktionen zu veranlassen. Auch hier folgte die EU den USA wie ein treuer Hund und ließ sich von der zwischenzeitlich veränderten Beweislage nicht beeindrucken. Der vom „Herz-Jesu-Fernsehen“ ZDF für arte in Auftrag gegebene Dokumentarfilm des Putin-kritischen Dokumentarfilmers Andrei Nekrasov lieferte nicht die gewünschten antirussischen Ergebnisse, seine Premiere im Europäischen Parlament am 27. April 2016 und Ausstrahlung in arte wurden kurzerhand abgesagt. Die Entscheidung war längst gefallen, Russland unter allen Umständen ruinieren zu müssen. Wer sich selbst ein Bild von der Angelegenheit machen will, kann dies zum Glück weiterhin tun. Sogar der Spiegel sah sich zwischenzeitlich dazu veranlasst, das Schauermärchen ins rechte Licht zu rücken, was jedoch zu keinem Zeitpunkt dazu führte, die erlassenen Sanktionen zu überdenken.
Während Russland mittlerweile für jede nicht US-kompatible Bewegung bestraft wird und dazu auch falsche Anwälte herhalten müssen, kann Israel unverändert schalten und walten. Die Toleranz der USA gegenüber Israel ist ausgesprochen groß, woran auch der direkte israelische Beschuss eines US-Kriegsschiffes am 8. Juni 1967 nichts änderte, da unter Waffenbrüdern Sonderregeln gelten. Der Angriff „konnte nur vorsätzlich erfolgen“, sagte der Direktor der NSA, Generalleutnant Marshall Carter, später im Kongress. Der Unterschied zwischen Israel und Russland ist jedoch nicht nur, dass die israelische Interessenvertretung AIPAC in den USA über 100.000 Mitglieder zählt und damit über eine vor allem politisch gewichtige Stimme verfügt, sondern dass mit 7,6 Millionen Juden in den USA deren Bevölkerungsanteil in etwa genauso hoch wie in Israel ist.
Man muss dieses Vorgehen in das gegenwärtige Weltgeschehen stellen: Da kritisiert jemand die Staatspolitik Israel als rassistisch, kolonialistisch, kritisiert die Besatzung fremden Territoriums durch den Staat Israel und unterstützt ein Kultur-Boykott, um auf den Bruch internationalen Völkerrechts aufmerksam zu machen. Gleichzeitig, also ein paar Hundert Kilometer um die Ecke, wird überall im freien Westen, in der Wertegemeinschaft das Lied von der Unantastbarkeit der Grenzen, von der Unerträglichkeit einer (russischen) Besatzung gesungen.
Wolf Wetzel am 2.5.23 im Overton-Magazin
Es ist zwar unwahrscheinlich, dass es sich bei den im März und April 2023 aufgetauchten 107 Dokumenten des so genannten Pentagon-Leaks um durchgehende Fälschungen handelt, doch sind Zweifel an deren vollständiger Echtheit berechtigt. Wie schon zuvor im Falle der Snowden-Enthüllungen enthalten diese aber neue Hinweise darauf, dass die USA ihrer Gefolgschaft weiterhin nicht über den Weg trauen. Sollte es sich um eine Maßnahme psychologischer Kriegsführung der USA handeln, dann kann kaum ausgeschlossen werden, dass besagte Dokumente als Warnung auch an Verbündete verstanden werden sollen. So bezieht Ägypten seit 1987 US-Militärhilfe i. H. v. 1,3 Milliarden US-Dollar jährlich und soll sich tunlichst davor hüten, im Ukraine-Krieg Stellung zu beziehen. Auch die britische Insel, Kanada, Südkorea und Israel genießen längst nicht das volle Vertrauen der USA.
Kaum ein regierungskonformer Lohnschreiber wagt in Zeiten wie diesen mehr, den immer neuen US-amerikanischen Panikwellen noch kritisch gegenüber zu stehen, zumal Seymour Hershs Enthüllungen über die US-Urheberschaft des Terroranschlags auf die Nord-Stream-Pipelines einer Größenordnung entsprechen, der Paroli geboten werden muss. Hershs Beitrag über die Verwicklung Joseph Bidens in das Nord-Stream-Attentat wurde vielfach aufgrund nicht genannter Quellen kritisiert. Die späteren Berichte der Konformpresse über die angeblichen ukrainischen Täter waren allerdings noch unglaubwürdiger, Quellen wurden ebensowenig genannt. Ähnliches dürfte sich weitere Male wiederholen und wäre auch im Falle der Sprengung des Kachowka-Staudamms keine Überraschung. Die Nord-Stream-Posse ist deshalb herausragend, weil der amtierende US-Präsident am 7. Februar 2022 in aller Öffentlichkeit damit gedroht hatte, Nord Stream 2 so oder so ein Ende zu bereiten, sollte Russland die Ukraine angreifen. Wohlgemerkt, Nord Stream gehört nicht den USA.
Da die NATO-Expansion keine Grenzen kannte, was Russland wiederholt als Provokation einstufte, kam auch die sogenannte Spezialoperation nicht überraschend. Weder was die fortgesetzte NATO-Expansion noch was andere Arten militärischer Provokationen angeht, waren die USA und ihre Vasallen jemals zimperlich. Eine Reihe schwerer Folgen war somit zu erwarten und vermutlich auch gewollt. Die speziös seit Jahren vorbereiteten antirussischen Maßnahmen lassen nur den Schluss zu, dass auch die Abschaltung der Pipelines in Kauf genommen werden sollte. Als dann die brutale Zerstörung nicht nur von Nord Stream, sondern auch die zahlloser Lebewesen an dieser Stelle erfolgte, war es doch erstaunlich, wie still es seitens der Grünen aufgrund der gewaltigen Umweltkatastrophe blieb. Sollte die Ukraine als Nichtmitglied der NATO für die Zerstörung verantwortlich sein, so wäre dies einer jener Bündnisfälle, für den die NATO einst geschaffen wurde. Es bleibt bis zum heutigen Zeitpunkt unverständlich, weshalb Deutschland die Tatsache des Verlustes eines essentiellen Energielieferanten gleichgültig zu sein scheint, zumal dies zu wirtschaftlich bedrohlichen Folgeerscheinungen führte, die kaum durch laue Wärmepumpenluft aus dem Habeckschen Wolkenkuckucksheim behoben werden können. Der Standort Deutschland ist nun nicht nur mehr gefährdet, sondern zu einem Gutteil auch beendet – Henry Morgenthau hätte seine helle Freude gehabt.
Die zu keinem Zeitpunkt belegte „Abhängigkeit“ Deutschlands von Russland durch Nord Stream ist vorbei und wird unter Einsatz von Milliarden Steuergeldern durch eine sehr viel weiterführende und vor allem sehr viel kostenintensivere Abhängigkeit Deutschlands von den USA abgelöst. Die USA finanzieren unter tatkräftiger Mithilfe der Grünen damit ihr überteuertes und umweltzerstörerisches Konzept des Fracking genannten „Hydraulic Fracturing“ (Hydraulische Risserzeugung) und haben sohin fast die gesamte EU im Würgegriff. Was mit Abhängigkeit von Russland bezeichnet wurde, das war in Wirklichkeit die transatlantische Doktrin, zwischen Russland und dem Rest Europas einen Keil zu treiben, um eurasische Machtkonstellationen zu verunmöglichen und die Dominanz der geografisch von Asien wie Europa isolierten USA unumgänglich zu machen.
Russland ist aber nicht alleine Auslöser des jahrzehntelangen Verfolgungswahns der USA. In hohem Maße irritierend gestaltet sich die Rückkehr ausgerechnet Chinas auf die Liste US-amerikanischer Erzfeinde, da es nach einer offenkundig im Vollrausch stattgefunden kritiklosen Phase als kommunistische Fertigungsstätte der kapitalistischen Wertegemeinschaft (wir erinnern uns: „Designed by Apple in California. Assembled in China“) nun wieder als schlimmster Feind gesehen werden soll. Die neue Ära der chinesisch-westlichen Feindseligkeit betraf zunächst Unternehmen der Kommunikationsinfrastruktur und weitet sich seither willkürlich aus, erste Züge eines orwellschen Staates sind kaum zu verleugnen. So soll die massenhafte Verblödung durch so genannte soziale Medien zwar weiterhin durch US-amerikanische Produkte möglich sein, im Falle von TikTok gilt das mittlerweile aber als höchstgefährlich. Diese Achterbahnfahrt sich stets wandelnder Werte dürfte zwar so manchen Zeitgenossen überfordern, der sich an die Appeasement-Politik George H. W. Bushs angesichts der Ereignisse von 1989 am Tian’anmen-Platz erinnert, ist aber durchaus verständlich. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen. Die USA können gut damit leben, dass Kommunisten zu Hungerlöhnen Produkte im Auftrage des Kapitalismus fertigen. Sie können es aber nicht akzeptieren, dass China dadurch zu einer Großmacht wird.
Exportgeschäft
Wir exportieren!
Wir exportieren!
Wir machen Export in Offizieren!
Wir machen Export!
Wir machen Export!
Das Kriegsspiel ist ein gesunder Sport!Die Herren exportieren deutsches Wesen
zu den Chinesen!
Zu den Chinesen!Gasinstrukteure,
Flammengranaten,
auf arme, kleine gelbe Soldaten –
denn davon wird die Welt genesen.
Hoffentlich
lohnt es sich!China, ein schöner Machtbereich.
Da können sie schnorren und schreien.
Ein neuer Krieg –
sie kommen sogleich,
mit Taktik und Reglement und Plänen
Generale, Majore!
Als ob sie Hyänen der Leichenfelder seien.Sie haben uns einen Krieg verloren.
Satt haben sie ihn noch nicht –
wie sie am Frieden der Völker bohren!
Aus Deutschland kommt das Licht!
Patrioten!
Zollfrei Fabrikanten von Toten!Wir lehren Mord! Wir speien Mord!
Wir haben in Mördern großen Export!
Ja!
Es freut sich das Kind, es freut sich die Frau.
Von Gas werden die Gesichter blau.
Die Instruktionsoffiziere sind da.Was tun wir denn Böses?
Gedicht von Stefan Heym, das am 7. September 1931 in der sozialdemokratischen Tageszeitung Volksstimme erschien und zu seinem Schulverweis führte
Wir vertreten doch nur die deutsche Kultur.
Imperialismus aus imperialistischer Sicht
Hat man sich an eine derartige Tartüfferie erst einmal gewöhnt, folgt einem satanischen Indoktrinationsmuster entsprechend bereits die nächste. Wenn die größten Imperialisten aller Zeiten Russland Imperialismus vorwerfen, dann kann dies nur als livide Expertise verstanden werden. Die nicht erst seit Brexit in ein Meer der Bedeutungslosigkeit abdriftende britische Insel hat ihre Großmannssucht bis heute beibehalten und ist eine seit Jahrzehnten brüllende Maus. Wer nicht zu weit entfernt vom Königreich wohnt, der kann sich per Satellitenfernsehen selbst ein Bild davon machen. Die Zahl der TV-Sendungen à la „The Great British Bake Off“, „Great British Menu“, „The Great British Sewing Bee“ oder „Great British Railway Journeys“, in denen die immer gleichen Begriffe britischer Einzigartigkeit vorkommen, ist bis heute so selbstverständlich groß, dass es den imperialistischen Briten kaum mehr auffällt. Selbst das Wort Imperialismus findet sich allerorten, sei es als Markenbegriff bei den „Imperial Brands“, dem „Imperial Recruitment“, den „Imperial Yachts“, dem „Imperial Musk London“, den „Imperial London Hotels“, den „TBS Imperial London Stock Brick“, dem „Royal Imperial Perfume For Men“ und dem „Grand Imperial London Restaurant“ oder als stolzer Bestandteil von Institutionen vom „Imperial College London“ zum „Imperial War Museum“.
Briten sind immer groß und imperial. Sie speisen in den „Great British Inns“ vom „Great British Menu“, löffeln etwas von der „The Great British Porridge Co.“, gefolgt vom Nachtisch der „Great British Biscotti Company“. Ihren Lesestoff beziehen sie aus dem „The Great British Bookshop“ und vom „Great British Mag“. Währenddessen spielt das „Great British Radio“ auch unterwegs während des „Great British Car Journey“ auf dem Weg zum „Great British Beer Festival“, wo sich Großbriten dann imperial „Rule Britannia“ singend in den nationalen Taumel saufen.
Die unzähligen Bewunderer der unlängst verendeten britisch-imperialen Über-Alles-Ur-Groß-Mutti und imperial weltweit führenden Über-Alles-Ur-Groß-Grundbesitzerin durften mitten im transatlantischen Russland-ruinierenden Kriegsabenteuer gar ihrem Über-Alles-Ur-Groß-Leichnam durchs geschrumpfte britische Imperium folgen. Das Über-Alles-Großbrimborium der großbritisch-großdegenerierten Großfamilie ist nur eines von vielen Zeichen, dass man sich auf dieser unbedeutenden Insel immer noch als Bestandteil eines mächtigen Weltreichs sieht, das seine großbritischen Sklaven großzügig hat laufen lassen. Und obgleich es die eigene Kleinheit nicht mehr zulässt, groß zu handeln, so ist die Folgsamkeit gegenüber dem Leithammel USA dafür hervorragend geeignet. Es war der in den USA lancierte großbritische Loxodont Boris Johnson, der einer der größten Befürworter des transatlantischen Waffengangs wurde, nachdem er sich unmittelbar zuvor noch gerne mit russischem Geldadel schmückte, mit Geld überhaupt. Unter anderem Evgeny Alexandrovich Lebedev darf sich dank Boris nun Baron Lebedev nennen, wohingegen sein Vater, Alexander Lebedev, aufgrund der russischen Invasion in der Ukraine auf einer kanadischen Sanktionsliste (in Kanada leben die meisten Exil-Ukrainer) steht.
Was lehrt uns das? Imperialismus findet in den Köpfen derer, die ihn seit Jahrhunderten hemmungslos betreiben, einfach nicht mehr statt, gilt längst als abgehakt. Wenn jedoch ein anderer Staat in nur einem einzigen Fall exakt dasselbe macht, ist die Empörung riesig. Und so entstehen dann geifernd-närrische Koalitionen am Hofe König Bidens bestehend unter anderem aus dem weltbesten Weltkrieger Deutschland, dem seither führenden Kriegstreiber USA und den Großbriten als mittlerweile kleinste Imperialisten, die sich unglaubwürdig anmaßen, Russland derartige Sonderrechte nicht zugestehen zu wollen. Wenn dies dann noch zur Verteidigung eines korrupt-rechtsextrem-antidemokratischen Staat wie der Ukraine stattfindet, dann sollte sich trotz massiver Agitprop über den ausschließlich von ewig Gestrigen aus ihren revanchistisch-dekorierten Kellergeschossen zu vernehmenden schwachen Beifall niemand mehr wundern.
Putin-Kataphasie
Live aus Putins Gehirn schallt es aus allen Kanälen der Konformpresse. Der 70-jährige russische Präsident Wladimir Wladimirowitsch Putin ist perfekter Buhmann der Wertegemeinschaft, da er sich deren Wünschen nicht unterwirft und seit 23 Jahren die größte Nuklearmacht der Welt regiert. Verhielte er sich wie sein direkter Vorgänger Boris Nikolajewitsch Jelzin oder ein x-beliebiger Diktator wie Ilham Aliyev, Teodoro Obiang Nguema Mbasogo, Husni Mubarak, Hun Sen sowie deren zahlreiche Seelenverwandte aus der Geschichte US-amerikanischer „Schweinehunde“ und hätte dem US-Imperium unterwürfig freie Hand in allen Angelegenheiten erteilt, wäre er der beste Freund sämtlicher US-Präsidenten. So jedoch ist und bleibt er Staatsfeind Nummer Eins der Natokratie und muss unweigerlich tagein, tagaus analysiert werden – ein Sonderrecht, das US-freundlichen Diktatoren niemals zuteil wurde.

Boris Jelzin war der russische Wunschkandidat der USA, da man sich von ihm nicht nur die größten kapitalistischen Freiheiten versprach, sondern auch erhielt. Und wie gewohnt, halfen die USA nur allzu gerne dort nach, wo es hakte und taten damit genau das, was sie später von Russland wiederholt behaupten sollten. Noch schlimmer, sie beteiligten sich an Jelzins Wahlfeldzug und verhalfen so einem zuvor aussichtslosen Kandidaten zum Wahlerfolg gegen den kommunistischen Kontrahenten Gennadi Sjuganow, heute Unterstützer der Militäroperation in der Ukraine. Sogar Hollywood nahm sich der Affäre mit der Komödie „Spinning Boris“ (2003) an, in der Felix und Alan Braynin, Richard (Dick) Dresner, George Gorton, Steven Moore und Joe Shumate Russland dabei helfen, „richtig“ zu wählen. Es war die gleiche Truppe, die 2003 Arnold Schwarzenegger unter die Arme griff, um Gouverneur in Kalifornien zu werden.
Jelzin war mit der Wertegemeinschaft kompatibel, also blickte man trotz beträchtlicher Auffälligkeiten über dessen Schwächen hinweg. Es spielte in der Natokratie keine Rolle, wie verheerend sich seine oftmals korrumpierte Politik auf die innere Stabilität seines Landes auswirkte. Jelzin war nicht nur direkter Verursacher der postsowjetischen Oligarchie und Kriegsherr des Ersten Tschetschenienkrieges. Gegen Ende seiner Amtszeit stürzte er sein Land zudem in eine brutale Wirtschaftskrise, in deren Verlauf die Ersparnisse von Millionen Russen vernichtet wurden, was eine beträchtliche Armut zur Folge hatte. Auch die Ausweitung der präsidialen Machtbefugnisse bis hin zur Autokratie ist alleine ihm zu verdanken.
Als der russische Präsident Boris Jelzin im Dezember 1999 den USA mit Atomwaffen drohte und sein damaliger Premierminister Wladimir Putin sich dazu genötigt sah, die Wogen zu glätten, verringerte dies das Ansehen Jelzins in der Wertegemeinschaft kaum. Da der herzkranke Alkoholiker zur Beerdigung des russischen Kommunismus beitrug, erzielten seine zahlreichen Fehltritte nicht die mediale Aufmerksamkeit, die Wladimir Putin später zugestanden werden sollte. Dessen Diabolisierung ist Bestandteil der Strategie einer Personifizierung antirussischer Politik, da der Hegemon USA keine multipolare Weltordnung akzeptiert.
Ich halte es für absolut falsch zu behaupten, dass die russisch-amerikanischen Beziehungen abgekühlt sind. Wir haben sehr gute Beziehungen zu Amerika.
Wladimir Putin nach einer Entgleisung Jelzins im Dezember 1999
Putin-Versteher sind nicht etwa Zeitgenossen, die dem wertegemeinschaftlichen Bellizismus kritisch gegenüber stehen, sondern die, die meinen, unter allen Umständen Wladimir Putin analysieren zu müssen, wenn er entgegen eherner NATO-Vorgaben handelt. Insofern ist es verwunderlich, dass ausgerechnet jene, die meinen, permanente Ferndiagnosen von Wladimir Putin erstellen zu müssen, von ihren Opponenten behaupten, sie wären „Putin-Versteher“. Ein kurzer Blick auf die Schlagzeilen der Konformpresse reicht, um den meist an Kriegsgegner gerichteten „Putin-Versteher“-Vorwurf zu entkräften:
23. Dezember 2021, Deutschlandfunk: Was will Putin?
24. Januar 2022, FAZ: Was will Putin wirklich?
24. Januar 2022, NDR: Was will Putin?
3. Februar 2022, Stern: Was will Putin wirklich?
11. Februar 2022, Süddeutsche Zeitung: Was will Putin?
15. Februar 2022, General-Anzeiger: Was will Wladimir Putin?
22. Februar 2022, Stuttgarter Zeitung: Was will Putin? (Einfach erklärt)
25. Februar 2022, Merkur: Was sind Putins Ziele?
4. März 2022, Südkurier: Was will Putin erreichen?
4. März 2022, WDR: Was treibt Putin an?
10. März 2022, ARD: Was will Putin eigentlich?
11. März 2022, ZDF: Was will Putin wirklich?
21. Dezember 2022, ZDF: Was will Putin?
Fast scheint zum Stillen des stetsforten Durstes auf frisch gepressten Humbugsaft die besondere Kompetenz der Regenbogenpresse vonnöten. Andernfalls müssten Hintergründe beleuchtet, Für und Wider analysiert oder Perspektiven aufgezeigt werden, alle politischen Positionen und deren Vertreter zu Wort und auch Irrtümer der eigenen Hemisphäre wieder aufs Tapet kommen – kurzum Journalismus stattfinden. Nicht nur der Offenbarungseid einer dementen Presse wird bei derart einförmigen Schlagzeilen deutlich. Obsessive „Putin-Versteher“ sind diejenigen, die ihn zwanghaft ohne Befragung zu erklären suchen, es sind deutliche Symptome einer Verwirrtheitspsychose. Der Versuch, unter allen Umständen von einer propagandistisch ungefärbten Sicht der russischen Position abzulenken und die Meinungsmanipulation auf das NATO-Feindbild Wladimir Putin zu lenken, wodurch jede um historische Genauigkeit, Neutralität oder Objektivität bemühte Sichtweise verunmöglicht werden soll, scheitert fortgesetzt und wird früher oder später mit einem „Doppel-Wumms“ auf seine Urheber zurückprallen. Die von den alliierten Siegermächten aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs hervorgegangene Konformpresselandschaft kehrt wie Asche zu Asche oder Staub zu Staub zurück und kann aus dem gleichen Baumaterial kaum mehr wiedererrichtet werden, sie ist ein- für allemal erledigt.
Was Wladimir Putin denkt, erkundet, fantasiert, fernsieht, fotografiert, frohlockt, frühstückt, hört, singt oder tanzt, das gehört in Frisörmagazine vom Kaliber „Die Aktuelle“, „Bunte“, „Bild der Frau“, „Echo der Frau“ oder „Das Goldene Blatt“ und wird sich auch mithilfe künstlicher Dummheit automatisieren lassen. Der kataphasische Strom an „Putin-Versteher“-Beiträgen ist zwischenzeitlich derart besorgniserregend, dass der Eindruck entstehen muss, es gäbe überhaupt gar keine Begründung für die irrationale transatlantische Unterstützung der Ukraine und dass das Ganze nichts weiter als ein Sportereignis zwischen dem niederträchtigen Putin und dem glorreichen Selenski wäre. Zwei slawische Ringer gleichen Vornamens in einem östlichen Blutbad, das die USA mit großer Geduld haben einlaufen lassen. Ein Cocktail aus Blut, Geld, Lüge, Schweiß und Verschwörung, dessen Rauschwirkung Baerbock, Habeck, Hofreiter und von der Leyen vollständig unter Kontrolle hat.
Es entsteht eine Besessenheit getreu dem Motto, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Die Zahl der Beiträge aus der Konformpresse, in denen auf aggressive Weise über Systemfeinde der Natokratie gegeifert wird, ist bedenklich. Es wird keine Meinungsvielfalt mehr praktiziert und als pluralistischer Grundsatz gepflegt, stattdessen ist eine blutrünstige Massenpsychose zu beobachten. Die inhaltliche Dürftigkeit der Brotmesser-schwingenden Verbaleunuchen ist dergestalt, dass nur auf einen geistig begrenzten Horizont geschlossen werden kann, was weder in der Presse noch in der Politik eine Daseinsberechtigung haben sollte und die Bannmeter der Trinkhallen niemals hätte verlassen dürfen.
Selenski-Fixation
Die transatlantische Botschaft ist bekannt: jene Meute ukrainischer Neonazi-Kampfhunde, die den Säulenheiligen jüdischen Glaubens Wolodimir Selenski vor sich her treibt, verteidigt zusammen mit friedensstiftenden NATO-Massenvernichtungswaffen die glorreiche westliche Demokratie gegen chinesische und russische Hitler-Klone. Selenskis größter Vorteil ist es, dass sich sein korrupter Rolex-Verein jederzeit schmieren und sein schwarzer Haufen im nationalen Suff jederzeit bereitwillig auf die Schlachtbank leiten lässt. Das führte bislang zu einer völlig sinnlosen Abnutzungsschlacht um völlig belanglose Ortschaften und einen völlig entspannten Präsidentendarsteller, der jederzeit gerne seinen Hofnarren gibt. Selenski in „Deutschland sucht den Superstar“, im „Dschungelcamp“ oder mit Heidi Klum tanzend in „Let’s Dance“ – alles vorstellbar. Die Ukraine währenddessen verreckt.
Wir erinnern uns: der demokratisch legitimierte und vorgeblich prorussische ukrainische Präsident Wiktor Janukowitsch hatte vor seinem Sturz den beiden berüchtigten Nazi-Schergen Stepan Bandera (Führer der „Organisation Ukrainischer Nationalisten“, OUN-B) und Roman Schuchewitsch (Kommandeur des bewaffneten Arms der „Ukrainischen Aufständischen Armee“, UPA) den Titel „Held der Ukraine“ aberkannt. Selenski hob diese Entscheidung wohlwissend um die Nützlichkeit nationaltrunkener Fanatiker im zu erwartenden NATO-Expansionskrieg wieder auf. Folglich handelt es sich bei Selenski um einen Nazi-verehrenden Juden. Zeitgenossen, die Anblick und billige Polemik des omnipräsenten kleinen Politschauspielers noch ertragen können, dürfen der Kategorie diplomierter Leichtgläubiger zugeordnet werden. Selenski selbst schwärmte noch am zehnten Kriegstag von sich: „Heute ist mein Leben schön. Ich glaube, dass ich gebraucht werde. Ich glaube, das ist der wichtigste Sinn des Lebens – gebraucht zu werden. Zu spüren, dass man nicht nur eine Leere ist, die nur atmet, geht und etwas isst. Du lebst.“. Er vergaß dabei das seinem Land bevorstehende Schlachtfeld unter dem Motto: „Hauptsache, mir geht’s gut!“. Er hat auch mitten im Krieg keine Bedenken damit, die Zeitschrift Vogue mit auf eine Reise ins Reich der Soraya-Presse zu nehmen oder Polen im Luxuszug zu besuchen – man gönnt sich ja sonst nichts.
Verschwitzt und rattenartig. Ein Oligarch gewordener Komödiant. Ein Christenverfolger. Ein Freund von BlackRock.
Ex-Fox-Moderator Tucker Carlson am 7. Juni 2023 über Wolodimir Selenski
Währenddessen fabuliert der grüne deutsche Sumpf von Selenskis großartigen Bemühungen im Kampf gegen die Korruption. Man höre und staune, Oligarch soll künftig nur noch sein, wer drei der folgenden vier Kriterien erfüllt: „Ein Unternehmer muss am politischen Leben des Landes teilnehmen, eine Monopolstellung in einem Wirtschaftssektor, bedeutenden Einfluss auf die Medien und ein bestätigtes Vermögen von umgerechnet rund 83 Millionen US-Dollar besitzen.“. Deutschland und sein Herrchen finden das großartig – dieser aufrechte, ehrenvolle Kampf für die Demokratie! Wie viele Massenvernichtungswaffen zur Verteidigung ukrainischer Oligarchen dürfen es denn sein? Um mit John Paul Getty Jr. zu antworten: „Noch ein bisschen mehr!“. Die Frage stellt sich, wie man galoppierende Bellizisten wieder auf den Boden ziviler Vernunft zurückholen kann? Therapie- und Reintegrationsmaßnahmen für Neonazis, Drogenabhängige, Triebtäter oder Hooligans gibt es, für Kriegssucht aber nicht.
Die unerschöpfliche Heuchelei um demokratische oder moralische Grundsätze ist kaum auszuhalten und wird besonders im Nahen Osten deutlich. Der einstige Henker Deutschland ist zusammen mit seinem Stichwortgeber USA vor allem dort dem „jüdischen Volk“ dienlich, wo es geostrategischen Interessen nützlich erscheint. Israelkritik wird dazu als pauschal „antisemitisch“ deklariert und kritische Israelis sind selbsthassende Juden, wie man es spätestens seit den innerisraelischen Polemiken der Achtziger einzustufen weiß. Eine ähnliche Strategie könnte schon bald auch für das deutsch-amerikanische Verhältnis Anwendung finden. Wer dieses kritisch sieht, mag gestern noch als Putin-Versteher gebrandmarkt worden sein, könnte morgen aber schon als selbsthassender Deutscher oder gar (traditionell beliebt) Undeutscher gelten, da die USA heiliger Schutzpatron Deutschlands sind. Nicht nur Polit-Krümel wie Lars Klingbeil (trotz Soldatenvaters ebenfalls Wehrdienstverweigerer) zeigen schon erste Anzeichen religiöser Verzückung.
Vom Konfrontationsbündnis zur bellizistischen Monokultur
Aus „Nie wieder Krieg“ 1945 wurde 2022 der weltweit siebte Platz der meisten Waffenkäufe (55,8 Mrd. Euro). Im Wettbewerb um den größten Besitz von Tötungsmaschinen liegt Deutschland noch hinter der britischen Insel, Indien, Russland, China und den USA aber vor Frankreich, Südkorea, Japan, der Ukraine, Italien, Australien, Kanada und Israel. Bedroht oder angegriffen wurde Deutschland währenddessen nicht. Im Gegenteil, nach zwei brutalen deutschen Weltkriegen alleine im 20. Jahrhundert wäre ein Schurkenstaat dieses Ausmaßes von militärischen Mordmaschinen prinzipiell fernzuhalten, denn hundert Millionen Opfer vom „Volk der Richter und Henker“ oder „Wächter und Schlächter“ sollten der Menschheit reichen. Das Land, dem Hitler seine Karriere, das osmanische Reich seinen Untergang und Palästina seine Unterdrückung zu verdanken hat, maßt sich stattdessen aber die Rolle der europäischen Führungsmacht an. Es bedarf keiner weiteren Veränderungen unserer Landkarten durch Deutschland! Wenn nun wieder nach dem Motto „Wir müssen Russland ruinieren!“ nicht mehr zwischen den Bewohnern und ihren Regierungen unterschieden wird, dann sollte dies als Warnung verstanden, müssten im Umkehrschluss auch Begriffe wie jene vom „Tätervolk“ wieder salonfähig werden. Die USA mit ihren biblischen Phantasien sind Katalysator dieses heute giftgrünen und ehemals fäkalienbraunen deutschen Gedankengutes, das erst das Zündeln schätzt und dann alles mit ins Feuer reißt.
Wer die jüngst veröffentlichten Dokumente der britischen Blair-Regierung nach dem Stichwort „NATO“ durchforstet, stellt schnell die perspektivische Einseitigkeit unserer angelsächsischen Verbündeten fest. Mehrfach wird nach einer Verzahnung des Kriegsbündnisses mit der EU verlangt und der steinige Weg dorthin beschrieben: „Es gab jedoch Anzeichen dafür, dass normalerweise verlässliche Bündnispartner (z. B. Deutschland und die Niederlande) in Bezug auf die EU/NATO-Verbindungen nicht immer so robust sein können.“. Es steht außer Frage, dass die NATO das Einfallstor der USA in Europa ist und sie daher felsenfest in der EU verankert werden soll – die mehrfach angestrebten eigenen Verteidigungsstrukturen der EU stören den Hegemon.
Es wird weder separate EU-Streitkräfte noch eine separate EU-Einsatzplanungskapazität geben. Die europäischen Streitkräfte werden der NATO wie bisher zur Verfügung stehen.
Zusammenfassung des britischen Verteidigungsministeriums vom 16. März 2001 infolge eines Besuchs in Washington
Spätestens seit dem Ukraine-Krieg ist die Symbiose aus EU und NATO vollzogen und Bedenken hinsichtlich des parasitären transatlantischen Einflusses sind vom Tisch. Dieser unkritische Tenor wird auch von der zwar zunehmend weniger gelesenen, ideologisch aber immer stärker gefärbten, Konformberichterstattung der Wertegemeinschaft gebetsmühlenartig wiederholt, damit NATO-Kritik ausgemerzt werden kann. Außer vielleicht Frankreich, das von 1966 bis 2009 zwar kein NATO-Mitglied aber weiterhin an NATO-Einsätzen beteiligt war, hat kein europäischer Mitgliedsstaat es jemals gewagt, die NATO trotz gewaltiger Kosten bei mikroskopisch kleinem Nutzen dauerhaft infrage zu stellen, was eher wie eine Schutzgelderpressung als sinnvolle Maßnahme wirkt. Das willige Kriegsbündnis ist eines der stärksten Standbeine der USA in Europa und garantiert die Folgsamkeit der europäischen Vasallen, da von der Behauptung ausgegangen wird, europäische und US-Interessen wären deckungsgleich. Europäische und US-amerikanische Interessen sind jedoch nicht nur geografisch, sondern auch ideologisch widersprüchlich, die vermittelte Nähe künstlich.
Aufgrund dieses über Jahrzehnte hinweg verinnerlichten Dogmas gemeinsamer Interessen ist der größte Feind der NATO längst nicht mehr eine europäische politische Partei oder Regierung, was nicht zuletzt Ergebnis entsprechender „Umerziehungsmaßnahmen“, Farbrevolutionen oder radikaler „Stay Behind“-Vorgehensweisen ist, sondern der zunehmende Isolationismus der USA, der von Europäern nicht etwa als Chance zum Befreiungsschlag verstanden, sondern der perfekt eingeübten Tradition des Untertans folgend als Gefahr erachtet wird. Jüngst war dies an zahlreichen inhaltlich austauschbaren Empörungsbeiträgen transatlantischer Medien in Sachen Donald Trump zu vernehmen, dem ein ähnlich großes Medienecho zuteil wurde, wie es sonst nur dem russischen Präsidenten zusteht.
Sollte ein solcher aus dem kaum mehr überschaubaren patriotisch-religiösen Sumpf der USA aufsteigender exzeptionalistischer Isolationismus die bis dato weltweit praktizierte Hegemonie ablösen, dann stünde es um die europäischen Mitläufer unweigerlich schlecht, da es keine Vorgaben mehr gäbe, denen zu folgen wäre. Europa verkäme aufgrund vertaner Chancen zur Bildung echter Unabhängigkeit zum herrenlosen Hund und wäre erst recht der Gefahr ausgesetzt, kein Gehör beim erfolgreich ausgegrenzten eurasischen Raum und dem globalen Süden zu finden oder zwischen deutlich stärker manifestierten militärischen wie ökonomischen Interessen zerrieben zu werden. Europa verfügt somit weder mehr über eine Identität noch eine Stimme in dieser Welt.
Joe befiehl, wir folgen!
Spätestens seit 1945 hatte Europa die Chance, ein unabhängiges politisches und ökonomisches System postimperialer und postkolonialer Werte zu errichten – ein kulturell vorbildliches Staatenbündnis ehemaliger Feinde schließlich – und dafür gleichberechtigte Partner in der Welt zu suchen. Stattdessen jedoch glitt Westeuropa schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in eine weitgehend dialogfreie Nebenrolle im US-amerikanischen Drehbuch ab, die auf der militärisch-ökonomisch-kolonialen angelsächsischen Tradition aufbaut. Mithilfe seiner Vasallenstaaten konnten die USA alle ihnen nicht genehmen Regionen zumindest einkreisen oder direkt wirtschaftlich sowie mit Waffengewalt unter ihre Kontrolle bringen. Dies ist die Macht des „Pax Americana“, die Europa gemeinhin als Export von Demokratie und Gerechtigkeit fingierend oder zumindest missverstehend interpretiert, obgleich es um nichts anderes als geostrategische Dominanz geht.
Er ist jedoch beunruhigt über das, was er als Naivität im europäischen Umgang mit Putin ansieht, den er für einen unverbesserlichen KGB-Mann hält. Er konzentriert sich bereits auf die nächste Runde der NATO-Erweiterung und ist bereit, mit mehreren der Kandidaten voranzukommen, wie auch immer die russischen Reaktionen ausfallen.
Dick Cheneys Meinung zur NATO-Erweiterung laut britischer Darstellung
Von den beiden Konfrontationskonstellationen NATO und Warschauer Pakt existiert nur eine nicht mehr. Die nun feindlose NATO wurde jedoch nicht aufgelöst, sondern entgegen aller Versprechen bis zum Gehtnichtmehr in den Osten erweitert, wohingegen der Warschauer Pakt niemals in den Westen erweitert wurde, auch nicht nach Kuba, und folgerichtig mit dem Fall des Eisernen Vorhangs verschwand. Was ein Kriegsbündnis wie die NATO also zum Fortbestand benötigt, ist ein neuer Feind, da andernfalls weder Geld noch Handlungsspielraum zur Verfügung stehen. Eine militärische Lobby ist eine Interessenvertretung wie jede andere auch, etwa aus den Bereichen der Auto- oder Tabakindustrie. Es liegt in der Natur der Sache, dass einmal existierende Strukturen schon aufgrund ihres wirtschaftlichen Charakters kein Interesse daran haben, ihre eigene Auflösung anzustreben.
Seit dem Römischen Reich hat kein einzelnes Land eine so dominante Stellung wie das heutige Amerika eingenommen. Russland ist in der Lage, Schwierigkeiten zu verursachen, aber es ist entweder nicht willens oder fähig, mehr zu tun. China könnte eines Tages eine Großmacht sein, ist es aber noch nicht. Europa ist so etwas wie eine Gegenmacht zu den USA, wenn es die Kurve kriegt; aber das tut es nur in begrenzten Bereichen, und selbst dann kann es ungeschickt sein. Es steht fest, dass auf absehbare Zeit nichts gegen den Willen der USA geschehen und ohne sie nicht viel passieren wird. Sowohl der Ton der neuen Administration als auch der Inhalt einiger ihrer politischen Maßnahmen können zu Problemen mit Europa führen: 1) Die nationale Raketenabwehr macht viele europäische Regierungen und Bevölkerungen nervös. 2) Ein auffälliges Desinteresse am Umgang mit Russland als Partner. 3) Vor allem aber die Ablehnung von Kyoto.
Einschätzung von Robert Cooper aus der britischen Regierung hinsichtlich der Administration von George W. Bush vom 5. April 2001
Das Selbstbild der USA ist eines unangefochtener Großartigkeit. So ist das Land zwar angreifbar, wie spätestens seit Pearl Harbor bekannt, doch hat jeder Angriff eine noch aggressivere Politik zur Folge. Besonders deutlich wurde dies infolge der Attentate des 11. September 2001. Seither hat die ganze Welt zu spüren bekommen, was es heißt, die Unantastbarkeit der USA herauszufordern: die Schuldigen kamen aus Saudi-Arabien, doch Afghanistan und der Irak wurden zur Rechenschaft gezogen. Und es war eine Rechenschaft, die sich gewaschen hatte. Der brutale Angriffskrieg der USA und ihrer Gefolgschaft in Afghanistan vom 7. Oktober 2001 bis zum 30. August 2021 dauerte mehr als doppelt solange wie jener der UdSSR (24. Dezember 1979 bis zum 15. Februar 1989). Der vom 20. März 2003 bis zum 18. Dezember 2011 dauernde brutale Angriffskrieg der USA im Irak begann mit einem Bombenteppich und endete mit einer Besatzungszeit, deren unmittelbare Konsequenz die Stärkung von Da’isch/ISIL/ISIS/IS mit ihrer mittelalterlichen Größenordnung von Gewalt war. Es folgten mehrere Attentate auch in Europa.
Am 18. April 1983 unternahm die Hisbullah ein Selbstmordattentat auf die Botschaft der USA in Beirut im Libanon. Das mit 910 Kilo Sprengstoff zur Ruine gebombte Gebäude, in welchem 63 Menschen ihren Tod fanden und 120 Menschen verletzt wurden, war nicht etwa Anlass für einen dauerhaften Rückzug der USA aus dem Land, sondern wurde als Herausforderung verstanden. Die heutige Botschaft der USA im Libanon ist ein Zeichen imperialen Größenwahns und führte bei einer libanesischen Bevölkerung am Rande des wirtschaftlichen Abgrunds zu einer Menge Spott und Hohn. Man fragte sich, ob vielleicht die gesamten USA einen Umzug in das beispiellos riesige Gebäude vorhätten, von dem die Erbauer schwärmten, dass es großartig umweltschonend und komfortabel wäre. Im Zedernstaat mit seinen sechs Millionen Einwohnern hat sich der Imperator USA auf 43 Hektar (über 21 Fußballfelder!) für über eine Milliarde US-Dollar erneut in seiner ganzen Großartigkeit niedergelassen und kann fortan allenfalls noch atomar zum Verlassen des Landes bewegt werden. „Lasst sie Beton fressen!“ hieß es dazu von empörten Libanesen, die sich fragten, ob nun endlich ausreichend Platz für all die noch offenen Visa-Anträge wäre …
[…] Verteidigungsminister Sergejew erklärte am 4. Dezember gegenüber seinen NATO-Kollegen, dass eine weitere Erweiterung [der NATO, Anm. des Verfassers] ein großer politischer Fehler wäre, auf den Moskau mit «geeigneten Maßnahmen» reagieren würde.
Zusammenfassung des britischen Regierungsmitarbeiters Owen Jenkins am 11. Januar 2001 hinsichtlich der Bedenken der USA in Sachen Russland und Georgien
Kritiker am Größenwahn der USA sollen nun auch in Europa mundtot gemacht werden. Zur Durchsetzung dieser Doktrin ist seit Jahren vor allem die Ukraine dienlich. Was mit dem Mensch-gewordenen Guglhupf Julija Tymoschenko oder dem Schokoladenoligarchen Petro Poroschenko noch nicht so recht klappen wollte, wird nun mit voller Inbrunst vom Säulenheiligen Selenski vollendet. Über jeden, der die glorreiche Ukraine nicht bedingungslos fortwährend anhimmelt, ergießt sich eine Lawine verbaler Fäkalien oder zwielichtiger Zwangsmaßnahmen und Klagen bis hin zum Berufsverbot. Wenn das die Form der Demokratie sein soll, die an der Donau stellvertretend für die Wertegemeinschaft verteidigt wird, dann ist das kaum ein Menschenleben wert. Es verwundert nicht, dass gerade dieses gescheiterte Land zum transatlantischen Rammbock wurde, da seine wirtschaftliche Rolle mikroskopisch klein und Geld das einzige Kriterium im Kapitalismus ist. Die NATO-Metastase hat seit dem Fall des Eisernen Vorhangs fast den gesamten europäischen Kontinent befallen und wuchert in der Ukraine nun bis zum bitteren Ende.
Wenn Putin/Iwanow das durchziehen, wird es Jahrzehnte dauern, bis die russischen Streitkräfte wieder so weit aufgebaut sind, dass sie eine Bedrohung für Westeuropa darstellen können.
Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums über die russisch-amerikanischen Beziehungen vom 30. März 2001
Der Vorteil für Europa ist dabei bedenklich gering. Zwar konnten westliche Rüstungsunternehmen 2022 rund 124 Milliarden US-Dollar erwirtschaften, gleichzeitig ging in Europa aber eine massive Menge Reichtum verloren. Alleine in Deutschland schlägt der neue deutsche Waffengang bislang mit 577 Milliarden Euro oder 14.000 Euro je Haushalt zu Buche. Der Vorteil Einzelner wird damit zum Nachteil aller Bürger. Zwar stiegen im Jahr 2022 die Aktien westlicher Rüstungsunternehmen wie BAE Systems um 40, General Dynamics um 24, Kongsberg Gruppen um 37, Lockheed Martin um 42, Northrop Grumman um 44, Raytheon Technologies um 19, Rheinmetall um 122 und Thales um 54 Prozent, doch hilft das jenen Mietern oder Eigenheimbesitzern kaum, die das blutrünstige Spiel der NATO-Hasardeure finanzieren dürfen, da beim Machtspiel Washingtons billige Energie aus Russland auf der Strecke blieb. Es ist zum einen äußerst unwahrscheinlich, dass die transatlantische Rechnung zum künftigen Vorteil der Bevölkerung Europas aufgeht und zum anderen, dass dabei noch ein geostrategischer Erfolg erzielt wird. Russland wurde nicht nur falsch eingeschätzt, sondern auch völlig falsch verstanden. Dass dabei mit China schon das nächste Kapitel Kriegslust aufgeschlagen werden soll, dürfte kaum ein Bürger mit durchschnittlichem oder niedrigem Einkommen mehr verstehen. Ein Land wohlgemerkt, dass uns über Jahrzehnte hinweg als herausragendes und unumgängliches Fließband der Wertegemeinschaft verkauft wurde, wodurch zahllose Arbeitsplätze auf der Strecke blieben und Unternehmen wie damit verbundene Existenzen vernichtet wurden. Es ist befremdlich, dass nach der Goldgräberstimmung von drei Jahrzehnten Globalisierung nun ausgerechnet demokratische Bedenken als Rechtfertigung dienen, China mit Waffengewalt zu bedrohen. China hat sich zu keinem Zeitpunkt durch Bemühungen zur Verteidigung von Menschenrechten hervorgetan, weshalb es lachhaft ist, dass in den USA dazu erst jetzt der Groschen gefallen sein soll.
Europa ist heute das, was es ist, weil die USA präsent sind. Die NATO hat die EU erst möglich gemacht und den europäischen Kriegen des letzten Jahrhunderts ein Ende gesetzt. Wenn man sich aus dem Kosovo zurückzieht, zieht man sich aus der NATO zurück und Europa geht zugrunde […]
Einschätzung des Neocons Robert Kagan
Die USA sind bereits seit Jahrzehnten nicht mehr die Vorzeigenation, als die sie sich gerne präsentieren. Laut dem Demokratieindex des Magazins „The Economist“ befindet sich das Land des Sternenbanners auf Platz 26 und gilt als „Flawed Democracy“. Im „Gini Index“ fielen die USA bei der Einkommensungleichheit in kürzester Zeit wieder auf den Stand vor dreißig Jahren zurück und finden sich dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen zufolge nun auf Platz 21 unter den so genannten entwickelten Ländern, hinter Japan und Korea (beide Platz 19), der britischen Insel (18), Luxemburg (17), Liechtenstein (16), Kanada (15), Belgien und Neuseeland 8 (beide 13. Platz), Singapur, Finnland, den Niederlanden, Deutschland, Irland, Schweden, Dänemark, Australien, Hong Kong, Island, Norwegen und der Schweiz. Der US-Armutsbericht gibt an, dass 11,6 Prozent oder 37,9 Millionen US-Amerikaner mittlerweile arm sind. Die USA bleiben weiterhin ein Staat mit hohem Rassismusanteil, deren vor allem schwarze Bevölkerung der fortwährenden Gefahr unterliegt, verhaftet zu werden. Im „World Prison Brief“ steht zu lesen, dass die Vereinigten Staaten mit 531 pro 100.000 Einwohnern die sechsthöchste Inhaftierungsrate und mit 1.767.200 die größte Gefängnis- und Gefängnisbevölkerung der Welt haben. Zudem standen 4.751.400 Erwachsene im Jahr 2013 (jeder 51.) unter Bewährung. 2013 befanden sich 6.899.000 Erwachsene unter Justizvollzugsaufsicht (Bewährung oder Gefängnis), also etwa 2,8% der Erwachsenen oder jeder 35. Einwohner der USA.
Schwarze Jugendliche machen 14 Prozent der US-Jugendbevölkerung aus, 42 Prozent der Jungen und 35 Prozent der Mädchen im Strafvollzug für Jugendliche sind jedoch schwarz. Drei Prozent der Mädchen und 1,5 Prozent der Jungen im Strafvollzug für Jugendliche sind US-amerikanische Indianer, obgleich sie weniger als ein Prozent aller Jugendlichen auf dortiger nationaler Ebene ausmachen. Über 500 der inhaftierten Jugendlichen in den USA sind nicht älter als zwölf Jahre. Im Bereich der Hinrichtungen befinden sich die USA weltweit in den vorderen Rängen. Amnesty International situiert die USA mit 17 Hinrichtungen auf Platz 6 hinter Saudi Arabien (Platz 5, 27 Hinrichtungen), dem Irak (Platz 4, über 45 Hinrichtungen), Ägypten (Platz 3, über 107 Hinrichtungen), dem Iran (Platz 2, über 246 Hinrichtungen) sowie China mit über 1.000 Hinrichtungen auf Platz 1.
Transatlantische Tristesse
Überall in Europa gibt es transatlantische Einflussagenten, die meist unter dem Deckmäntelchen des kulturellen, politischen oder wirtschaftlichen Austauschs agieren. Die Zahl jener Organisation ist groß und reicht vom American Council on Germany, dem Aspen Institute, der Atlantischen Initiative über die so genannte Atlantik-Brücke, die Bertelsmann Stiftung, die Brookings Institution, der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, dem Business Roundtable, dem Council on Foreign Relations, der Deutschen Atlantischen Gesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, dem European Round Table, dem German Marshall Fund, den Global Bridges, der Goldman Sachs Foundation, der Hertie School, dem Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel, den Jungen Transatlantikern über das Kriegsbündnis NATO bis zur Stiftung Neue Verantwortung, der Stiftung Wissenschaft und Politik, dem Transatlantic Policy Network und der Trilateralen Kommission. Die Liste der europäischen Mitwirkenden ist nicht minder lang und vielfältig und stellt in der Zusammenfassung die offizielle propagandistische Macht der Transatlantiker dar, der Russland, China oder der Nahe Osten noch nicht einmal ansatzweise etwas zu entgegnen haben. Journalisten und Politiker, die solchen transatlantischen Organisationen angehören, können keinesfalls als unvoreingenommen gesehen werden, vermitteln aber dennoch ungehindert ihre Desinformation als Beiträge im Interesse Deutschlands oder Europas und manifestieren so auch weiterhin die propagandistische Stellung der USA innerhalb der EU.
Jahrzehnte solcher Einflussmaßnahmen transformieren Lügen allmählich zu Wahrheiten und verankern sich im Bewusstsein einer staatstreuen Bevölkerung, die traditionell der Obrigkeit Folge leistet, die Tagesschau der ARD als absolutistische Verlautbarungsplattform nutzt und das Zentrismus-Alibi selbsterklärter Volksparteien als unabdingbar erachtet. Meinungspluralismus in einem Land wie Deutschland ist selten geworden und journalistische Inhalte werden den transatlantisch orientierten politischen Koalitionen angeglichen, die ihre Richtlinien wiederum aus Washington erhalten. Um sich abzusprechen, treffen sich gleichgesinnte Natokraten nicht nur im Rahmen obiger Organisationen, sondern auch mehrfach jährlich auf der so genannten Bilderberg-Konferenz, der Münchner Sicherheitskonferenz oder dem World Economic Forum in Davos. Das World Economic Forum des Profilneurotikers Klaus Schwab verteilt hochtrabend klingende Auszeichnungen wie die des „jungen weltweiten Führers“ (Young Global Leader) für den transatlantisch optimierten Nachwuchs, um die Zukunft der Natokratie abzusichern. Was nach transatlantischer Hitlerjugend klingt, mag zwar weniger paramilitärisch ausgerichtet sein, ist letztlich aber genau das: bei den „Young Global Leaders“ handelt es sich um Mitläufermaterial aus dem Kleingeistermilieu. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass all diese Anstrengungen den Eindruck permanenter Selbstbeweihräucherung oder obsessiver Onanie vermitteln, da sich immer die gleichen Namen und mit ihnen die entsprechenden Auffassungen wiederholen.
Am 23. August 2020 wurde die damalige Ministerpräsidentin der Republik Finnland Sanna Marin zur Vorsitzenden der finnischen SDP gewählt und im gleichen Jahr zum „Young Global Leader“ gekrönt. Am 18. Mai 2022 beantragte Finnland zusammen mit Schweden den Beitritt zur NATO. Auch der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson ist Mitglied des World Economic Forum. Die geballte transatlantische Meinungsmacht ist im Zusammenspiel mit ihren karrierefördernden Netzwerken und den Daten wie Einflussnahmen der zahlreichen angelsächsischen (US-amerikanischen wie britischen) Geheimdienste das, was letztlich die Politik des mittlerweile völlig entmündigten EU-Europas bestimmt. Sie führt im Ergebnis immer wieder zu beunruhigenden Situationen wie etwa der „Umkehr“ ihrer seltenen Gegner. Wer gegen den Strom schwimmt, dessen Karriere ist kurz. Fälle wie jener des Rudolf Scharping („Wir wollen nicht weiter der Flugzeugträger der USA in Deutschland sein“), der als NATO-Kritiker in die USA reiste und als transatlantische Schlaftablette zurückkehrte, dürften allseits bekannt sein, sind aber letztlich auch nichts anderes wie der plötzliche Meinungswandel zahlreicher Juso-Mitglieder, beispielsweise von Olaf Scholz.
Die so genannte „Soft Power“ der USA umgibt uns in vielfältiger Form und wirkt im Gegensatz zu dem, was die Bezeichnung vermuten lässt, alles andere als sanft. Das Internet kommt als ehemals militärisches Kommunikationsmittel des Nuklearzeitalters aus den USA und US-Konzerne wie Amazon, Apple, Facebook, Google, Microsoft und Twitter beherrschen den Alltag der meisten Anwender. Ob nun aufstrebende Dienstleister wie AirBNB und Uber, Getränke und Speisen unter anderem von Burger King, Coca-Cola (inklusive Fanta, Sprite und einer endlosen Liste weiterer Marken), Domino’s Pizza, Häagen-Dazs, Kellogg’s, McDonald’s, PepsiCo (7 Up, Pepsi u. v. a. m.), Pizza Hut und Starbucks, Sportbekleidung von Nike oder VF Corporation (Eagle Creek, Eastpak, Jan Sport, The North Face, Timberland) sowie Fahrzeuge von General Motors, Ford, Tesla und weiteren, handelt es sich jeweils um US-Unternehmen. Geschäfts- wie betuchtere Privatreisende landen fast auf der ganzen Welt in den Hotelketten der US-Konzerne Hilton (Conrad, Waldorf Astoria usw.) oder Marriott (Bulgari, Le Méridien, Ritz-Carlton, Sheraton usw.). Von den hundert größten börsennotierten Unternehmen stammt nur ein Drittel nicht aus den USA und auch die Liste der wertvollsten Marken ist größtenteils ein US-Heimspiel. Wer sich die Listen im Jahresvergleich anschaut, erkennt auch die leicht wachsende Marktmacht Chinas und die verschwindend geringe Menge europäischer Unternehmen.
Globalisierung bedeutet für die USA nichts anderes als die Verlegung ihrer Produktionsstätten in ein Niedriglohnland. Sobald dieses dann wie China zu mächtig wird, zieht die Karawane weiter und ehemals brav kooperierende Arbeitssklaven können über Nacht zu den schlimmsten Feinden werden. Die Konfrontation mit dem China der letzten Jahre ist dabei ebenso künstlich wie die Bewunderung von dessen Fähigkeiten binnen fast drei Jahrzehnten. Es ist davon auszugehen, dass Hollywood uns schon bald mit entsprechendem Kintopp versorgt, obgleich diese kaum das Niveau von Frankenheimers „The Manchurian Candidate“ (1962) erreichen dürften. Unsere Kinos und Streaming-Dienste bleiben dabei fest in der Hand der USA und die vor Militär und paramilitärischen Einheiten nur so triefenden Serien und Blockbuster aus dem Land unbegrenzter Pyromanie sind zumindest für Anhänger des Actionfilms Pflicht. Wo genau bei alledem die massive Indoktrinierung durch Russland stattfinden soll und kann, bleibt schleierhaft. Sollte russische Propaganda trotz aller Widrigkeiten noch irgendwo stattfinden, dann muss diese schon bewusst gesucht und willig genossen werden. Wie hoch jedoch könnte ihr prozentualer Anteil im allgemeinen Medienrauschen, wie wirkungsvoll der homöopathische Einfluss Russlands im riesigen Ozean von US-Propaganda sein? Wir alle sprechen mittlerweile Englisch, kaum jedoch jemand Russisch. Jeder Urlaubssimpel kennt die Route 66, kaum jemand saß aber mal in der Transsibirischen Eisenbahn. Jede Wetterkatastrophe der USA landet in den Schlagzeilen, Russland aber könnte im Schnee versinken und keiner würde es merken.

Es geht um die Suche nach einem Sündenbock, da die Natokratie Gefahr läuft, der Zukunft nicht mehr standzuhalten. Die Unterschicht der Wertegemeinschaft wird immer größer und ärmer, die Teilnahme am Konsum immer schwieriger und frustrierender und die Zerstörung der Umwelt immer unausweichlicher und permanenter. Da transatlantische Lösungsansätze fehlen, sind ein äußerer Feind und ein passendes Schlachtfeld vonnöten. Wenn die Politik der USA aber überhaupt von jemandem beeinflusst wird, dann nicht von China oder Russland, sondern von nationalen Konzerninteressen. Es mag verwundern, wenn Firmen wie Alphabet/Google sich unverhohlen an Ressourcen der US-Regierung bedienen, ist aber Bestandteil eines Quidproquo. Und so es gerade kein US-Unternehmen gibt, welches dem Staat hilfreich zur Seite steht, dann wird es eben gegründet. Die vom deutschen Bundesnachrichtendienst und der CIA betriebene Schweizer Firma Crypto AG sorgte über Jahrzehnte hinweg erfolgreich dafür, dass transatlantische Geheimdienste überall dort mitlesen konnten, wo deren Produkte zur Verschlüsselung eingesetzt wurden. Auch im Falle von Wirecard muss davon ausgegangen werden, dass der Hintergedanke über dem der Geschäftsidee stand, was aus den zahlreichen Geheimdienstkontakten des Managers Jan Marsaleks geschlossen werden kann. Jeder Käufer von Technologieprodukten aus der Wertegemeinschaft sollte sich daher darüber im Klaren sein, dass Geheimdienste Unternehmen glücklich machen können und umgekehrt. Nicht zuletzt das dürfte hinter den antichinesischen Ressentiments in Sachen Huawei, Tiktok & Co. zu vermuten sein, da sich die USA nicht vorstellen können, dass andere Staaten sich anders oder besser verhalten könnten als sie selbst.
In einem Wald voller Yankee-Trolle nach Putin-Trollen zu suchen, erscheint lächerlich. Mit dem Wahlsieg Joseph „Joe“ Robinette Bidens schalteten die USA jedoch propagandistisch noch einen Gang höher und ihre größten Fans liefen atemlos mit. Da die feuchten Neocon-Träume (will heißen angelsächsischer Neokonservatismus und nicht etwa französischer Lesart entsprechend, was viel zutreffender wäre) mit der gescheiterten Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton zunächst platzten und mit Donald Trump nicht umzusetzen waren, wurde radikal propagandistischer Boden gutgemacht. Auf dem Tapet stand gemäß dem orwellschen Vorbild die neuerliche Konfrontation mit einem äußeren Feind. Es waren wenig überraschend Russland und China, die mit allen Mitteln in die Rolle von Sekundär- oder Tertiärmächten zurückgedrängt werden sollten, damit die USA wieder ungehindert schalten und walten können. Bislang ging dies zwar trotz vier Runden von US- und elf EU-Sanktionspaketen gegen Russland schief, doch ändert dies nichts am Willen der USA, sich die Welt unterwerfen zu wollen. Wer nicht folgt, dem drohen zumindest Farbrevolution, Regimewechsel oder Krieg.
Die Großmutter der berüchtigten Victoria Nuland stammte aus der heutigen Republik Belarus und ihr Großvater aus der Republik Moldau. Der Vater des Bankiers und späteren US-Botschafters in Ungarn Donald Blinken, dessen Sohn der heutige US-Außenminister Antony Blinken ist, stammte aus Kiew (Ukraine). Clintons zweite Außenministerin Madeleine Albright ist als Marie Jana Körbelová in Prag geboren. Der ehemalige stellvertretende Verteidigungsminister Paul Wolfowitz (erste Amtszeit von George W. Bush) stammt aus einer Familie polnischer Juden und der in Warschau geborene Sicherheitsberater Jimmy Carters Zbigniew Brzeziński, der der Auffassung war, dass Russland ohne die Ukraine nie wieder zur Supermacht werden könne, war Spross einer wohlhabenden Familie polnischen Adels aus Bereschany (Namensgeber Brzezińskis) in der heutigen Ukraine. Die Liste ist unvollständig, belegt jedoch mühelos, dass die Interessen der USA an Zentraleuropa auch über einen persönlichen Aspekt verfügen.
Die von den Grünen angehimmelte Madeleine Albright konnte ihren deutschen Fanclub gar deutschsprachig betreuen, was natürlich insbesondere denjenigen deutschen Politikern entgegenkam, deren Englisch eine Herausforderung ist. Ihre Antwort „Ich denke, es ist eine sehr schwierige Entscheidung, aber der Preis ist es unserer Meinung nach wert.“ auf die Frage, ob der Tod einer halben Million irakischer Kinder nicht ein hoher Preis für den Irakkrieg wäre, stufte sie später als „absolut dumm“ ein, was ihrer Bewunderin Baerbock gefallen dürfte, da deren Reden ähnlich situiert sind.
Biden am Boden
Der 80-jährige Joseph Biden gehört zu jenen „alten weißen Männern“, die die diversifizierten Grünen ansonsten wahnsinnig satt haben und bringt dies auch deutlich zum Ausdruck: „Die jüngere Generation erzählt mir jetzt, wie hart die Dinge sind – verschonen Sie mich damit. Nein, nein, ich habe kein Mitgefühl dafür, verschonen Sie mich damit.“. Leider ist er just in der optimalen Konfiguration der Wertegemeinschaft Präsident der USA und so hält man ihm und damit auch dem zehn Jahre jüngeren Wladimir Putin sein Alter nicht vor. Schon aufgrund seiner endlosen Karriere aber lohnt sich ein Blick auf das Umfeld Bidens. 2003 hielt er eine herzliche Laudatio zur Beerdigung des Rassisten Strom Thurmond. Er würdigte damit einen Mann, den er sichtlich wertschätzte.
Ich ging im Alter von 29 Jahren ebenso ermutigt wie verärgert und empört über die Behandlung von Afroamerikanern in diesem Land zum Senat, letztlich all das, was Strom [Thurmond] in einer Phase seines Lebens vertreten hatte. Aber dann traf ich den Mann … Ich lernte ihn allmählich kennen. Ich schaute in sein Herz und sah einen Mann, einen ganzen Mann. Ich habe versucht, ihn zu verstehen. Ich habe von ihm gelernt. Und ich sah, wie er sich so plötzlich veränderte. Wie wir alle war Strom [Thurmond] ein Produkt seiner Zeit. Aber er verstand die Leute. Er kümmerte sich um sie. Er wollte wirklich helfen.
Joe Biden am 1. Juli 2003 über den Rassisten Strom Thurmond
1948 reagierte ebendieser Strom Thurmond fuchsteufelswild, als der damalige Präsident Harry S. Truman sich unter anderem für ein Anti-Lynchgesetz einsetzte und erklärte, dass es „nicht genug Truppen in der Armee gebe, um das südliche Volk zu zwingen, die Segregation [Rassentrennung, Anm. d. Verf.] abzubrechen und den Negeransturm auf unsere Theater, unsere Schwimmbäder, unsere Häuser und unsere Kirchen zuzulassen.“ Als der Fraktionsführer der republikanischen Mehrheitsfraktion im US-Senat Trent Lott 2002 zu Thurmonds 100. Geburtstag eine wohlmeinende Ansprache hielt, führte dies noch zu seinem Rücktritt (was bei den Republikanern allgemein erstaunlich ist), nicht jedoch bei Biden, der bekanntlich auch ukrainischen Neonazis nahesteht. Strom Thurmond hielt es Zeit seines Lebens niemals für erforderlich, sich für seine Verhaltensweisen zu entschuldigen und meinte auf die Frage, was er denn in seiner siebzigjährigen Karriere gerne anders gemacht hätte nur, dass ihm dazu nichts einfiele.
Bidens übertrieben-„romantische“ Sicht der Ereignisse vergangener Tage ist die einseitig verklärte Erinnerung eines ewig Gestrigen. Er ist hier keineswegs vergesslich, sondern glaubt ehrlich, dass früher alles besser war. Für ihn war der Streit mit Rassisten wie James Eastland oder John Stennis eine schöne Zeit, da man nach den „politischen“ Auseinandersetzungen wieder harmonisch beim Mittag- oder Abendessen zusammensaß. Laut Harper’s Magazine ist Biden der „Hohepriester der Doktrin, dass unsere Probleme bei der Gesetzgebung lediglich auf oberflächlichen Meinungsverschiedenheiten beruhen und nicht auf grundlegenden Differenzen in Grundsatzfragen“ und dass „politische Spaltungen von Männern mit staatsmännischem Weitblick und gutem Willen beigelegt werden können“, was in Bidens Weltbild für Rassisten, nicht jedoch Wladimir Putin gilt. Es ist wenig überraschend, dass der Demokrat Biden gegen 200.000 US-Dollar eine Rede zugunsten des Republikaners Fred Upton hielt, da er aus dem gleichen Holz wie Emmanuel Macron oder Barack Obama geschnitzt ist, für den politische (oder in Bidens Fall auch rassistische) Details irrelevant sind, solange man sich nur „in der Sache“ einig ist oder gut miteinander auskommt.
Bidens Karriere ist übersät mit den Kompromissen eines Opportunisten, der gewillt ist, jedermanns Kumpel zu sein, um dadurch zwar zu konkreten aber meist schäbigen Ergebnissen zu kommen. So verfasste er wenig überraschend mit besagtem Strom Thurmond ein Gesetz, das Unzurechnungsfähigkeit als Strafminderung stark einschränkte und manifestierte damit seinen Ruf als Politiker der Demokratischen Partei, der für Recht und Ordnung steht. Er setzte sich dafür ein, dass „jenseits der Norm“ stehende „Raubtiere auf unseren Straßen“ von der Gesellschaft abgeschirmt werden müssten und war begeisterter Anhänger des „Patriot Act“, von welchem er meinte, es bereits 1994 vorweggenommen zu haben. Dass sich so ein Mann auch mit dem Großisraelfanatiker Benjamin „Bibi“ Netanjahu blendend versteht und die Republikaner dafür kritisierte, nicht freundlich genug mit Israel umzugehen, ist selbstverständlich, denn laut Biden kommt die Zuneigung für den zionistischen Staat „aus unserem Bauch, wandert durch unser Herz und landet in unserem Kopf. Das ist fast genetisch bedingt.“. Für ihn stellten die außergerichtlichen Tötungen von Palästinensern nie ein Problem dar und die Schreckensbilanz Israels wird erst gar nicht diskutiert.
Seine Zuneigung zu Israel wird allenfalls von seiner Liebe zu Geld übertroffen: „Ich glaube nicht, dass 500 Milliardäre der Grund für unsere Probleme sind. Ich bekomme viel Ärger mit meiner Partei, wenn ich sage, dass reiche Amerikaner genauso patriotisch sind wie arme Leute.“. Der Kreditkartenkonzern MBNA, größter Arbeitgeber in Delaware, war nicht nur führender finanzieller Unterstützer von Joe Bidens Wahlkampagne sowie Arbeitgeber seines Sohnes Hunter, sondern konnte auch von der Fürsprache des kumpelhaften Politikers für eine schuldnerfeindlichere Gesetzgebung profitieren. Hunter Biden ist in Geldangelegenheiten ganz des Vaters Sohn. Ein Blick auf sein Laptop ergibt das Bild eines halbstarken Simpels. Nach dem von den USA organisierten Maidan-Coup war Hunter in der Ukraine ausgesprochen aktiv und dort unter anderem im Vorstand des dubiosen Energiekonzerns Burisma Holdings tätig, was seinem Besitzer, dem ehemaligen ukrainischen Umweltschutzminister (später Ministerium für Ökologie und Natürliche Ressourcen) Mykola Slotschewskyj sehr zupass kam, da er sich gerade wegen Geldwäschegeschäften zu verantworten hatte. Sein Geschäftspartner Christopher Heinz, Stiefsohn des ehemaligen Außenministers John F. Kerry, hatte seine Finger ebenfalls im Geschäft der Burisma Holdings, zog sich aber im Gegensatz zu Hunter Biden aufgrund zu erwartender Imageprobleme aus dem Unternehmen zurück. Bis heute ist weder bekannt, welche Rolle genau Hunter Biden bei Burisma spielte noch mit welchen Summen er dafür entlohnt wurde.
Donald Trump bleibt ein Dorn im Auge der Natokraten. Wenn Trump etwas tut, dann verkauft er es schlecht, da es nicht gefiltert über eine gut geölte PR-Maschine die Ohren der Welt erreicht, sondern direkt durch sein Großmaul vermittelt. Biden hat trotzdem nur wenig von dem beseitigt, was Elefant Trump im Porzellanladen der Weltpolitik an Scherben hinterließ. Das Biden-Regime änderte nichts an der katastrophalen Laissez-faire-Politik im Nahen Osten und nahm auch den Umzug der Botschaft der USA von Tel Aviv nach Jerusalem nicht zurück – eine Schnappsidee, die Trump im Verlauf eines Gespräches mit Netanjahu über Golf gekommen sein soll. Auch sah Biden sich nicht veranlasst, die verlogene Chinapolitik Trumps zurückzunehmen und verschärfte diese sogar. Ganz im Gegensatz zu seinem Vorgänger steht jedoch die antirussische Politik. Trump mochte Putin und meint heute noch, er habe mit ihm „ein gutes Verhältnis“. Die permanente Ukraine-Provokation der US-amerikanischen Neocons war aber dazu gedacht, mit dem Feuer zu spielen und eine Reaktion heraufzubeschwören. Was fehlte, war die passende politische Konstellation. Mit Biden war der NATO-Wunschpartner gefunden, mit der Rot-Grün-Gelben Regierung in Deutschland ein williger Erfüllungsgehilfe und mit der transatlantischsten aller EU-Kommissionen die europäische Speerspitze gewährleistet. Gesetzt den Fall, dass diese Koalition der Dummen auseinander brechen sollte, lautet die Alternative eine Führung der Regierung durch die CDU, deren Kanzlerkandidat im Rentenalter gerade ein Jahr jünger als Merkel, dafür aber von „Black Rock“-vorkonfiguriert und somit hundertprozentig linientreu gegenüber den USA ist. Eine alternative Russlandpolitik ist in einem derartigen Umfeld nicht zu erwarten, ein Richtungswechsel könnte nur aus den USA kommen und würde entweder ein Scheitern der Wiederwahl oder den Tod Bidens voraussetzen.
cbsnews_20230521_SUN by CBS News Politics
Mit Bidens Politik arrangiert haben sich je nach Umfrage schon seit vergangenem Jahr kaum mehr als 40% der Wahlberechtigten. Im Mai 2023 waren 59% der US-Bürger von Bidens Präsidentschaft und 57% von seiner Vorgehensweise in der Ukraine wenig überzeugt, eine Tendenz, die schwer umkehrbar erscheint. Einerseits vermissen die Wähler nachprüfbare Erfolge im milliardenschweren Stellvertreterkrieg gegen Russland und andererseits wirkt der 80-jährige nicht so, als wäre er zu einer zweiter Amtszeit fähig. Nur ein schwacher Kandidat der Republikaner oder ein durchschlagender Erfolg auf dem ausgelagerten Schlachtfeld könnte Biden vielleicht zu ein paar Pluspunkten verhelfen, was an seinem Allgemeinzustand jedoch nichts änderte. Auch stellt sich die Frage, inwiefern eine weitere NATO-Marionette an der Grenze Russlands für den durchschnittlichen US-Bürger von Bedeutung wäre. Für die Demokraten ist die Zeit längst gekommen, dass junge Politikerinnen wie Alexandria Ocasio-Cortez oder Ilhan Omar die alte Neocon-Bande ablösen, sofern dies noch möglich ist. Mit einer Wachablösung scheint eine multipolare Weltordnung zumindest vorstellbar, die USA integrationsfähiger. Dieser dringend erforderliche Generations- und Doktrinwechsel wäre unter einem Präsidenten wie Bernie Sanders fließend möglich gewesen, scheint jedoch mit Biden und seinem Anhang nur als harter Bruch denkbar. Schon aufgrund der möglichen politischen Konstellationen in den USA werden aber auf europäische Transatlantiker schwere Zeiten zukommen. Der euroatlantische Raum besteht vor allem aus Wasser und der eurasische Weg ist der für Europa einzig vernünftige und nachhaltige.
Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt!
Die transatlantische Monokultur nährt sich aus Wunschdenken und verweigert sich den Tatsachen. Was nicht passt, wird passend gemacht. Als am 11. September 2001 gekaperte Passagierflugzeuge das Pentagon teilweise und die Zwillingstürme des World Trade Centers völlig zerstörten, diente das den USA als weitere Rechtfertigung für den Angriff auf den Irak. Zwar stammten 15 der 19 Attentäter aus wohlhabenden saudischen Familien, doch änderte dies nichts an den vorzüglichen Beziehungen zur Ölmonarchie. Im Gegenteil, die Verschwörungstheorien der USA besagten, der Irak wäre für die Anschläge vom 11. September mit verantwortlich, was jedoch frei erfunden war. Am 20. März 2003 folgte einer der brutalsten völkerrechtswidrigen Angriffskriege auf ein Land, das entgegen aller Behauptungen der USA über keine Massenvernichtungswaffen verfügte. Die US-Propaganda, dem Irak Frieden und Demokratie bringen zu wollen, löste sich schnell in Wohlgefallen auf. Stattdessen zahlte das einstige Mesopotamien mit Blut und Öl für Chaos, das eine ganze Generation prägen sollte. Im Land von Euphrat und Tigris herrschte nicht wie vorgesehen die US-Marionette Ahmad al-Dschalabi, sondern eine autoritäre schiitische Regierung unter Nuri al-Maliki (Daawa-Partei), das dem Terrorregime des Da’isch/ISIL/ISIS/IS nicht gewachsen war, welches durch die Besatzung der USA auf fruchtbaren Boden treffen sollte. Erwartungsgemäß hatten die USA dem Irak weder Frieden noch Demokratie gebracht. Im Rahmen politischer Indizes wird es heute als sehr korrupt, sehr unfrei und sehr instabil bei sehr geringer Pressefreiheit in einem autoritären Regime eingestuft.
Die Muster des bequemen Schweigens und der trügerischen Botschaften sind für den immerwährenden Krieg ebenso notwendig wie die Bomben und Raketen des Pentagons. Muster, die so vertraut sind, dass sie normal, ja sogar natürlich erscheinen. Aber die uninformierte Zustimmung der Regierten ist eine perverse und hohle Art der Zustimmung. Der Prozess hat wenig mit echter Demokratie zu tun, dafür aber viel mit dem Anheizen eines ständigen Kriegszustands. Um einen demokratischeren Prozess in Gang zu setzen, muss der Schleier gelüftet werden, der die tatsächliche Dynamik des Militarismus in der Ferne und in der Nähe des eigenen Landes verdeckt. Um diesen Schleier zu lüften, müssen wir die Ausflüchte erkennen und die Botschaften entschlüsseln, die in den Vereinigten Staaten jeden Tag zur Routine werden.
Norman Solomon in seinem Buch „War Made Invisible: How America Hides the Human Toll of Its Military Machine.“
Maßgeblicher Drahtzieher dieses Debakels war der neokonservative Robert Kagan, seines Zeichens Mitbegründer des „Projektes für das neue amerikanische Jahrtausend“ (Project for the New American Century), das einen Regimewechsel im Irak forderte. Ein Vorhaben, das 2003 mit der Invasion durch Präsident George W. Bush verwirklicht wurde. Kagan hatte unter anderem die Behauptung aufgestellt, dass sich Mohammed Atta, einer der Attentäter des 11. Septembers 2001, mehrere Monate vor den Anschlägen mit einem irakischen Geheimdienstmitarbeiter getroffen habe. Das war zwar eine Lüge, hatte aber den gewünschten Effekt und sollte die US-amerikanische Öffentlichkeit noch jahrelang bei der Stange halten.
Kagan, der heute regelmäßig für die regierungskonforme Washington Post schreibt, wurde 1958 in Athen als Sohn des litauischen Juden Donald Kagan geboren, der sich der neokonservativen Welle anschloss, als am 18. April 1969 bewaffnete schwarze Studenten der Afro-American Society (AAS) die Willard Straight Hall der Cornell University für 36 Stunden besetzt hielten, um gegen den Rassismus in Cornell, das Justizsystem und die langsamen Fortschritte bei der Einrichtung eines Studiengangs für Schwarze zu protestieren. Wie sein Sohn Frederick gilt auch dessen Bruder Robert als unbelehrbar, da er noch jahrelang behauptete, im Irak habe sich alles zum Besseren gewendet. Sein Ruf nach mehr Interventionismus durch die USA deckt sich kaum überraschend mit den Positionen der Biden-Administration.
Es wäre also großartig, wenn die UNO dabei helfen würde, die Sache zu kitten und, sie wissen ja, scheiß auf die EU!
die abgehörte Victoria Nuland beim Planen ukrainischer Innenpolitik
Hinzu kommt, dass Erzlump Robert Kagan mit einer Neocon-Furie namens Victoria „Fuck The EU“ Nuland verheiratet ist, die eine treibende Kraft hinter dem „Euromaidan“-Regimewechsel im Jahre 2014 in der Ukraine war. Die ehemalige US-Sonderbeauftragte für konventionelle Streitkräfte in Europa war während der Administration von George W. Bush US-Botschafterin bei der NATO und davor stellvertretende außenpolitische Beraterin von Vizepräsident Dick Cheney. Im Mai 2011 wurde sie zur Sprecherin von Außenministerin Hillary Clinton berufen. Anfang Mai 2023 wurde bekannt, dass die stellvertretende Außenministerin Wendy Sherman aufgrund ihrer gemäßigteren Sicht Chinas Ende Juni zurücktreten würde und mögliche Nachfolgerinnen besagte Nuland sein könne. Sollte dies der Fall sein, dürfte Nuland ihre Rolle als antirussischer Kampfhund voll auskosten und auf einer uferlosen Aufrüstung des ukrainischen Regimes bestehen, was Europa in den Mittelpunkt einer möglichen nuklearen Auseinandersetzung rücken würde.
Nulands aggressive Haltung gegenüber Russland und ihre Antipathie gegenüber Wladimir Putin passen perfekt zu den Ansichten von Präsident Biden. Nuland ist jetzt Unterstaatssekretärin für politische Angelegenheiten und wurde von einer Person, die die Situation direkt kennt, als «Amokläuferin» in den verschiedenen Büros des Außenministeriums bezeichnet.
Seymour Hersh am 15.6.23 über Victoria Nuland
Das Titellied von Pippi Langstrumpf „Zwei mal drei macht vier, widdewiddewitt und drei macht Neune, ich mach mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt!“, klingt wie der NATO-Cocktail aus konfuser Argumentation, Illusion und Vergesslichkeit. Die transatlantischen Kriegsherren scheinen ihr Metier kaum zu beherrschen, denn seit Kriegsbeginn stürzt ein Lügengebäude nach dem anderen ein. Politiker der Wertegemeinschaft und ihr Heer medialer Papageien verbreiten zwar gehorsam Propaganda kaiserlichen Ausmaßes, konnten Russland aber weder militärisch noch wirtschaftlich ruinieren. Die Konformpresse, die sich nun gedankenlos auf jedes Häppchen Desinformation der nationalbesoffenen Ukraine stürzt und so in jede nur denkbare propagandistische Falle tappt, dürfte bei der späteren Rechtfertigung ihrer Vorgehensweise über einen hohen Unterhaltungsfaktor verfügen.
Wir haben mehr als fünf Milliarden Dollar investiert, um die Ukraine bei diesen und anderen Zielen zu unterstützen.
Victoria Nuland am 13. Dezember 2013 über die US-Investitionen zum Regimewechsel in der Ukraine
Eine Definition von Irrsinn besagt, dass bei der unaufhörlichen Wiederholung einer immer gleichen Handlung jeweils andere Ergebnisse erwartet werden. Genau das scheint aber das allgemeine Problem der USA zu sein. Was schon in der Vergangenheit nicht funktioniert hat und desaströs endete, soll fortan zu wunderbaren Ergebnissen führen. Welche Kriege der USA in den letzten 75 Jahren aber stellten ein Segen für die Bevölkerung dar? Haben sich die Schlachten in Korea (bis zu vier Millionen Tote), Vietnam (bis zu dreieinhalb Millionen Tote), im Irak (bis zu einer Million Tote) oder Afghanistan (über 100.000 Tote) letztlich ausgezahlt? Waren Strafmaßnahmen wie Sanktionen jemals von Erfolg gekrönt? Angesichts des extremen menschlichen Leids solcher Kriege und Sanktionsmaßnahmen ist die Frage nach dem Ziel berechtigt. Es wäre überraschend, wenn derartige militärischen und wirtschaftlichen Schlachten weniger Menschen das Leben gekostet hätten als die Beibehaltung des jeweiligen Status Quo.
Unter diesem Aspekt sind auch die mehrfachen Osterweiterungen der NATO zu betrachten, da der erste sichtbare Erfolg dieses Konfrontationskurses nun der Ukrainekrieg ist. Die Zwischenbilanz des seit dem 24. Februar 2022 andauernden Krieges ist düster und führte zu einem Zusammenrücken von China, dem Iran und Russland sowie einer verstärkten Emanzipierung des globalen Südens. BRICS floriert, die EU verkümmert und die NATO ist fettsüchtig. Nicht Russland ist isoliert, sondern die Wertegemeinschaft alter Kolonialstaaten. Noch besteht die Wahl zwischen Schadenbegrenzung und dem Dritten Weltkrieg, siegreich dürfte der Wertewesten jedoch weder im einen noch im anderen Fall sein. Schon jetzt zeichnet sich in Deutschland ab, dass Kadavergehorsam einen hohen Preis hat und die vergeudeten Rüstungsmilliarden Einschnitte in allen Bereichen zur Folge haben werden. Kein Deutscher sollte sich mehr der Illusion hingeben, dass sein Heimatland führender Industriestandort und Exportweltmeister und seine künftigen Lebenshaltungskosten und Renten stabil bleiben werden. Es war Russland, das für billige Energie und stabile Verhältnisse in Europa sorgte, es werden die USA sein, die Dauerkrieg und Chaos gewährleisten.
Die Geschichte US-amerikanischer Einflussnahmen in Deutschland in Europa ist lang und düster, wird aber von vielen Mitläufern als Selbstverständnis gesehen. Wenn der ehemalige Zeit-Herausgeber Josef Joffe beschwichtigend meint „Sie glaubten an das, was sie taten.“, dann zeugt dies von allem anderen als journalistischer Unabhängigkeit und klingt vielmehr wie vorauseilender Gehorsam im Sinne irgendeiner Sache, die für den Leser kaum ersichtlich ist. Von Joffe ist zwischenzeitlich bekannt, auf wessen Hochzeiten er unter anderem tanzt, sodass weder die Bemühung um Objektivität in Sachen Israel noch den USA zu erwarten ist. „Die CIA etwa arbeitete Ende der sechziger Jahre mit mehr als 800 Medienunternehmen weltweit zusammen. Die Absicht ist klar. Mit dem Einfluß auf die Massenmedien haben die Geheimdienste die Möglichkeit, Desinformationen im In- und Ausland zu verbreiten, von ihnen gewollte politische Diskussionen anzufachen, das eigene Image aufzupolieren und Unruhe zu stiften.“, so die Berliner Zeitung in der Besprechung eines Buches des Geheimdienstexperten Siegfried Schmidt-Eenboom.
Wenn Deutschland nun wieder mit Feuer und Flamme in den Krieg ziehen möchte, dann kann es sich traditionell auf seine Medien verlassen. Schon Joffes Vorgängerin bei der „Zeit“, Marion Gräfin Dönhoff, wurde vom Bundesnachrichtendienst (BND) unter dem Decknamen „Dorothea“ geführt, war jedoch keine Ausnahme. So wurden unter anderem der ehemalige Chefredakteur der „Bild“-Zeitung und Kanzlerberater Peter Boenisch als „Bongert“, der ehemalige Intendant des ZDF Karl Holzamer als „Hupperz“, die Schnitzler-Parodie des ZDF Gerhard Löwenthal als „Loeben“, der ehemalige Springer-Kolumnist Mainhard Graf Nayhauß als „Nienburg“, der Gründer des „Stern“ Henri Nannen als „Nebel“, der Intendant der Deutschen Welle Walter Steigner als „Steffel“ sowie die Mitarbeiter des Bundespresseamtes Conrad Ahlers (Albert), Klaus Bölling (Barmbeck), Rüdiger von Wechmar (Wega) und der ehemalige „Zeit“-Herausgeber Michael Naumann (heute Thomson Reuters) unter dem Namen „Dorf“ beim BND geführt.
Holzamer/Hupperz und Nannen/Nebel sind heikel, da beide größere Nazis waren als sie selbst eingestehen wollten, was angesichts des Nazi-Spions Reinhard Gehlen (Abteilung Fremde Heere Ost, FHO) als erstem Präsident des BND kaum überrascht. Schon Konrad Adenauer glaubte ja, er wäre ein Verfolgter des NS-Regimes gewesen – und mit Adenauer tat es gleich die gesamte Bundesrepublik. Der greise Nachkriegspatriarch konnte sich fast alles erlauben, denn er war strikt antikommunistisch und rüstete Deutschland schnell wieder auf. Die neue deutsche Armee sollte diesmal weder Kaiser noch Führer folgen, sondern den USA. Da passte es hervorragend, dass der von der CIA finanzierte „Bund der Verfolgten des Naziregimes“ (BVN) durch die „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN) ersetzt wurde. Der BVN-Gründer und CDU-Politiker Peter Lütsches nahm im Gegensatz zum VVN keine Juden in seinen Verein auf, da diese ohnehin meistens Kommunisten wären. Die Regierung Adenauer ließ später die staatlichen Mittel des unliebsamen VVN streichen. Wes Geistes Kind der erste Kanzler der neuen Bundesrepublik war, kann sich jeder somit ausmalen. Adenauer legte den Grundstein des transatlantischen Deutschlands, eine Konstruktion, auf der sämtliche Nachfolgeregierungen aufbauen sollten.
Bist Du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt
Die NATO-Strategie der Feindgestaltung zum Zwecke des Selbsterhalts ist nur eines der Symptome des transatlantischen Tumors. Düster ist darüberhinaus der Befall bereits eroberten Territoriums. Die politische Landschaft Europas ist Resultat wiederholter Verstümmelungen, die unter dem Begriff „Stay Behind“ größeren Bekanntheitsgrad erlangten. Dabei ging es zunächst um paramilitärische Einheiten der CIA oder NATO, die dem Gegner – anfangs der Sowjetunion und später Russland – nach seiner Invasion zu schaffen machen sollten. Aus den zurückgelassenen Untergrundkommandos im Falle eines Krieges wurden jedoch Terroristen zu Friedenszeiten. Hätte Giulio Andreotti im Herbst 1990 nicht öffentlich einräumen müssen, dass in Italien ein Untergrundkommando namens „Gladio“ existierte, würde heute noch behauptet, es handele sich um eine Erfindung von „Putin-Trollen“. Später stellte sich heraus, dass nicht etwa kommunistischer Terror, sondern rechtsextreme Kommandos für die Attentate im Italien der Siebziger und Achtziger verantwortlich waren. Alleine beim Bombenanschlag auf den Hauptbahnhof in Bologna am 2. August 1980 starben 85 Menschen, mehr als 200 wurden verletzt. Eine Strategie der Spannung sollte dazu führen, dass Kommunismus und Sozialismus im westlichen Europa als Gefahr wahrgenommen wurden. Jene „Partisanen der NATO“, wie Erich Schmidt-Eenboom sie nennt, waren schließlich ganz ohne Invasion tätig und verhinderten eine NATO-feindliche Politik.
Man musste Zivilisten angreifen, Männer, Frauen, Kinder, unschuldige Menschen, unbekannte Menschen, die weit weg vom politischen Spiel waren. Der Grund dafür war einfach. Die Anschläge sollten das italienische Volk dazu bringen, den Staat um größere Sicherheit zu bitten.
der neofaschistische italienische Terrorist Vincenzo Vinciguerra zu seiner Motivation
Wie in der Ukraine von heute taten sich die westlichen Dienste mit vorbelasteten Rechtsradikalen zusammen, was unter anderem aus freigegebenen Akten des Verfassungsschutzes hervorgeht. Nicht verfügbar sind entsprechende Quellen aus Frankreich und Großbritannien oder der deutschen Bundeswehr. In einem Telepolis-Interview geht Schmidt-Eenboom auf die Geschichte dieser Organisationen ein, die ihren Anfang 1949 als so genannte „Kibitz-Netze“ der CIA nahmen und vorwiegend auf ehemaligen Wehrmachtsoffizieren aufbaute. 1950 entstand die Schattenarmee des „Technischen Dienstes des Bundes Deutscher Jugend“ (BDJ-TD) mit 7.000 Mann und schwerer Bewaffnung, wurde jedoch im September 1952 Opfer eines Whistleblowers, sodass im Einklang mit der deutschen Bundesregierung aber immer noch unter der Kontrolle der CIA eine neue Struktur unter Einbeziehung von Netzen aus Dänemark, Frankreich und den Niederlanden geschaffen wurde. Schon damals richteten sich diese Organisationen eher gegen politische Gegner aus dem Lager der Sozialdemokraten und Kommunisten, da ein Mangel an Funkern einen sinnvollen militärischen Einsatz fragwürdig erscheinen ließ. Es ist wenig verwunderlich, dass wieder der Russenfresser Reinhard Gehlen auf deutscher Seite koordinierte, dessen paranoide Manöver jedoch mit zunehmender Westbindung der Bundesrepublik hinfällig wurden. Über die Jahre sickerten tröpfchenweise weitere Informationen über vergleichbare Netze durch, wie etwa über die belgische Gruppe SDRA8.


Bis heute ist das wahre Ausmaß transatlantischer Einflussnahme auf die Politik Europas nur zu erahnen. Der Fall der „Integrity Initiative“ ist das bislang letzte bekannte Beispiel. Das vom British Foreign and Commonwealth Office (welchem die Geheimdienste GCHQ und MI6 unterstellt sind) finanzierte und von der britischen Armee, der NATO, dem US-Außenministerium, dem litauischen Verteidigungsministerium und Facebook unterstützte Projekt diente offiziell dazu, die „Demokratie gegen Desinformation verteidigen”. Als 2018 Dokumente über deren Tätigkeit auftauchten, stellte die „Integrity Initiative“ ihre Aktivitäten kurzerhand wieder ein.
Es ist steht außer Zweifel, dass die USA ihre Eingriffe in die Angelegenheiten fremder Länder niemals unterlassen und dies ebenso vehement bestreiten werden. Angesichts der von US-Interessen unterwanderten „Farbrevolutionen“ in Zentraleuropa ist nicht davon auszugehen, dass sich etwas an der bisherigen Strategie der USA verändert hat. Die nun „Soft Power“ genannte Propaganda dürfte die bewährten Strategien der diversen US-amerikanischen Dienste nie abgelöst, sondern allenfalls ergänzt und die Vorgehensweise des Staatsstreichs in Teheran am 17. August 1953 als Vorlage der Rosenrevolution in Georgien (2003), der Orangen Revolution in der Ukraine (2004), der Tulpenrevolution in Kirgisistan (2005) oder des Maidan-Putsches von 2014 in der Ukraine gedient haben – alle diese Aufstände profitierten von US-Beihilfe. Der von Oliver Stone produzierte Dokumentarfilm „Ukraine On Fire“ (2016) von Igor Lopatonok schildert neben zahlreichen Details über den Maidan-Putsch auch das einheitliche Design der Protestsymbole, sodass der Eindruck einer politischen Corporate Identity entsteht. Die USA folgen dem Motto „So etwas wie ein kostenloses Mittagessen gibt es nicht“ und fördern keine dieser Bewegungen ohne konkrete Hintergedanken. Ob deren ursprüngliche Teilnehmer sich aber eine spätere NATO-Mitgliedschaft wünschen, darf bezweifelt werden.
Eine Über-Organisation, die mangels einer sowjetischen militärischen Invasion […] im Namen der NATO die Aufgabe übernahm, ein Abgleiten des politischen Gleichgewichts des Landes nach links zu verhindern. Dies geschah mit Unterstützung der offiziellen Geheimdienste und der politischen und militärischen Kräfte.
der neofaschistische italienische Terrorist Vincenzo Vinciguerra zur Gladio-Zielstellung
Da die Demokratiebilanz der USA kaum überzeugend ist, müssen deren Motive hinterfragt werden. Die von den USA für Militär und Propaganda eingesetzten Mittel sind derart gewaltig, dass es unverständlich erscheint, weshalb diese nicht im Inland sinnvoll Verwendung finden, zumal die USA ein völlig überschuldeter Staat mit beträchtlichem Armutsanteil sind. Auch angesichts der Negativbilanz zahlreicher Kriegseinsätze erscheint die Rolle der USA als weltgrößter Samariter gänzlich abwegig.
Fazit
Die Vereinigten Staaten von Amerika handeln nicht nach Moralvorstellungen, da dem sowohl nationale Interessen als auch die Kosten-Nutzen-Analyse im Wege stehen. Das US-amerikanische politische System ist derart stark an wirtschaftliche Interessen gekoppelt, dass weder Präsidenten aus unteren Einkommensschichten noch ohne privilegierte Unternehmenskontakte vorstellbar sind. Ein überfordertes Kriegsbündnis NATO plustert sich als Lösung selbst geschaffener Probleme auf, kennt weder Rückwärtsgang noch Bremse und dient als Maßnahme zur Vergrößerung des wirtschaftlichen Einflussbereiches der USA, zu welchem nicht zuletzt der militärisch-industrielle Komplex beiträgt. Die vulgäre PR-Kampagne einer regelbasierten Wertegemeinschaft integrer demokratischer Staaten ist angesichts der Negativbilanz vor allem der USA und der zahlreichen Maßnahmen zur Einschränkung der Meinungsvielfalt ein Schlag ins Gesicht des mündigen und aufgeklärten Bürgers und stellt eine weit größere Gefahr für die Demokratie als China oder Russland dar.

Der Kulturboykott russischer Künstler, der Bann russischer Produkte und der dadurch angespornte Hass von Hinz und Kunz auf überhaupt alles Russische stellen eine Verbotskultur dar, die mit demokratischen und pluralistischen Werten unvereinbar ist. Wer derart handelt, der ist nicht besser als der, den er zu bekämpfen vorgibt. Die Dämonisierung eines Volkes entgleitet ihren Fanatikern schnell und kann in Auswüchsen wie Bücherverbrennungen, tätlichen Angriffen und dem Niederbrennen russisch-orthodoxer Kirchen gipfeln. Deutschland darf solche Exzesse aufgrund seiner historischen Schuld nicht im Ansatz ermöglichen, tut aber das Gegenteil und hat aufgrund der Wahl seiner Mittel und Worte seine moralische Legitimation verwirkt. Wer die Handlungen Wladimir Putins nicht schätzt, darf deswegen nicht ein ganzes Volk bestrafen. Werden Argumente durch Propaganda ersetzt, dann kann es mit der Gerechtigkeit einer Sache nicht weit her sein.
Aber so ist Europa!
Europas Aufgabe: den Ausgleich zu schaffen zwischen den beiden großen Kontinenten, den Polen heutiger Weltbetrachtung.
Diese Aufgabe ist für Europa von entscheidender Bedeutung.
Denn Europa, heute arm, krank von den Nachwirkungen des Krieges, voll wirtschaftlicher und politischer Gegensätze und Unsicherheiten, infolgedessen voll sozialer Gärungen – wird fernere Weltgeltung nur haben, wenn es sich auf seine eigentlichsten Grundlagen zurückzieht.
Den Vorsprung Amerikas an Reichtum und Macht kann es nicht einholen, zum russischen Sprung ist seine geistige Spannung zu gering, sein Klima zu gemäßigt und Paneuropa ist noch weit im Felde.
Aber von jeher war Europa das Land der Vernunft und des Genies – der Wissenschaft und der Erfindung.
Konzentriert es sich also auf sich selbst, so konzentriert es sich auf die konstitutiven Grundlagen des gesamten Weltaufbaues und jedes von Menschen aufgestellten Gesetzes.
Von uns also hängt es ab, ob wir das Sprengpulver unserer politischen Streitigkeiten eintauschen wollen gegen das Gewissen europäischer Solidarität, die Geistlosigkeit unseres eigenen egoistischen Gefühls gegen den umfassenden technischen Geist der neu werdenden Welt.
Aber die Gefahr kommt aus der eigenen Veranlagung Europas.
der Architekt Erich Mendelsohn (1887-1953) in seinem 1929 veröffentlichten Werk „Russland – Europa – Amerika“, Seite 171
Die bisherige Strategie der Ausgrenzung und Erpressung unliebsamer Konkurrenten hat nicht nur zu einem Erstarken alternativer Wirtschaftsblöcke wie der Vereinigung der Volkswirtschaften von Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (BRICS) geführt, sondern zudem zu einem Vertrauensverlust in die selbsternannte Wertegemeinschaft, die ihre koloniale Vergangenheit mit einer Politik der Stärke nochmals unterstreicht. Die pauschale Schwarzmalerei Chinas, Russlands sowie der arabischen Welt und die Lobhudelei der USA und Israels in einer zur Konformpresse verkommenen vierten Macht im Staate lässt nicht auf Toleranz, sondern die diktatorische Durchsetzung der Pax Americana schließen. Die äußerlichen Gemeinsamkeiten Europas mit den USA können einer isolationistisch orientierten US-Administration nicht standhalten, was schon jetzt am US-Inflationsverringerungsgesetz (Inflation Reduction Act, IRA) und den Subventionen (CHIPS and Science Act) des US-Hightechsektors absehbar ist. Nicht die USA haben Deutschland von einem Diktator befreit, dem es zuvor wahnhaft hinterherlief, sondern die Alliierten, zu denen auch die Sowjetunion zählte. Und obgleich Stalin tot und Russland kein kommunistisches Land mehr ist, gilt es nun als noch größerer Feind. Die Ausweitung der militärischen Macht der USA stellt die primitive Basis der Politik der deutschen rot-grün-gelben Regierung dar.
Die Zeiten haben sich geändert, aber nur sehr wenige Leute in Amerika.
Gil Scott-Heron, 1983
Das seit Gründung der Bundesrepublik dümmste, vermeintlich sozialdemokratische, vermeintlich ökologisch-pazifistische und vermeintlich liberale Kabinett konnte beim Wähler nicht punkten und wäre rechnerisch nicht mehr imstande, eine Regierung zu bilden. Die fundamentalistisch-transatlantische Koalition schaufelt sich mit jeder Bemerkung Baerbocks, jeder Entscheidung Habecks, jedem „Doppelwumms“ von Scholz und der Klientelpolitik Lindners wie Strack-Zimmermanns ein noch tieferes Grab, auf dem dann die überalterte CDU ihren Ententanz aufführen wird. Das trojanische Pferd der grünen Zeitenwendehälse ist selbst für manche alteingesessene Parteimitglieder der ehemals umweltorientierten, ehemals friedfertigen und ehemals gar linken Partei zu viel. Die stramm autoritäre und militärisch agierende Partei der Grünen stellt nach ihrer Einfischerung nurmehr eine weitere neokonservative Gruppierung dar, deren alleinige Hemmnisse am Aufstieg in den transatlantischen Olymp nur der ruinierte Ruf vergangener Tage sowie die mundtoten Kritiker aus den eigenen Reihen sein dürften.
Das neokonservative Drehtürprinzip erfordert ständigen wertegemeinschaftlichen Nachwuchs und die universitären Durchlauferhitzer liefern zuverlässig. Das Rezept ist immer dasselbe: man nehme eine Person mit schwachem intellektuell-kulturellen Hintergrund, verenge deren Horizont akademisch maximal, entferne im Verlauf einer parteilichen Ochsentour jeden Rest von Persönlichkeit und runde das Ganze mit einer Schicht Teflon zum Abgleiten von Kritik ab – fertig ist der Homo Politicus, weder menschlich noch politisch allerdings. Jenes blass-unscharfe Kunstwesen macht sich Gedanken um seine Karriere, sein Einkommen und seine Kontakte. Es trägt brav jede Entscheidung zur Diätenerhöhung mit und jeden Einfluss von Interessengruppen weiter bis zum Gesetzestext. Ein Großteil dieser Mogelpackung besteht dabei aus der Verschleierung von Motiven, Sachverhalten, Zusammenhängen und Details. Die Grünen sind wie die Ukraine nurmehr eine folgsame Interessenvertretung der USA. Für europäische Interessen ist kein Platz mehr und sollten die NATO-Hasardeure ihr Ziel erreichen, dann wäre auch der Vorteil für eine ohnehin schon vom Volk entrückte EU gleich Null, da die gesellschaftlich gescheiterte korrupte Ukraine für den EU-Bürger ein finanzielles Fass ohne Boden darstellt, während der Import US-amerikanischen Fracking-Gases nicht nur umweltschädlich und teuer ist, sondern auch die Abhängigkeit von den USA zementiert. Eine derartige Unterwerfung bestand im Zusammenhang mit Russland zu keinem Zeitpunkt.
Die Reaktion der Deutschen auf diese regelbasierte Schreckensbande ist ein weiterer Rechtsruck, die AfD wurde zur zweitstärksten Kraft nach der CDU. Auf jedes rechte politische Desaster folgt damit eine noch rechtere Wahlentscheidung. Die transatlantischen Strategen wussten, dass auf den NATO-Regen nur eine NATO-Traufe würde folgen können. Vom ehemaligen „Black Rock“-Manager Friedrich Merz wird sich niemand ausmalen, dass er dem Gedanken europäischer Unabhängigkeit zuträglich sein könnte. Europa hat sich über Jahrzehnte hinweg bedingungslos der NATO und damit einer dauerhaften Konfrontationspolitik unterworfen. Dass ein Kriegsbündnis niemals Frieden sichern kann, zeigt abermals der aktuelle Krieg. Kriegsbündnisse und ihre angeschlossenen Armeen sind Großkunden industrieller Tötungsmaschinen und die fortwährenden Menschenschlachthöfe dienen dazu, tödliche gegen noch tödlichere Waffen zu ersetzen. Endlose Kriegsmanöver bauen einen Druck auf, den Waffenproduzenten und deren hochvergütete Gefolgsleute benötigen, um Staaten immer mehr Kriegswerkzeug anzudrehen. Auf permanente Propaganda folgt Krieg und wird damit zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Auch die blutigsten Kriege dienen nie dazu, Frieden zu schaffen, sondern nur weiter aufzurüsten, um beim nächsten Mal noch besser töten oder getötet werden zu können.
Die Menschenkinder sind ja alle Brüder / Aus einem Stoff wie eines Leibes Glieder / Hat Krankheit nur einzig Glied erfasst / So bleibt anderen weder Ruh und Rast / Wenn anderer Schmerz dich nicht im Herzen brennt / Verdienst du nicht, dass man noch Mensch dich nennt.
aus dem Golestān des persischen Dichters Saadi in der Eingangshalle des UNO-Hauptquartiers in New York City
Selbst die jahrzehntelange Predigt, dass milliardenteure Atomwaffenarsenale Frieden sicherten, gilt in der neokonservativen Wertegemeinschaft nicht mehr, da ungenutzte Waffen keine Einnahmen schaffen und ein Status Quo das Wachstum bremst. Die Empörung über den „brutalen Angriffskrieg“ ist primitive Agitprop, denn Kriege sind fundamentaler Bestandteil der Überlebensstrategie der USA. Als die NATO-Staaten 1992 den ersten „brutalen Angriffskrieg“ Europas seit dem Zweiten Weltkrieg anzettelten, gab es bereits die Attitüde der nur einen gültigen Sichtweise, man denke an die Mundtotmachung des Literaturnobelpreisträgers Peter Handke. Ein Gewaltclown namens Jamie Shea verkaufte uns diese Schlacht als Videospiel, gewöhnte uns an Begriffe wie den „Kollateralschaden“ und Rudolf Scharping schwafelte von einem Hufeisenplan, der Fantasie mit Schneegestöber war. Russland ist kein schwer erziehbares Kind, sondern das größte Land der Welt. Die USA sind kein Shangri-La, sondern ein gefährlicher Staat mit radikalen Interessen. In der Ukraine wurde nicht das Rad erfunden, die Welt dreht sich weiter. Russland hat getan, was Völkerrechtsgangster wie Israel oder die USA laufend tun, was aber als Höhepunkt einer NATO-Konfrontationspolitik gesehen werden muss. Wer sich in Russland eine Regierung Nawalny oder Prigoschin wünscht, dem sollte auch in Belgien eine Regierung Van Grieken, in Britannien eine Regierung Farage, in Deutschland eine Regierung Weidel, in Frankreich eine Regierung Le Pen, in den Niederlanden eine Regierung Wilders oder in den USA eine Regierung Cruz zusagen. Weit sind wir davon nicht entfernt, besser wird dadurch aber nichts.
Als Bertolt Brecht am 26. September 1951 folgenden Satz aussprach, dachte er an Deutschland: „Das große Karthago führte drei Kriege. Es war noch mächtig nach dem ersten, noch bewohnbar nach dem zweiten. Es war nicht mehr auffindbar nach dem dritten.“.
David Andel