Apple Store in BrĂŒssel

Bekenntnisse eines Store-Angestellten

Die immer noch interessantesten Informationen ĂŒber Apple stammen von ehemaligen oder unzufriedenen Angestellten. Aber auch die Aussagen eines Apple-Store-Mitarbeiters sind noch spannender als zwei Drittel der PR-Meldungen des Unternehmens.

Unter dem Titel „Confessions of an Apple Store Employee“ gewĂ€hrt uns das US-Online-Magazin Popular Mechanics anhand der Aussagen eines Store-Mitarbeiters interessante Einblicke in den Arbeitsalltag in Apples eigener Ladenkette.

Angestellte wĂŒrden zwar nicht nach Umsatz bezahlt, wĂ€ren dennoch aber gehalten, Zusatzleistungen wie AppleCare oder Mobile Me an den Mann zu bringen. Bei AppleCare wĂ€re dies auch kein Problem, es handele sich schließlich um kein so schlechtes GeschĂ€ft, bei Mobile Me jedoch wĂŒrde es richtig anstrengend und niemand wĂŒrde es jemals verkaufen können.

Je weniger Store-Mitarbeiter im Vergleich zu ihren Kollegen beim Verkauf erfolgreich wĂ€ren, desto öfter wĂŒrden diese zu Meetings mit der GeschĂ€ftsfĂŒhrung gerufen. WĂ€hrend dieser ZusammenkĂŒnfte werde dann geklĂ€rt, woran die schlechtere Verkaufsperformanz liegen könne. Ansonsten sei die ArbeitsatmosphĂ€re eher lĂ€ssig, erst wer fĂŒnfzehn Mal zu spĂ€t kĂ€me, mĂŒsse mit Problemen rechnen. Anders sĂ€he es mit Äußerungen ĂŒber kĂŒnftige Produkte aus. Mitarbeiter, die mit Kunden oder der Presse Spekulationen diesbezĂŒglich betreiben, können gehen.

Ironischerweise wĂŒssten die Store-Mitarbeiter nichts von neuen Produkten, sondern tappten selbst bis zur offiziellen Keynote komplett im Dunkeln. WĂ€hrenddessen stellten Kunden natĂŒrlich laufend Fragen, etwa fĂŒnfmal tĂ€glich zu iPad- oder iPhone-Nachfolgemodellen. Wer als Mitarbeiter jedoch aus der Presse erworbene GerĂŒchte an den Kunden weitergĂ€be, bekĂ€me heftige Probleme. Besagter Mitarbeiter meidet es daher, den Technologieteil der Zeitung zu lesen und stellt sich aller Fragen diesbezĂŒglich dumm.

Eine Keynote versĂ€umt auch im Store niemand, es sei sogar kein Problem, frei zu bekommen, wenn man sage, man wolle die Keynote zuhause schauen. Nach der Keynote gehe es mit den Vorbereitungen zum Verkauf los, von der Planung „verrĂŒckter“ Arbeitsschichten hin zu kostenlosen Massage-Diensten oder hochqualitativem Essen wĂ€hrend harter Verkaufstage. Wer einen solchen Verkaufsmarathon möglichst lange durchhielte und Überstunden machte, wĂŒrde mit ordentlichen Boni belohnt.

Ausgesprochen unbeliebt wĂ€re die Arbeit im so genannten Telefonraum. Zuweilen riefen dort auch Kunden an, die dem Store-Mitarbeiter therapeutische FĂ€higkeiten abverlangten, so wollten manche Ehefrauen wissen, wie sie ihren Gatten mit der Sicherung von Beweisen am Mac beim ehelichen Betrug auf die Schliche kommen könnten. Generell scheint der direkte Kundenkontakt recht anstrengend zu sein. Manche Kunden erschienen mit völlig zerstörten oder ĂŒberalterten GerĂ€ten im Store, fluchten und heulten – und hĂ€tten damit Erfolg. Die Arbeit wĂ€re manchmal jener bei McDonald’s Ă€hnlich, allerdings besser bezahlt: „Noch nie in meinem Leben wurde ich so schlecht behandelt.“, so der Mitarbeiter ĂŒber seine Kundenkontakte.

Im ganzen GeschĂ€ft wimmle es von verdeckten SicherheitskrĂ€ften, oftmals gut bezahlten Polizisten im Ruhestand. Meistens wĂ€ren diese mit Passanten beschĂ€ftigt, die quasi im Vorbeigehen ein paar Time Capsules oder iPods abstauben wollten. Aber auch sonst scheint es ein grĂ¶ĂŸeres SicherheitsbedĂŒrfnis im Apple Store zu geben. So schauten oft DrogenhĂ€ndler vorbei, die mit Ausweispapieren verstorbener Personen oder gefĂ€lschten Kreditkarten ein iPhone kaufen wollten. Obgleich man diese schon an ihrem zwielichtigen Verhalten erkenne, mĂŒsse man sie wie gewöhnliche Kunden behandeln. SprĂ€che man sie dann aber auf WidersprĂŒche in ihren Papieren an, liefen sie einfach aus dem Laden.

Die Macs im Store wĂ€ren regelrechte öffentliche Computer. Jugendliche machten Bilder mit Photo Booth und bĂ€ten dann darum, diese in Facebook hochzuladen, viele Obdachlose fĂŒhrten Videokonferenzen, was aber in Ordnung sei. Aber auch manch dĂŒstere Erscheinung kĂ€me in den Laden, um dann ĂŒber die Bose-Lautsprecher „Death Metal“ in ohrenbetĂ€ubender LautstĂ€rke zu hören. Wenig verwunderlich, dass der Store-Angestellte daher junge Leute bevorzugt, die Britney Spears hörten und zu tanzen anfingen. Nicht besonders oft wĂŒrden Passanten pornographisches Material abrufen, immer wieder aber wĂŒrde die Sprache der Macs geĂ€ndert. Diese dann von Koreanisch oder Russisch wieder auf Englisch umzustellen, wĂ€re nicht so einfach.

David Andel