Bei den alljĂ€hrlich verfĂŒgbaren Statistiken des Vorjahres erscheint das Internet in Zahlen unfassbar groĂ, so unfassbar, dass selbst das Kommentieren einzelner Werte schwerfĂ€llt, weil es kaum mehr einen Vergleich zu vertrauten GröĂenordnungen gibt. Interessant aber allemal die VerhĂ€ltnisse der Werte zueinander.
Man stelle sich diese Briefmasse nur einmal in Papierform vor: 107 Billionen versendete E-Mails gab es im Jahr 2010, was 294 Milliarden elektronischen Briefen tĂ€glich entspricht, die auch das allergröĂte Heer von BrieftrĂ€gern kaum mehr austragen könnte â den Slogan âSchreibâ mal wieder!â verkneift man sich da besser. Von den 294 Milliarden E-Mails tĂ€glich sind allerdings 89,1 Prozent unverlangte Werbung (Spam), es bleiben somit 32 Milliarden echte Mitteilungen, ĂŒber deren inhaltlichen Wert sich natĂŒrlich keine genaue Aussage treffen lĂ€sst. Die Deutsche Post AG befördert ĂŒbrigens an einem Werktag 70 Millionen echte Briefe, was angesichts der E-Mail-VerfĂŒgbarkeit immer noch unglaublich viel erscheint.
Im Prinzip kennen wir diese Unsummen nur noch aus dem dĂŒsteren Bereich der Staatsverschuldung, so lag die der USA Ende 2010 bei knapp zehn Billionen Euro. WĂŒrden mit jeder E-Mail also automatisch zehn Cent gespendet, wĂ€ren die USA fast schuldenfrei, aber lassen wir das und kehren zum Internet zurĂŒck. Jenen 107 Billionen E-Mails standen im Jahr 2010 nicht minder unglaubliche 25 Milliarden so genannter Tweets gegenĂŒber, das sind die unter Twitter-Anwendern gebrĂ€uchlichen SMS-groĂen Mitteilungen. Und den 25 Milliarden Tweets wiederum standen 30 Milliarden per Facebook ausgetauschte Inhalte (Verweise, Notizen, Fotos usw.) gegenĂŒber.
Apropos Facebook und Twitter: 7,7 Millionen Menschen verloren im Jahr 2010 sĂ€mtliche Hemmungen und folgten den Weisheiten der singenden New Yorker Selbstdarstellerin Stefani Joanne Angelina Germanotta, genannt Lady Gaga, was denn auch erklĂ€rt, weshalb diese zur Vorbereitung von Apples Ping nach Cupertino geladen wurde. Auf die insgesamt 175 Millionen Twitter-Anwender kamen 2010 knapp 600 Millionen Facebook-Anwender, wobei alleine im vergangenen Jahr 250 Millionen Facebook-Neulinge auf 100 Millionen Twitter-Neulinge kamen, obgleich die Feststellung schwierig sein dĂŒrfte, wie viele davon multiple IdentitĂ€ten sind.
Und weil es so schön ist, bleiben wir bei Facebook und wenden uns zudem Deutschland im Besonderen zu. Laut den Facebook-Statistikern socialbakers wachsen zwar vor allem Deutschland (50 Prozent), Russland (70 Prozent) und Polen (100 Prozent) in Facebook am schnellsten, bei der Marktdurchdringung liegt Deutschland mit lediglich 17,3 Prozent aber erst an 98. Stelle, hinter Französisch-Polynesien.
21,4 Millionen neue Websites gab es 2010, besucht wurden die damit insgesamt 255 Millionen Websites zu 4,8 Prozent von Safari-Anwendern, was gut einem Zehntel (46,9 Prozent) der Anwender des Internet Explorer und etwa einem Drittel der Chrome-Anwender (14,9 Prozent) entspricht. Und wer bedenkt, dass 42 Prozent jener Surfer mittlerweile aus Asien stammen, wohingegen nur 24,2 Prozent EuropÀer und gerade einmal 13,5 Prozent Nordamerikaner sind, der erkennt schnell, was Globalisierung bedeutet und wo sich die wirtschaftlich dominanten Hochburgen nun befinden.
Was fĂ€llt einem nach all diesen Zahlenbergen abschlieĂend ein? Beim Verfasser dieser Zeilen ist es ein Zitat des US-amerikanischen Schriftstellers und Philosophen Henry David Thoreau: âWe are in a great haste to construct a magnetic telegraph from Maine to Texas; but Maine and Texas, it may be, have nothing important to communicate.â (Wir sind in groĂer Eile damit beschĂ€ftigt, einen magnetischen Telegrafen von Maine nach Texas einzurichten, aber es könnte sein, dass Maine und Texas sich nichts Bedeutendes mitzuteilen haben.)
David Andel