Laut Wikipedia ist die EuropĂ€ische Union (EU) ein aus 27 Staaten bestehender Verbund mit rund einer halben Milliarde Einwohner, die zusammen das gröĂte Bruttoinlandsprodukt der Welt erwirtschaften. Auch wenn die administrative Seite der EU heute gerne von Lobby- und Doktrin-gesteuerten Politikern als willkommener Ausrede-Umweg zur Durchsetzung nicht selten verfassungsgefĂ€hrdender und bĂŒrgerferner MaĂnahmen wie dem âGesetz zur Neuregelung der TelekommunikationsĂŒberwachung und anderer verdeckter ErmittlungsmaĂnahmen sowie zur Umsetzung der Richtlinie 2006/24/EGâ missbraucht wird, so ist jener Staatenbund doch unverĂ€ndert ein leuchtendes Beispiel fĂŒr die FĂ€higkeit zur Integration zahlreicher Völker und Sprachen.
Wenig verwunderlich, dass Jean-Baptiste Nicolas Robert Schuman als einer der beiden GrĂŒndervĂ€ter der EU gilt. Ein Luxemburger, der in Deutschland und Frankreich studierte und infolge der französischen Annexion von Elsass-Lothringen 1919 Franzose wurde. Wesentlich war er es, der die EU dazu antrieb, auch die politische Föderation anzustreben. Obgleich seine Visionen eines geeinten Europas heute allzu oft von wirtschaftlicher und machtpolitischer Kleinkariertheit zunichte gemacht werden, so ist das eine Europa doch Wahrheit geworden. In BrĂŒssel, StraĂburg und Luxemburg wird ĂŒbersetzt, was das Zeug hĂ€lt. Wer die zahlreichen Lokale und Restaurants der Europa-Metropole BrĂŒssel durchstreift, glaubt sich denn nicht selten auch in einer Stadt auĂerhalb nationaler Denkweisen, denn nirgends herrscht ein solches Kauderwelsch an Sprachen als SelbstverstĂ€ndnis vor.
Daher ist es begrĂŒĂenswert, dass auch Hersteller wie Apple fast vollstĂ€ndig auf mehrsprachige Produkte umgesattelt haben, nur seltene Ausnahmen bestĂ€tigen die löbliche Regel, etwa die zum bestellten Tastaturlayout eines Macintosh gehörende Sprachversion des gedruckten Handbuchs (das im PDF-Format jedoch auch in anderen Sprachen vorliegt). Wer Mac OS X installiert, hat die freie Wahl jener Sprache, in der das Betriebssystem mit ihm kommuniziert. Dabei ist es besonders angenehm, dass sogar mehrere Personen mit unterschiedlichen Muttersprachen ein und denselben Mac nutzen können, sprachliche HĂŒrden spielen beim physisch oder im Netz geteilten Rechenknecht ĂŒberhaupt keine Rolle mehr â es funktioniert einfach.
Löblich in diesem Zusammenhang ebenso ist die oftmals durch private Initiativen zustande gekommene Mehrsprachigkeit auch zahlreicher kleiner und groĂer Anwendungen fĂŒr den Mac. Da es dank Interface Builder so leicht geht, kann ein sach- und sprachversierter FreizeitĂŒbersetzer sich schnell einer fehlenden Sprachversion annehmen. Das erklĂ€rt, wieso selbst die kleinsten Applikationen manchmal die exotischsten Sprachen beherrschen.
Anders sieht es jedoch bei bestimmten Software-Konzernen wie Adobe oder Microsoft aus. Hier wird vorexerziert, dass grenzĂŒberschreitendes Denken in manchen Marketing-Abteilungen noch unbekannt zu sein scheint. Eine Version der CS3-oder Office-Suite in Deutsch, eine in Französisch, eine weitere in Englisch, Spanisch oder Italienisch usw. Europaweit agierende Unternehmen, die Microsoft- oder Adobe-Produkte einsetzen, mĂŒssen so unverĂ€ndert regional denken und einkaufen. NatĂŒrlich steckt dahinter gewiss auch die Absicht, dass regionale Vertriebsstrukturen geschĂŒtzt werden sollen. So wĂ€re es ja viel zu kundenfreundlich, die gĂŒnstigeren US-Preise zum Einkauf zu nutzen, handelte es sich um eine internationale Version.
Wenn in multiethnischen LĂ€ndern wie Belgien zur Vermeidung sprachlicher Diskriminierung fast ausschlieĂlich englische Versionen eingesetzt werden, dann ist das ein Zeichen dafĂŒr, dass etwas falsch lĂ€uft. Wir leben nicht im Jahr 1990, sondern 2008. DatentrĂ€ger bieten heute genĂŒgend Platz auch fĂŒr sĂ€mtliche von Mac OS X unterstĂŒtzten Sprachen, die Zeit sprachlicher Restriktionen muss ein fĂŒr allemal beendet werden. Eine halbe Milliarde Konsumenten sollten genĂŒgend GrĂŒnde bieten, mittelalterliches Denken zu ĂŒberwinden und dazu anregen, nur noch zumindest EU-taugliche oder gar internationale Software-Versionen herzustellen.
David Andel