âUnĂŒbertroffene Erweiterungsmöglichkeiten: Freuen Sie sich ĂŒber höhere KapazitĂ€t, mehr FlexibilitĂ€t und grenzenlose Möglichkeiten.â â so zumindest die Beschreibung Apples des Mac Pro im Jahr 2008. Ganz so grenzenlos sind die Erweiterungsmöglichkeiten aber schlieĂlich doch nicht, denn Apple vergisst die bisherigen Baureihen schon nach kurzer Zeit.
Wenn man sich vor neun Monaten einen Mac Pro gekauft und sich damals zunĂ€chst fĂŒr die gĂŒnstigste Konfiguration entschieden hat, kommt womöglich das Interesse an einer neuen, leistungsfĂ€higeren Grafikkarte als der NVIDIA GeForce GT 120 auf. Doch beim Besuch des Apple Store ist die Ăberraschung groĂ. Die von Apple angebotene ATI Radeon 5770 setzt einen âMac Pro (Mitte 2010) mit PCI Express 2.0-Steckplatzâ voraus. Der geneigte Kunde kann zwar mit Apples Segen noch eine ATI Radeon 5870 erwerben, allerdings kostet diese schlappe 200 Euro mehr. BegrĂŒndet wird dies mit keinem Wort, der Kunde hat sich gefĂ€lligst fĂŒr das zu entscheiden, was ihm vorgesetzt wird.
Und hat er wirklich keine Wahl? Doch, die hat er, dann aber auf eigene Gefahr. Besagte ATI-Karten verrichten ihre Grafikdienste unzĂ€hligenErfahrungsberichtenzufolge nĂ€mlich nicht nur in den Mac-Pro-Modellen von 2009, sondern auch noch in jenen von 2008 und meistens sogar in denen der ersten Generation von 2006, primĂ€re Voraussetzung ist eine einigermaĂen aktuelle Version von Snow Leopard, ab 10.6.4 aufwĂ€rts. Nur auf Hilfe von Apple kann er dabei nicht rechnen, er geht auf eigene Verantwortung vor, ganz so, als wĂ€re sein teuer bezahlter Mac Pro ein heimtĂŒckischer Hackintosh, ein Mac im PC-Pelz.
Die den Karten beigefĂŒgten LeitfĂ€den zum Einbau berĂŒcksichtigen denn auch nur das neueste Modell des Mac Pro, dem Hersteller ist der Investitionsschutz des Kunden völlig gleichgĂŒltig, soll er sehen, wo er bleibt. Was kĂŒmmert Apple sein GeschwĂ€tz von gestern ĂŒber die âunĂŒbertroffenen Erweiterungsmöglichkeitenâ, schlieĂlich hat man ja nie behauptet, dass dies lĂ€nger als nur ein paar Monate der Fall wĂ€re. Und im Jahr des Kaufs hatte man tatsĂ€chlich die Qual der Wahl zwischen zwei Grafikkarten-Modellen: einer mittelmĂ€Ăigen und einer völlig veralteten âŠ
WĂ€hrend besagte Karten von ATI den Besitzern Ă€lterer Pro-Modelle nun sogar die Möglichkeit bieten wĂŒrden, das aktuelle Cinema Display per Mini DisplayPort anzubinden und somit beim Ausfall des bisherigen Monitors mit DVI-Anschluss weiter bei Apple bleiben zu können, wird dennoch so getan, als wĂ€ren alle aktuelleren Grafikkarten auch nur zu allen aktuelleren Macs kompatibel. Und um die AbsurditĂ€t dieser kundenfeindlichen Verhaltensweise noch auf die Spitze zu treiben, ist der Apple-Treiber noch nicht einmal zur AudioĂŒbertraung per Apples eigenem Mini DisplayPort in der Lage â in keinem Mac Pro. Per Boot Camp und Windows funktioniert auch die Tonausgabe ohne jedes Problem.
Apropos âaktuelleâ Grafikkarte. Die gibt es bei Apple fĂŒr den Mac Pro streng genommen gar nicht. Denn sobald eine Generation der Hersteller AMD/ATI oder NVIDIA endlich auch durch Apple UnterstĂŒtzung findet, kĂŒndigt sich fĂŒr den PC-Markt bereits die nĂ€chste Generation an. Und dabei zahlt man bei Apple fĂŒr besagte Technik von gestern den höchsten vorstellbaren Preis, fĂŒr den dann noch nicht einmal die vollstĂ€ndige UnterstĂŒtzung aller Mac-Pro-Modelle ermöglicht wird.
Die Frage stellt sich daher zwangslĂ€ufig, welche Zielsetzung Apple mit dem Mac Pro verfolgt. Soll die GerĂ€tekategorie vielleicht nur zahlreiche Erweiterungsmöglichkeiten vorgaukeln, wĂ€hrend Apple in Wirklichkeit ĂŒberhaupt kein Interesse daran hat, jene Erweiterungsmöglichkeiten auch zu fördern? Und wĂ€hrend es noch verstĂ€ndlich ist, dass viele Zubehörhersteller keine Mac-Treiber fĂŒr ihre Karten verfassen, da der Mac Pro nur einen sehr kleinen Prozentsatz des Marktes darstellt, bleibt schleierhaft, wieso zumindest Apple sich nicht um seine eigenen Kunden in einer Form kĂŒmmert, die sie den Kauf des mit Abstand teuersten Mac-Modells nicht schon nach einem Jahr bereuen lĂ€sst.
Der Mac Pro ist ansonsten ein rundum gelungenes GerĂ€t, ein stabil laufender Computer hoher LeistungsfĂ€higkeit mit vier Festplatten- und zwei optischen LaufwerksschĂ€chten, der sich mit jedem Jahr weiter erfolgreich amortisieren könnte. Aber genau das sucht der Hersteller sehr deutlich zu verhindern und macht den KĂ€ufer schon nach wenigen Monaten zum unerwĂŒnschten Kunden.
David Andel