Nichts außer Unpässlichkeiten vor Gericht scheint Netanjahus Krieg gegen den Rest des Nahen Ostens mehr aufzuhalten. Der per Haftbefehl gesuchte 75-jährige Regimechef des 76 Jahre alten Expansionsgebildes behauptet sich von Feinden umzingelt, mordet weiter in genozidaler Größenordnung und vertraut dabei auf Trumps Kumpanei, die jedoch kaum noch größer als die des selbsterklärten Zionisten Biden sein kann.
Die Massenvernichtungswaffen für Bibis Kampf kommen von den üblichen Verdächtigen des Wertewestens. Die Januar-Lieferung von Kampfhubschraubern, Munition für Kampfflugzeuge sowie Artilleriegranaten aus Washington belief sich auf acht Milliarden US-Dollar, die vom August 2024 hatte einen Wert von 18 Milliarden US-Dollar und enthielt unter anderem F-15-Kampfflugzeuge, modifizierte mittlere taktische Kleinpanzer, hochexplosive Mörsergranaten, 120-mm-Panzergranaten, Luft-Luft-Raketen mittlerer Reichweite, Joint Direct Attack Munitions (JDAM, gemeinsame Munition für direkten Angriff), Raketen für Kampfhubschrauber und 500-Pfund-Sprengköpfe.
Das hört sich ganz und gar nicht nach dem Waffenembargo an, das die Biden-Administration im Mai lautstark verkündete und das vor allem Kritik aus den eigenen Reihen verstummen lassen sollte. Trump wird ab Januar noch nicht einmal mehr den Anschein erwecken wollen, auf irgendwen abseits Israel zu hören. Bibi könnte sich im Gegenzug veranlasst sehen, aus palästinensischen Friedhöfen im Westjordanland für seinen Freund Donald die schönsten Golfplätze der Welt zu machen. Jene von Israel gestohlene Region, die es in seiner kolonialistischen Gier stets als Judäa und Samaria bezeichnet, drängt sich für künftige ethnische Säuberungsgroßprojekte geradezu auf.
Während die EU noch intensiv darüber nachdenkt, auf welche Weise sie sich den USA am besten künftig hingibt, schafft der Judenstaat weiter vollendete Tatsachen. Netanjahu vertritt damit exakt das, was Versager Selenski aus seinem Land gerne gemacht hätte: einen hochgerüsteten Vorposten der US-Festung, der sich im regionalen Rahmen alles und international fast alles erlauben kann, so es nur dem einen Ziel dient, die Interessen der USA durchzusetzen.
Was der halbstarke Staat aber als Endergebnis anstrebt, bleibt unbekannt. Der schnelle Zusammenbruch Syriens kam unerwartet, also sprang das Netanjahu-Regime aufs Trittbrett und nutzte die Gunst der Stunde zur Zerstörung der gesamten Armeebestände Syriens. Dies wird als weiterer Sieg gewertet, war aber nicht Teil des Plans, da es nach wie vor keinen Plan gibt. Obwohl, das stimmt nicht ganz, denn der Zustand eines Dauerkrieges Israels gegen alle seine Nachbarn kann nicht mehr bestritten werden. Ein Krieg kann erst mit der Formulierung und daraus resultierenden Erfüllung von Zielen enden. Wird ein Krieg ziellos geführt, dann kann er auch nicht enden.
Die Zwischenbilanz der letzten Monate für die Welt ist düster, für neozionistische Faschisten aber ist es die beste aller Zeiten. Keiner vermag mehr abzuschätzen, wohin Netanjahus wirre Schlacht führen soll und was er mit dem Ergebnis von alldem zu machen gedenkt, denn erstens wird sein Waffengang nicht vor dem gegen ihn laufenden Korruptionsprozess enden und zweitens weiß er auch noch gar nicht, womit. Nur eines ist sicher, dass das, was ihn eines Tages umgeben wird, noch feindseliger als zuvor und damit auch für ein kleines Land mit kleiner Bevölkerung und kleiner Armee unmöglich zu beherrschen ist. Israels Endsieg kommt, so denkt er sich wohl – irgendwann, irgendwie.

Der fiktive jüdische Staat hat die Veränderung der Lage nicht einkalkuliert – der Dschihad wird nicht aufhören, der Konflikt wird nicht enden, und die Lage wird sich nicht stabilisieren, bis die Zionisten besiegt sind.
Zitat aus obigem Flugblatt (1956)
Was von einem Land zu halten ist, das bereits alle seine Nachbarstaaten überfallen und besetzt hat, bedarf keiner weiteren Erörterung. Israel ist unverändert in Bombenstimmung und verhagelt sich damit seine Zukunft. Was Bibi macht, kann dabei kaum für eine ganze Nation gelten. Während des Wahlkampfes im Herbst 2022 hielt Netanjahu seine Reden hinter schusssicheren Glasscheiben aus dem so genannten Bibibus heraus. Kaum vorstellbar, dass dies eine Langzeitstrategie für alle Israelis wird, die zwar zunehmend über eingebaute Bunker in ihren Behausungen verfügen, weder in ihren Fahrzeugen noch auf Reisen aber ähnlich sicher sind. Früher oder später müssen die Bewohner Israels wieder raus aus ihren Kellern und Etagenbunkern und werden dann mit der bitteren Tatsache konfrontiert, dass nicht nur Netanjahu, sondern alle Israelis von Feinden umzingelt sind. Schon jetzt musste ein israelischer Soldat während seines Urlaubs in Brasilien aufgrund einer Klage wegen Kriegsverbrechen in Gaza fluchtartig nachhause zurückkehren.
Was wird Bibi angesichts der gegen ihn erhobenen KorruptionsvorwĂĽrfe tun? Abwarten. Was auch immer passiert. Anklageschrift, Prozess, Verurteilung, einfach durchhalten. Wenn alles in die BrĂĽche geht, die Demokratie, die Gerichte, die Strafverfolgungsbehörden – einfach dranbleiben.
Uri Avnery am 3. März 2018 über Binjamin Netanjahu
Der korrupte Netanjahu wird seine rechtsradikale Revolution kaum überleben und irgendwann den Weg alles Irdischen gehen. Ob sein Sohn ihm folgt, sei dahingestellt, die Bibifizierung des Landes aber dürfte selbst nach Ablösung des Namensgebers nicht schlagartig enden. Was bereits jetzt festgestellt werden kann, ist, dass die Veränderung Israels so grundlegender Natur ist, dass für lange Zeit nicht mit einer Regierung gerechnet werden sollte, die all das Porzellan wieder zu kitten in der Lage oder willens ist, das Bibis verbrecherische Bande über viele Jahre zerschlagen hat. Die Menschen sind tot, deren Kinder werden zu Rächern. Die Kinder der Täter müssen also entweder weiter töten oder oder werden die Opfer der Opfer sein.
David Andel