Die Fernsehmaus, die brĂŒllte

Victoria Beckham, Steve Jobs und Stephen Baldwin

Manchmal ist Apple gerade dort, wo man es wirklich am wenigsten vermutet: Wer jemals die alljĂ€hrlich wiederkehrende TV-Sendung â€žThe Most Annoying People“ im britischen Fernsehen gesehen hat, sollte aber auf alles gefasst sein.

Die laut BBC Three hundert nervtötendsten Personen des Jahres werden innerhalb von vier Stunden ohne Werbepause von nicht weniger nervtötenden Animatoren nacheinander abgehandelt. Das klingt schwer ermĂŒdend und ist es auch die meiste Zeit, wĂ€ren nicht zuweilen wirklich unheimlich merkwĂŒrdige Zeitgenossen darunter, etwa Bernann McKinney, die 1977 unter dem Namen Joyce McKinney aufgrund der EntfĂŒhrung und Vergewaltigung eines Mormonen-Missionars in den USA untergetaucht ist und dann im Sommer 2008 erneut auffĂ€llig wurde, weil sie eine Forschergruppe um einen gewissen Jeong Chan in SĂŒdkorea damit beauftragt hatte, anhand des Ohres ihres toten Pitbulls Booger fĂŒnf neue zu klonen, nach erfolgreicher Prozedur aber nicht dafĂŒr bezahlen wollte. Oder aber Michael Carroll, Lotteriegewinner von 9,7 Millionen Pfund, der sein gesamtes Geld binnen sieben Jahren verprasst hat und heute wiederum in seinem alten Job bei der MĂŒllabfuhr arbeitet – hier beeindruckte insbesondere die detaillierte Rechnung seiner bemerkenswerten Investitionen.

Der Großteil jener Flop-100 ist aber kaum ertrĂ€glich, denn eine solch große Liste fĂŒrchterlicher SĂ€nger, Schauspieler, TV-Moderatoren und anderer völlig ĂŒberflĂŒssiger Gestalten (die sich selbst natĂŒrlich alle großartig finden) gibt es sonst ja nur selten in derart geballter Form zu sehen. Nur plötzlich taucht auf Platz 32, zwischen Victoria Beckham und Stephen Baldwin, auch ein gewisser Steve Jobs auf und passt ĂŒberraschend gut in diese illustre Runde. Seine skurrilen Keynotes werden erwĂ€hnt, nervige iPhone-Besitzer und deren permanenter Drang ihre Apps zeigen zu mĂŒssen werden erwĂ€hnt und natĂŒrlich Antennagate (Zitat: „Eine App fĂŒr alles, nur mein Telefon geht nicht“). Jobs habe damals verlautbart, das iPhone 4 mĂŒsse lediglich richtig gehalten werden, dann gĂ€be es auch keine Empfangsprobleme. Besitzer eines iPhone 4 kennen die Geschichte natĂŒrlich und teilen sich seither im wesentlichen in zwei Gruppen auf: Fatalisten und Ignoranten. Jobs jedenfalls ließ man die Sache nach dem Verschenken eines Bumpers durchgehen.

Was schließen wir daraus? Kaum ist Apple so mĂ€chtig, dass es rein vom Börsenwert her zu den grĂ¶ĂŸten Konzernen der Welt gehört, ist das Publikum denn auch schon genervt. Der BBC-Auftritt ist vorlĂ€ufiger Höhepunkt einer immer totaleren OmniprĂ€senz Apples in den Medien: Um Microsoft wird es stiller, um Apple schriller.

David Andel