âPolitical Correctnessâ ist eine der dĂŒmmsten kommerziellen Erfindungen seit Cola oder Cornflakes. Was die Menschheit braucht, ist nicht das, was sie wollen kann, weil sie viel zu wenig weiĂ. Einzigartigkeit, Freiheit, UnabhĂ€ngigkeit wĂ€ren schön. Doch ist dies im kategorisch kategorisierenden Kapitalismus nicht vorgesehen, denn es gĂ€be keine Zielgruppen mehr.
2LGBTQIA+ â ein AbkĂŒrzungsmonster gröĂer als ein Wort, soll Freiheit ausdrĂŒcken, definiert aber nur, wer was zu sein hat und gehört damit hin wo es herkommt. Wer in Kategorien denkt, auch neuen, der denkt in Grenzen, ist beschrĂ€nkt, will sich nicht fortentwickeln. Schon seit Jahrzehnten können wir innen wie auĂen alle so sein, wie wir sind oder gerne wĂ€ren und brauchen dazu keinen Schrank mit Schubladen, keine Sonderschulen, Schwulenkneipen oder Swingermagazine. Nur wer sonst nichts hat, der fĂŒhlt sich mit derlei Unterteilung aufgewertet und will dies in alle Welt hinausposauen, was jedoch nicht verallgemeinert werden darf, sonst wĂ€ren wir ja alle wieder gleich.
Unsere ganze Gesellschaft besteht aus Exzentrikern und benötigt deshalb auch keine gemeinsame Plattform. Die sanfte Anarchie ist seit langem Tatsache und das, was wir als DiversitĂ€t, Pluralismus oder Demokratie missverstehen, nur kleinster gemeinsamer Nenner oder bequemstes Korsett. Wer ist heute noch ânormalâ, wo sind denn jene, die durch nichts auffallen, sich allem unterordnen und niemals aus der Reihe tanzen? Wo wohnen all die Familien mit zwei Kindern, zwei Kraftfahrzeugen, zwei Haustieren, zwei Verdiensten und Zweisamkeit ohne doppelte Leere, halbe ErfĂŒllung und Krach im Viertel?
Der Staat liebt die Vorgabe von Kategorien, denn ohne sie keine aufgeblasenen Institutionen, immer neue Steuern, immer mehr Politiker mit immer höheren DiĂ€ten, immer gröĂerem Hochmut. Eine ganze Juristenarmee arbeitslos, Abmahnungen in Serie, herrje! Nur wer setzte die dann noch durch? Wer zahlte freiwillig eine Armee-, Kriegs- oder Waffensteuer und welche Kriege könnten dann noch sein? Ohne Moos nix los, kein Kokettieren mit dem Weltkrieg, keine olivgrĂŒne Zwangshoffnung.
Es gibt ihn nicht, den IdealbĂŒrger, wird ihn, kann ihn nie geben, so wie es auch die eine politische Mitte, die eine Vernunft, Dimension oder Ordnung nicht geben kann. Was es hingegen gibt, ist die diffuse Hoffnung auf etwas anderes als das was ist, was niemandem mehr gefĂ€llt, was sich aber keinesfalls Ă€ndern soll, denn was sonst wĂ€re, könnte ja uferlos oder wunderbar sein, auf jeden Fall aber unbekannt, gefĂ€hrlich und auĂer Kontrolle. Ein neues Blockwartgesetz soll dies nun regeln.
Wir könnten ĂŒberall sein, alles tun, alles verĂ€ndern, besser, schöner, bequemer und ertrĂ€glicher machen, sind aber von Auseinandersetzung, Begrenzung, EinschrĂ€nkung, Enge, Wettbewerb und ZerwĂŒrfnis besessen. Nichts, was gut ist, darf bestehen, sondern nur das, was uns kĂ€mpfen, leiden, ĂŒberleben lĂ€sst. Der Blick in die Sterne ist verboten, das FlieĂband, die Uniform, Ein- und Ausbildung MaĂ aller Dinge, Religion, Fetisch.
Wenn Kinder von heute sich versammeln, festkleben oder in Ratlosigkeit versinken, um passiv etwas zu retten, was sie nicht verstehen, gerne aber behielten, weil sie sonst nichts hĂ€tten oder wollten, dann ist das Verzweiflung, vererbt von Eltern, Freunden, Lehrern und all jenen, die gerne Vorbild wĂ€ren, es aber nicht sind, da unfĂ€hig, nebensĂ€chlich, belanglos. WofĂŒr kĂ€mpfen, wenn alles politisch korrekt sein soll? Wozu reden, wenn wir unsere Sprache auflösen?
Was haben wir uns als Menschheit verĂ€ndert! Wir sind nicht mehr waghalsig, nonkonform- und avantgardistisch, sondern ordnen ein, unter und weg, laufen fort und mit, springen hoch und fallen runter, sind bedeutungslos und -leer und geben dabei -schwanger vor, bleiben aber nur erbĂ€rmlicher Rest dessen, was hĂ€tte sein können, niemals aber mehr wird. Wir teilen unsere groĂe Welt immer weiter auf, zerstĂŒckeln unsere Kommunikation, unser Wesen und sind mit stets kleineren WĂŒnschen, Einkommen, Wohn- und FreirĂ€umen nurmehr Mitopfer unseres sterbenden Planeten. Was wĂ€re alles möglich gewesen und findet doch nie statt, weil wir so bleiben wie wir immer waren.
David Andel