Logo der Canadian National Railway

Schall und Rauch

Kein Begriff ist unsinnig genug, um nicht doch als Marke gelten zu können. Das kann der Buchstabe „T“ oder das Wort „Face“, kann aber auch eine Farbe wie Magenta oder die Bezeichnung „inside“ sein. Zwischen Apple und Microsoft geht es nun um „App Store“ und „Windows“.

Als Intel vor sechs Jahren der Auffassung war, alleiniger Besitzer des Wortes „inside“ zu sein, verschwanden gleich haufenweise Bezeichnungen von WWW-Seiten aus dem Netz und kamen niemals wieder, denn die Betreiber hatten weder die Mittel noch die Energie dafür, mit einem solch großen Konzernriesen einen Streit anzufangen. Längst verzichtet Intel mittlerweile auf das Wörtchen „inside“, so dass die enorme Energie, die auf die Durchsetzung jenes Namensrechtes verschwendet wurde, erst recht absurd erscheint.

Schon damals ging der Schuss für Intel im wesentlichen nach hinten los, der Hersteller verteidigte mit jenen juristischen Schlachten nicht etwa seinen Ruf, sondern setzte ihn unnötigerweise aufs Spiel: „Ich boykottiere Intel, weil hier das Kulturgut Sprache beraubt wird …“ schrieb der Teilnehmer eines Online- Forums und war beispielhaft für den Effekt eines derartigen juristischen Tobsuchtsanfalls. Der Unterschied zwischen der Nachahmung einer Marke innerhalb des gleichen Marktsegments und einer Kopie in einem ganz anderen Terrain wurde damals gern missachtet. Und im Falle von Intel wurde die Firmenkompetenz eindeutig überschritten, denn Intel gab beispielsweise keine DVD-Kauftipps, so wie die Website dvd-inside.de es damals tat.

Solcherlei Verhaltensweisen waren bereits im Zusammenhang mit dem Buchstaben „T“ und der Farbe Magenta und der Deutschen Telekom bekannt. Der Bonner Platzhirsch lebte in der steten Angst, seine wenig originellen Ideen könnten nachgeahmt werden, so dass er gegen Nutzer seines Anfangsbuchstaben und der von ihm im Rahmen seiner Corporate Identity verwendeten Farbe immer wieder gnadenlos vorging. Der Fuldaer Lebensmittel-Filialist Tegut wiederum fand es ganz in Ordnung, dass die rosigen Rheinländer eine dermaĂźen ähnlich klingende Marke als schĂĽtzenswert erachteten und schwieg vornehm. Interessant diesbezĂĽglich auch ein Besuch bei der Gesellschaft Canadian National Railway. Die kanadischen Eisenbahner waren wohl kaum amĂĽsiert, dass ihnen CNN einen Teil ihres Logos geklaut hatte, nur standen sie ĂĽber den Dingen.

Für Microsoft und Apple eröffnet sich fortan ein weiteres interessantes Schlachtfeld. Welcher Begriff ist wertvoll genug, als Marke zu gelten und welcher nicht? Ist der Begriff des „App Store“ so allgemein, dass ihn auch Microsoft verwenden könnte? Absolut, meint der Hersteller aus Redmond und schielt natürlich hinterhältig auf die schon erfolgreich am Markt eingeführte Bezeichnung, die auch für den eigenen Store ganz praktisch wäre – das Jahr der Apple-Kopisten scheint sich mittlerweile auf jede Nebensächlichkeit zu beziehen. Darauf kontert Apple, dass in jenem Fall auch „Windows“ so allgemein wäre, dass es nicht als Marke tauge. Die Frage ist nur, wie würde Microsoft sein Betriebssystem sonst nennen können? Ach ja, PC OS X.

David Andel