AAPL-KleinaktionĂ€re geben sich gern dem Wunschdenken hin, dass die Ab- oder Anwesenheit von Steve Jobs keine Rolle spielt und Apple lĂ€ngst ein SelbstlĂ€ufer ist. Schon ein Blick auf jene Personen, die immer wieder als Jobs-Nachfolger gehandelt werden, reicht allerdings, um mit Skepsis zu reagieren. Teil 3 einer kleinen Reihe ĂŒber die AnwĂ€rter auf die Jobs-Nachfolge widmet sich Scott Forstall, einem immer noch jugendlich wirkenden Veteran.
Scott Forstall gehört zu den wenigen Mitstreitern von Steve Jobs, die ihm seit den NeXT-Tagen gefolgt sind und bis heute bei Apple arbeiten. Wenig ĂŒberraschend daher, dass der NEXTSTEP-Experte Forstall nach dem Apple-Abschied des Mach-Gurus Avadis âAvieâ Tevanian am 31. MĂ€rz 2006 in dessen FuĂstapfen trat und seit 2008 Senior-VizeprĂ€sident fĂŒr den Bereich iPhone-Software ist.
Forstalls Leitspruch âPlus est en vousâ (Es ist mehr in Ihnen) lĂ€sst auf einen positiven und motivierenden Charakter schlieĂen, der ihn auch dazu verleitete, das Entwicklungsprojekt iPhone als ein Objekt zu sehen, an dem weit mehr dran ist, als sich dem Ă€uĂeren Anschein nach vermuten lieĂe und mit dem man weit mehr machen kann, als man annehmen könnte.
Der 41-jĂ€hrige Stanford-Absolvent (Bachelor of Science im Studiengang Symbolische Systeme und Magister in Computerwissenschaften) Forstall unterscheidet in seiner Weltanschauung zwei Arten von Menschen, solche, die an die Weiterentwicklung ihrer eigenen FĂ€higkeiten glauben und solche, die sich eher als fremdbestimmtes Wesen auffassen. Erstere suchten Forstall zufolge eher nach Herausforderungen und hĂ€tten daher den besseren Ansatz, weshalb er auch vor allem Mitglieder jener Gruppe fĂŒr die Mitwirkung in seinem iPhone-Team bevorzugen wĂŒrde. Letztere stuft Forstall primĂ€r als nur vorgeblich kluge Menschen ein, die sich vor allem darum bemĂŒhten, ihre FĂ€higkeiten zu simulieren und weniger gewillt wĂ€ren, ihre intellektuellen FĂ€higkeiten auszubauen.
Als einziges Apple-Direktionsmitglied kann Forstall einen Twitter-Account vorweisen, der zwar beeindruckende 36.495 so genannte Follower anzog, bislang jedoch keinerlei Inhalte bietet, was seinen Schritt bis heute in rÀtselhaftem Licht erscheinen lÀsst.
Laut dem Wirtschaftsmagazin Forbes ist Forstall ein Name, den man 2011 kennen sollte. Das verwundert wenig, steht er doch als Hauptverantwortlicher fĂŒrs iOS gleichzeitig im Mittelpunkt von Apples Software-Zukunftsvisionen, die sich deutlich spĂŒrbar auf den Mac-OS-X-Sprössling konzentrieren und nicht zuletzt stark auf Mac OS X 10.7 Lion abfĂ€rben werden. Forstall, der im Jahre 2010 monatlich rund 70.000 Euro verdiente, ist einer der glaubwĂŒrdigeren Nachfolger von Steve Jobs. Der Verantwortliche fĂŒr mehrere Versionen von Mac OS X und iOS ist nicht nur Keynote-erfahren, sondern könnte auch rein altersmĂ€Ăig fĂŒr frischen Wind in der Apple-FĂŒhrungsriege sorgen, neben Ive ist er das jĂŒngste Mitglied der Chefetage. Ob er jedoch ĂŒber die Jobs-typischen Merkmale wie Charisma, Detailbesessenheit, Perfektionismus und dessen FĂ€higkeit zur Marktprognostik verfĂŒgt, ist bislang nur sehr schwer abzuschĂ€tzen, da Forstall den Ball hinsichtlich seines öffentlichen Profils eher flach hĂ€lt, als gezielt die NĂ€he zu den Medien zu suchen.
David Andel