Kopistenfutter iPhone

Das Jahr der Apple-Kopisten

Seit iPad, iPhone und iPod den Markt aufgemischt haben, machen alle Hersteller unfreiwillig Werbung fĂŒrs Original. Apples Konkurrenz ist zu einer Parade schlechter Nachahmer und Verlierer verkommen.

Wer nach den Begriffen „iMac-Konkurrent“ (468 Ergebnisse), „Mac-Pro-Konkurrent“ (1 Ergebnis) oder „Mac-mini-Konkurrent“ (1.930 Ergebnisse) im Internet sucht, kommt schnell zu der Erkenntnis, dass Apples Mitbewerber aus dieser Richtung keine besondere Gefahr wittern. Noch immer zu eigenbrötlerisch scheint Apples stationĂ€re Computer-Produktlinie fĂŒr die breite Masse zu sein, die mit hĂ€sslichen und billigen GerĂ€ten sowie Microsoft Windows zufrieden ist.

Bei Eingabe des Suchbegriffs „iPod-Konkurrent“ in Google erhĂ€lt man aber schon 17.300 Ergebnisse. Auch wenn der iPod mittlerweile bei Apple eine weniger bedeutende Rolle als iPad und iPhone spielt, war dieser doch das erste Produkt, fĂŒr das alle möglichen Hersteller einen Konkurrenten aufbauen wollten. So gibt es unter anderem Galaxy Player (Samsung), Gmini (Archos), Mobile Jukebox (Medion), Sansa (SanDisk), Vaio Pocket (Sony), Zen (Creative) und Zune (Microsoft).

Bei Eingabe des Suchbegriffs „iPad-Konkurrent“ in Google erhĂ€lt man erstaunliche 34.400 Ergebnisse, erstaunlich vor allem insofern, als dass es sich um ein Produkt handelt, das zugleich einer völlig neuen Kategorie angehört. Die meisten jener „Konkurrenten“ sind allerdings von geringerem Bekanntheitsgrad als das iPad, existieren ĂŒberhaupt noch nicht oder waren im Vergleich zum iPad nur Eintagsfliegen. Da wĂ€ren beispielsweise Cius (Cisco), Eee Pad (Asus), Galaxy Tab (Samsung), HannsPad (Hannspree), Interpad (E-Noa), Joojoo (Fusion Garage), Journ.E Touch (Toshiba), PlayBook (RIM), Slate (Hewlett-Packard), Smartpad (1&1), Streak (Dell), Touchpad Tablet (Hanvon), WePad (Neofonie) und Xoom (Motorola).

Zweifelsfrei gibt es auch mehr als genug „iPhone-Konkurrenten“. Apple hat hier nicht nur aus dem Stand heraus sĂ€mtliche Mitbewerber in eine vorwiegend defensive Haltung versetzt, die auffĂ€llig oft dem zu folgen versuchen, was Apple vorgibt. Gleichzeitig wurden in der EinfĂŒhrungsphase auch weltweit Mobilfunkanbieter mit ins Vertriebskonzept integriert, so dass der Neuankömmling am Markt auf vorhandene VertriebskanĂ€le setzen konnte. Google gibt beim Begriff „iPhone-Konkurrent“ bemerkenswerte 43.700 Ergebnisse an, das ist sogar mehr als bei Eingabe des Begriffes „VW-Golf-Konkurrent“ und spricht fĂŒr einen Massenmarkt, was sich kaum jemals jemand in Sachen Smartphones ausgemalt hĂ€tte. Die Zahl der tragbaren Multitalente scheint endlos groß zu sein, neben dem Blackberry Storm (RIM) sind da unter anderem noch Desire (HTC), Galaxi S (Samsung), Idou (Sony Ericsson), M9 (Meizu), N8 (Nokia), Nexus One (Google), Ophone (Lenovo) und Pre (Palm) zu erwĂ€hnen.

Apples iDevices sind mittlerweile ausnahmslos große Erfolge. Die Reaktion der Konkurrenz darauf ist ein bedingt Ă€hnliches Produkt, eine schlechte Kopie, deren einzig hervorstechendes Merkmal die Absicht zu sein scheint, aufs Trittbrett eines schon erfolgreich fahrenden Zuges aufzuspringen. Nur wer will schon eine Beatles-Kopie, eine Donald-Duck-Kopie, eine FRITZ!Box-Kopie, eine Leica-Kopie, eine Porsche-Kopie, eine Swatch-Kopie oder auch nur eine James-Bond-Kopie? Wer die Autobiografie des britischen Staubsauger-Pioniers James Dyson gelesen hat, der weiß, wie dumm und Ă€ngstlich große Konzerne heute sind. Der Erfinder der Staubsauger ohne Drecksack hat jahrelang versucht, seine Erfindungen bei namhaften Herstellern an den Mann zu bringen. Alles aber, was man ihm entgegenbrachte, waren Anstrengungen, seine Erfindung zu kopieren, so dass Dyson einen Großteil seiner Zeit damit verbrachte, Prozesse zu fĂŒhren. Heraus gekommen ist im Endeffekt, dass Dyson seine Sauger selbst herstellte und nun einer der erfolgreichsten Hersteller auf diesem Gebiet ist.

Niemand will eine Kopie, sondern alle wollen das Original. Und bei der ĂŒberwiegenden Mehrzahl der vorgestellten Konkurrenzprodukte handelt es sich allenfalls um unvollstĂ€ndige Nachahmungen mit vielleicht wenigen Vorteilen, aber vielen Nachteilen – und billiger sind sie auch nur selten oder in ausreichendem Maße. Es wĂ€re daher an der Zeit fĂŒr viele namhafte Hersteller, eigene Wege zu beschreiten und nicht das nachzuahmen, was einem selbst nicht einfiel oder wozu man zuvor nicht den Mut hatte. Die Zahl der Apple-Trittbrettfahrer ist aber zwischenzeitlich unertrĂ€glich hoch und fĂŒhrt bei den KĂ€ufern allenfalls zu Verdruss, auch weil dahinter gerade mal ein Wille, nicht aber eine FĂ€higkeit steckt.

David Andel