Block (Englisch: Pad)

Nanu, mein iPad ist nur ein iPad!

Man kann natĂŒrlich viele hundert Euro einfach so zum Fenster hinauswerfen und einen iPad ausschließlich deswegen kaufen, weil andere es auch tun und sich anschließend öffentlich fragen, warum. Besser wĂ€re da zweifellos, man behielte die eigene Dummheit fĂŒr sich.

Bevor Apple wieder so richtig erfolgreich wurde, handelten ausgesprochen viele intellektuell limitierte Artikel davon, dass Apple dies und jenes tun mĂŒsse, damit deren Produkte so erfolgreich wie jene von Microsoft wĂŒrden. Die Autoren besagter BeitrĂ€ge verstanden es wiederholt nicht, dass Apple ganz bewusst anders war und bleiben wollte. Wer den Beitrag „I Hate My iPad“ liest, könnte nun den Eindruck gewinnen, dass die gleichen Autoren ihre Inkompetenz nun auf andere Weise ausleben.

Warum kauft ein Mensch etwas? Weil er es braucht, um bestimmte Dinge tun zu können. Vielleicht auch mal, weil er es schön findet, obgleich es nicht besonders praktisch ist. Oder aber, weil es Teil einer Sammlung ist. NatĂŒrlich gibt es noch viele weitere GrĂŒnde. Besonders seltsam ist es jedoch, wenn jemand etwas kauft, ohne dass es den geringsten Grund dazu gibt und sich dann in einem Artikel viele Fragen dazu stellt.

Gleich zu Beginn rĂ€umt Autor John Swansburg ein, er habe seinen iPad aus den falschen GrĂŒnden heraus gekauft. Jeder hĂ€tte zu Weihnachten einen bekommen, nur er nicht, also fĂŒhlte er sich irgendwie ĂŒbergangen. Er hĂ€tte sich zuvor nicht gefragt, wie sein neuer iPad in seine vorhandene Infrastruktur aus Laptop, Kindle und iPhone passe und sich auch keinen iPad zum Testen von Freunden ausgeliehen und Ă€rgere sich nun ĂŒber die sechshundert verschwendeten US-Dollar fĂŒr etwas, das sein Leben noch weniger als eine Salatschleuder verbessere – und er Ă€ĂŸe nicht einmal besonders viel Salat. Aha.

Weiter bemĂ€ngelt der offenkundig talentierte Swansburg, dass soviel Geld alleine fĂŒrs Surfen auf der Couch zuviel wĂ€re und er außerdem nicht die Art Person sein sein wolle, die sechshundert US-Dollar alleine fĂŒr die Zeitersparnis ausgebe, die paar USB-Kabel nicht mehr aus seinem Laptop ziehen zu mĂŒssen. Auch hĂ€tte der iPad gegenĂŒber dem iPhone zu wenige Vorteile und sei unterwegs zu unhandlich. Soso.

Der Beitrag schließt mit der Feststellung, dass das Tippen auf dem iPad unpraktisch wĂ€re und Steve Jobs bei den iPad-Abos jedes Mal seine Hand aufhielte. Ach ja, fĂŒr SportĂŒbertragungen fehle dem iPad natĂŒrlich Flash. Seltsam nur, dass der Kulturredakteur von Slate Sport bereits zuvor aufgegeben hatte.

Wie der Name schon sagt, ein iPad, also ein „Internet-Block“, ist kein vollwertiger Computer im Vergleich zu dem, was beispielsweise derzeit als Mac oder MacBook verkauft wird. Er soll es auch gar nicht sein, niemand hat das jemals irgendwo behauptet. Das GerĂ€t hat zur Arbeit einen viel zu kleinen Bildschirm und ist viel zu langsam, hat außerdem kein Mehrbenutzer-Betriebssystem, ist primĂ€r also nur einer Person dienlich. Andererseits ist ein richtiger Computer fĂŒr viele Benutzer viel zu leistungsfĂ€hig, das gilt auch fĂŒr manche Laptops. Solche Benutzer machen – analog etwa zur Nutzung eines GelĂ€ndewagens in der Stadt – mit ihrem leistungsfĂ€higen und teuren GerĂ€t viel zu wenig, so dass es die meiste Zeit nur unpraktisch herumsteht und alt wird. Manchmal könnte ein iPad also ohne weiteres zumindest einen tragbaren Computer ersetzen, aber verallgemeinern lĂ€sst sich das nicht. Ebenso lĂ€sst sich nicht verallgemeinern, dass ein iMac das ideale GerĂ€t fĂŒr jemanden ist, der nur E-Mails schreibt und von Zeit zu Zeit im Web surft.

Der mit dem Finger zu bedienende iPad ist eine neue Form von Computer, nicht mehr und nicht weniger. Dokumente oder WWW-Seiten, die darauf gelesen werden, dĂŒrfen sogar kostenlos oder wie macnews.de werbefinanziert sein und sind damit auch niemals dem Geldbeutel des Steve Jobs dienlich. Und wenn man sich schließlich vor Augen fĂŒhrt, dass ein iPad heute deutlich leistungsfĂ€higer als ein 1997 um siebentausend US-Dollar teurerer Twentieth Anniversary Macintosh ist, dann bekommt man schon eine ganze Menge Leistung fĂŒrs Geld, mehr jedenfalls, als dies bei einer Salatschleuder der Fall wĂ€re.

David Andel