Von Apple geteiltes Europa

Getrenntes iTunes-Europa?

Europa ist vereinigt, zumindest Teile davon. Es gibt gemeinsame Regeln, ein europĂ€isches Parlament, einen europĂ€ischen Gerichtshof und eine einheitliche WĂ€hrung. Im iTunes Store gibt es diese Einigung aber nicht, hier kocht man noch bevorzugt regionale SĂŒppchen.

Aktualisierungen

Wer mit seinem iPhone in Deutschland bestimmte Apps gekauft hat und in ein anderes EU-Land zieht, kann diese aus unerfindlichen GrĂŒnden nur noch zum Teil aktualisieren, obwohl die gleichen Anwendungen auch im anderen EU-Land ohne jede VerĂ€nderung erhĂ€ltlich sind. Die einzige Abhilfe wĂ€re es, die Anwendungen erneut zu kaufen oder installieren und fortan nicht mehr das Land zu verlassen oder den iTunes Store zu wechseln. Ironischerweise betrifft dieser Mangel ausgerechnet zahlreiche ReisefĂŒhrer.

Nationale Apps

Man kann als EU-BĂŒrger, der nicht in Deutschland wohnt, zwar bei Amazon.de einkaufen und oft sogar von denselben Portofreigrenzen profitieren wie auch deutsche Kunden, die entsprechende App fĂŒrs iPhone steht aber nur regional zur VerfĂŒgung. Seltsamerweise gilt dies weder fĂŒr „Amazon Mobile UK“ noch fĂŒr die US-Variante der App. Aber wer weiter in diese Richtung bohrt, wird auf zahlreiche weitere PhĂ€nomene im Bereich regionaler Apps stoßen – selbst manche Presseerzeugnisse stehen nur regional zur VerfĂŒgung, ganz so, als beherrsche niemand eine Fremdsprache.

Tipps von Freunden

Wer in Frankreich einem Freund in Österreich ein MusikstĂŒck zum Kauf empfiehlt, wird scheitern, denn jeder Store kocht hier sein regionales SĂŒppchen, ganz so, als gĂ€be es keine EU. So bleiben nationale Hits auch durch den weltweit agierenden Store nationale Hits. Musikverlage lieben es wohl sehr, wie Glucken auf ihren Verwertungsrechten zu hocken und können sich nicht vorstellen, dass Musik auch der VölkerverstĂ€ndigung dient. Fazit: Es wird weiter geklaut.

Ein Land, drei Sprachen

Belgien ist ein mehrsprachiges Land. Und obgleich es in anderen EU-LĂ€ndern Stores in den drei belgischen Amtssprachen Deutsch, Französisch und NiederlĂ€ndisch gibt, versteht der belgische iTunes Store ausschließlich Englisch, wĂ€hlt man Deutsch als Systemsprache. Es ist schwer verstĂ€ndlich, weshalb nicht alle Stores zumindest fĂŒr die Grundeinstellungen ĂŒber eine Sprachauswahl in den meist verbreiteten Sprachen verfĂŒgen.

Apple TV

Das GerĂ€t ist nur dort verfĂŒgbar, wo es auch ein entsprechendes Filmangebot gibt. NatĂŒrlich wĂŒrden manche Anwender das GerĂ€t auch gerne nutzen, ohne Filme und Videos im Store zu kaufen, doch hat Apple das nicht vorgesehen. Zweifelsfrei verhindert dies nicht den Kauf, denn selbst die rigidesten VertriebskanĂ€le lassen sich ohne große Probleme umgehen. Aber warum dann nicht gleich ĂŒberall anbieten, liebe Firma Apple? Gibt es etwa GerĂ€tesubventionen von den Inhabern der Verwertungsrechte?

Apples aufgrund nationaler Verwertungsrechte praktizierter iTunes Store der Regionen ist nicht nur fĂŒrchterlich unpraktisch, sondern auch europafeindlich und angesichts des einheitlichen Binnenmarktes zumindest rechtlich bedenklich. Es wĂ€re an der Zeit, einen paneuropĂ€ischen EU-Store verfĂŒgbar zu machen, in welchem dann zunĂ€chst jene Apps, Presseerzeugnisse, Filme, Videos und MusikstĂŒcke zur VerfĂŒgung stehen, mit deren europaweiten Vertrieb es keine Probleme gibt. Legaler und wirtschaftlicher Druck sollten anschließend dazu in der Lage sein, die verbliebenen landesfĂŒrstlichen Probleme auszurĂ€umen. Wer zu spĂ€t kommt, den bestraft bekanntlich das Leben, denn was nicht sofort legal erhĂ€ltlich ist, das wird ganz einfach illegal erworben.

David Andel