Laurel & Hardy

Dick und Doof

Ein echter Fan von Laurel und Hardy wĂĽrde die beiden enormen Talente natĂĽrlich niemals als „Dick und Doof“ bezeichnen – das ist allein eine deutsche Erfindung aus den DreiĂźigern, die erst Theo Lingen vierzig Jahre später zu reparieren suchte. Der 1890 im englischen Ulverston geborene und 1965 im kalifornischen Santa Monica verstorbene Stan Laurel war der kreative Ideengeber des komischen Duos, wohingegen der 1892 in Harlem, Georgia geborene und 1957 in Hollywood, Kalifornien verstorbene Oliver Hardy eher Schauspieler und – einer ausgezeichneten Stimme sei dank – auĂźerdem Sänger war. Die Komik von Stan und Ollie beruhte vor allem auf der simplen Idee, dass der eine – dĂĽnne – Partner eine meist einfältige Rolle spielte, am Ende aber doch immer klĂĽger erschien, während der andere – dicke – Partner grundsätzlich alles besser wusste, im Endeffekt jedoch fast generell den kĂĽrzeren zog, was dann oft mit dem Zitatklassiker „Another nice mess you got me into!“ (Da hast Du mir wieder eine schöne Suppe eingebrockt!) endete …

Was das mit Apple zu tun hat? Nichts und gleichzeitig doch sehr viel. Zwar wurde Apple erst am 1. April 1976 gegründet (und war noch nicht einmal ein Aprilscherz), so dass weder Oliver Hardy noch Stan Laurel jemals wissentlich oder sinnvoll Steve Jobs begegnet sein oder beeinflusst haben dürften. Doch erinnert die aktuelle Werbekampagne des Unternehmens zuweilen sehr an das größte Komikerduo aller Zeiten – mit dem Unterschied, dass hier der „Kräftigere“ den Doofen und somit der „Dünnere“ den Klugen spielt, ein deutlich banaleres Klischee also. Der kluge Gutaussehende nämlich weiß ganz genau um die Vorteile eines Mac, während der eher bieder wirkende und nicht ganz so gut durchtrainierte „PC Guy“ die Rolle des ewigen Dummerchens übernommen hat, denn er hat einfach keinen Plan, beharrt auch nach Dutzenden Werbespots, in denen er stets die Verliererrolle übernimmt, auf seinem Windows-PC und gibt de facto auch nach über einem Jahr immer noch nicht auf.

Verwunderlich dabei ist selbstverständlich, dass sich die beiden Widersacher immer wieder begegnen, obgleich sie doch mittlerweile wissen müssten, dass sie unterschiedlichen Welten entstammen und sich einfach nie einig werden können. Dennoch scheint der Mac-Enthusiast es nicht sein lassen zu können, immer wieder vorführen zu müssen, wie überlegen er am Ende doch ist. Das veranlasst den PC Guy natürlich zu immer extremeren Anstrengungen, zuletzt verkleidete er sich gar mehr schlecht als recht als Steve Jobs und wollte uns alle an der Nase herumführen. Ob sich da eine Profilneurose anbahnt?

AmĂĽsant an der Appleschen Reinkarnation von Stan und Ollie ist vor allem der Kontrast zum wirklichen Leben der Darsteller: So dĂĽrfte Justin Long (= Mac) eher die Einfältigkeit gepachtet haben und John Hodgman (= PC) als Autor und Humorist das genaue Gegenteil seiner Rolle sein. Wieso ausgerechnet Justin Long ein Blog braucht, weiĂź keiner so genau, denn zu sagen hat er noch weniger als nichts. Und ob er sich wirklich mehr als einen sinnvollen Gedanken um seinen Computer macht, sei dahingestellt. Das ist keinesfalls boshaft gemeint, es ist bestenfalls amĂĽsant, denn manche/viele Blogs sind einfach eine dumme Idee.

Wie dem auch sei, der Witz an der ganzen Geschichte von Oliver, Stan, PC Guy und Mac Guy ist zweifelsohne die wunderschöne Erinnerung an zwei göttliche Komödianten, wie sie die Welt niemals wiedergesehen hat. Oliver Hardy und Stan Laurel drehten ihren letzten gemeinsamen FIlm im Jahre 1951 – wir lachen aber noch heute.

David Andel
ZurĂĽck