Großer App-Bruder

Kleine Apps vom Großen Bruder

Jetzt ist er da, der App Store fĂŒr den Mac – die einen lieben, die anderen hassen ihn, gleich von Anfang an. GemĂ€ĂŸ der Kommentare vieler Anwender ist der App Store irgendwas zwischen dem Ende der Mac-PrivatsphĂ€re und dem Anfang komfortabler Software-Verwaltung im gesamten Heimnetz. In Wirklichkeit ist er aber ein von Apple dem Mac vorgeworfener Brocken iOS.

Manches von dem, was der App Store heute erstmalig ermöglicht, wĂ€re auch völlig ohne dessen Hilfe machbar gewesen, nur gab es dafĂŒr offenbar keine besondere PrioritĂ€t, will sagen motivierende Einnahmequelle. So hĂ€tte Apples Installationsprogramm sich schon lange klĂŒger verhalten und die großzĂŒgige Verwaltung auch von Unterverzeichnissen bei der Software-Installation berĂŒcksichtigen können. Bislang jedoch war es immer eine Qual, das fortwĂ€hrend grĂ¶ĂŸer und unĂŒbersichtlicher werdende Programme-Verzeichnis nicht in sinnvolle Rubriken unterteilen zu können, da sich das Installationsprogramm dann dumm stellte und die Installation oder Aktualisierung einer Anwendung schlichtweg verweigerte. Es ist schleierhaft, warum diese fĂŒr Apple derart untypische EinschrĂ€nkung bis vor kurzem ĂŒberlebt hat, ist das Installationsprogramm doch Teil der Erbschaft von NEXTSTEP und damit schon fast zwanzig Jahre alt.

Auch ein Bezahlsystem samt Downloadplattform zumindest fĂŒr Shareware hĂ€tte sich Apple schon zuvor ausdenken können, schließlich hatte der Mac viele Jahre lang mit einem nur vergleichsweise kleinen Software-Markt zu kĂ€mpfen, fĂŒr den jede Hilfe vom Mutterschiff höchst willkommen gewesen wĂ€re. Aber Pustekuchen! Erst jetzt, wo das GeschĂ€ft auch um den Mac herum ordentlich brummt, holt Apple das nach, was im Prinzip niemand mehr dringend braucht. Und die komfortable Software-Aktualisierung ermöglicht seit geraumer Zeit fĂŒr alle Software-Hersteller, die dies wĂŒnschen, ein Framework namens Sparkle â€“ auch dazu ist kein App Store nötig. Die einzig unbestrittenen Vorteile des App Store fĂŒr den Anwender verbleiben somit die immer gleichen Lizenzbestimmungen (er kann die Anwendung auf allen seinen Macs benutzen) und der Wegfall von Seriennummern samt deren Verwaltung.

Großes Bauchweh entsteht aber insbesondere durch die Tatsache, dass auch Anwendungen vom neuen App Store erkannt werden, die nie ĂŒber diesen bezogen wurden. Schlimmstenfalls weiß Apple nun Bescheid und hat detaillierte Statistiken ĂŒber sĂ€mtliche legal und illegal installierten Programme auf jedem aktuellen Mac weltweit. Eine nicht sehr beruhigende Vorstellung, die man vielleicht noch aus SicherheitsgrĂŒnden auf einem Smartphone oder aus Faulheit auf einem vor allem als LesegerĂ€t genutzten iPad hinzunehmen bereit ist, aber schon weit weniger auf einem ausgewachsenen Computer.

Ein großes RĂ€tsel wird es auch bleiben, weshalb es fortan zweier App Stores auf dem Mac bedarf: einen fĂŒr iPad, iPhone und iPod touch innerhalb von iTunes sowie einen fĂŒr den Mac, außerhalb von iTunes. EndgĂŒltig absurd wĂ€re da die Vorstellung, die Bloatware iTunes kĂŒnftig nur noch per App Store fĂŒr den Mac aktualisieren zu können, denn dann entginge Apple wirklich ĂŒberhaupt nichts mehr. Vielleicht war Apple 1984 noch der Grund, dass 1984 nicht zu 1984 wurde, aber womöglich holt Apple 2011 ja 1984 einfach nach.

David Andel