Die Welt bleibt ein Dorf

Ein internationales Produkt

Wikipedia lehrt uns, dass man unter Globalisierung den Prozess der zunehmenden internationalen Verflechtung in allen Bereichen (Wirtschaft, Politik, Kultur, Umwelt, Kommunikation etc.) verstehe. In der Wirklichkeit jedoch verhĂ€lt es sich mit der Globalisierung wie mit dem Kommunismus – eine nette Theorie zwar, aber an der Menschheit völlig vorbei.

Wer jemals in den USA eine DVD gekauft hat, um diese dann in seinem in Deutschland gekauften Laptop abzuspielen, der weiß, dass internationale Verflechtung hier absolut nachteilig ist. Gekauft werden kann und soll zwar, gespielt werden aber darf nur unter Strafe des Regionalcode-Wechsels – nach viermaliger Änderung verharrt der Mac bei jenem Regionalcode, dem die letzte DVD entsprach.

Mit einem iPhone unterwegs zu sein, bietet zahlreiche Vorteile. Der integrierte GPS-EmpfĂ€nger hilft einem mit UnterstĂŒtzung von Google Maps vorzĂŒglich dabei, sich nicht zu verlaufen, und der integrierte E-Mail-Klient wie auch der Safari-WWW-Browser erteilen Auskunft selbst dort, wo man die Sprache nicht beherrscht. Alles, was man braucht, hat man dabei, und sĂ€mtliche E-Mails sind dank IMAP auf allen GerĂ€ten auf dem neuesten Stand. Oder etwa nicht?

Richtig, „nothing works“, wie einst Catweazle feststellte. Und was der Zauberer aus dem 11. Jahrhundert außerdem ĂŒber die modernen Errungenschaften unserer Zeit meinte, hat unverĂ€ndert GĂŒltigkeit. Digitaler Mobilfunk ist auch Jahrzehnte nach seiner EinfĂŒhrung nichts anderes als „electrickery“, denn sobald man sein Heimatland verlĂ€sst, wird man fĂŒr jedes ankommende wie abgehende GesprĂ€ch dermaßen zur Kasse gebeten, als gĂ€be es noch Wegelagerer, als wĂ€ren unsere einzigen Verkehrsmittel nach wie vor Pferde. Es scheint einfach nicht in die Management-Köpfe von o2, Orange, T-Mobile, Vodafone & Co. zu gehen, dass sich nichts durchsetzen kann, was derart unverschĂ€mt hochpreisig ist. So musste auch erst das iPhone auf den Markt kommen, um ĂŒberhaupt zu verdeutlichen, was es bedeuten kann, einen Datentarif permanent und unbedarft zu nutzen. Zuvor wurde UMTS noch mancherorts Bit fĂŒr Bit als wertvolles Gut gehandelt, gerade so, als sollten all die vielen Sendemasten fĂŒr spĂ€tere Generationen geschont werden.

Nur eine internationale Flatrate ist etwas, was kein internationaler Kommunikationskonzern auch nur mit einer Drahtzange anfassen wĂŒrde. Das kann sogar ein Unternehmen sein, das in zahlreichen LĂ€ndern Niederlassungen hat, das von einem mutigen Schritt im Interesse seiner Kunden regelrecht mit einer Vorreiterrolle belohnt wĂŒrde, so wie Apple dies mit dem iPod vorexerziert hat. Aber hier endet natĂŒrlich die Phantasie unserer grenzenlos ĂŒberbezahlten Manager jĂ€h, denn ein solches Unterfangen könnte sich vorĂŒbergehend in den Bilanzen, ergo auf die eigenen BezĂŒge negativ auswirken. Und wenn etwas in den Kreisen der gierigen Nadelstreifen eine bedeutende Rolle spielt, dann ist es der schnelle Euro.

Außer Geldfluss und Krieg ist leider kaum etwas nachhaltig globalisiert. Keine Krankenversicherung, kein Verbraucherschutz, kein Menschenrecht und noch nicht einmal die mobile Kommunikation fĂŒr jedermann. Auch anno 2008 ist die Welt kein Dorf, sondern eine Welt aus Dörfern.

David Andel