Kartenvergleich Apple/Google

Abschied ist ein kleiner Tod

Zwischen Apple und Google herrscht Eiszeit. Die Wahl der Suchmaschinen in Safari wurde über Google hinaus erweitert, Googles Kartendienst durch einen halbfertigen eigenen ersetzt und Patentklagen zwischen der Android- und iOS-Welt sorgen für Goldgräberstimmung unter den beteiligten Kanzleien. Aber all das scheint nur Makulatur einer letztlich doch nicht vollziehbaren Trennung zu sein.

Schon wenn die aus Apples Mail und Safari mittlerweile wegrationalisierte RSS-Funktion mit Hilfe externer Software wiederhergestellt werden soll, liest sich die Apple-eigene Liste (siehe RSS Tools) wie eine Google-Reader-Dauerwerbung. Zwar passte RSS nicht mehr in Apples Strategie totaler „Social Media“-Integration und Twitter wie Facebook sollten das WWW-Informationsmonopol erhalten. Allerdings hatten sich die Anwender längst an RSS gewöhnt, sodass viele anstelle der Nervtöter Twitter und Facebook nun RSS via Google Reader nutzen dĂĽrften.

Auch Dorfpomeranze Siri ist kein leuchtendes Apple-Beispiel. Wie die meisten US-Amerikaner funktioniert sie prinzipiell zuhause am besten. In anderen Ländern lässt man das unkundige und stets etwas schwer von Begriff erscheinende Mädel so schnell nicht mehr aus ihrem Home-Button hinaus. Und jĂĽngsten Vergleichen zufolge sieht es auch eher schlecht aus, will sich ein Apple-Dienst wie Siri gegenĂĽber der erfahrenen Google-Konkurrenz behaupten. Googles sprachgestĂĽtzte Suche funktioniert auf allen iPhone-Modellen und ist welterfahrener und umgänglicher, weitere Konkurrenten stehen schon in den Startlöchern.

Und obgleich es so scheint, als fielen Google und Apple derzeit gegenseitig ĂĽbereinander her, ist es doch auffällig, dass es keine direkten gerichtlichen Auseinandersetzungen gibt, sondern nur zahlreiche Nebenkriegsschauplätze. Warum das so ist, versteht selbst Ex-Google-Vorstandsvorsitzender und Ex-Mitglied des Apple-Verwaltungsrates Eric Schmidt nicht. Es bleibt eine seltsame Hassliebe, die vor allem darauf zurĂĽckzufĂĽhren ist, dass Google sich in Apples Geschäftsbereiche eingemischt hat, wohingegen sich Apple stets aus Googles Angelegenheiten heraushielt. Andernfalls wäre aus Google und Apple ein nettes, gar furchterregendes Duopol geworden.

Resultat dieser Auseinandersetzung ist leider eine ganze Menge Mist, dessen Gestank der iOS-Anwender derzeit zu ertragen hat. Nutzt beispielsweise ein Einwohner aus BrĂĽssel den neuen Apple-Kartendienst in der Spracheinstellung Deutsch, wird er seit dem Google-Abschied mit einer rein niederländischen Variante konfrontiert, während die Zahl der niederländischsprachigen Einwohner BrĂĽssels deutlich unterhalb von zehn Prozent liegt. Das beherrschte Google bei weitem besser. Apple hat seine Daten jedoch unter anderem beim niederländischen Anbieter TomTom erworben, der wiederum BrĂĽssel Flandern zuordnet, weil es zwar geografisch innerhalb dessen befindlich ist, sich jedoch um eine eigenständige Region Belgiens handelt, wovon weder TomTom noch Apple etwas zu wissen scheinen und trotz zahlreicher Hinweise darauf auch keinen Lernwillen vorweisen. Solche Marginalien aus Europas Hauptstadt ignoriert Cupertino konsequent – Jahrzehnte nicht vorhandener Ă–ffentlichkeitsarbeit wirken sich ebenso aus wie die verlernte Fähigkeit des Zuhörens. Der Detailreichtum der meisten Karten europäischer Städte ähnelt daher nicht ĂĽberraschend dem eines Stadtplans von Kairo unter Gamal Abdel Nasser. Die hohe Zahl der durch die Nutzer gemeldeten Fehler fand bislang kaum eine Umsetzung â€“ es sei denn, etablierte Medien berichteten darĂĽber.

Einfach machte es der Internet-Gigant dem Mac-Hersteller noch nie. Legt der geneigte Anwender auf Privatsphäre keinen Wert, erhält er bei Google in Minutenschnelle zahlreiche unentgeltliche Dienstleistungen. Will er einen vergleichbaren Teil der Dienste bei Apple nutzen, muss er nicht nur Besitzer aktueller Apple-Geräte und -Betriebssysteme sein, sondern braucht auch noch eine so genannte Apple-ID, für die er nicht nur eine schon vorhandene E-Mail-Adresse vorzuweisen hat, sondern auch noch Geburtsdatum und Kreditkartennummer hinterlassen muss – selbst private Sicherheitsfragen sind unabwendbar. Und was er dann erhält, das funktioniert noch nicht einmal besonders gut. Apples Internet-Mission ist noch lange nicht vollendet, wohingegen Googles iPhone-Konkurrenzmodell den Sieg langsam aber sicher davonzutragen droht.

David Andel